Der neue Impfstoff Novavax beruht auf einem bewährtem Wirkverfahren. Er stößt daher auf weniger Skepsis als moderne mRNA-Vakzine. Was Sie zum Novavax-Impfstart wissen müssen.
Novavax
Ein medizinischer Mitarbeiter bereitet eine Dosis für die Impfung mit dem Totimpfstoff Novavax vor. (Foto: dpa)
Düsseldorf Im Dezember 2021 hat der Protein-Impfstoff Novavax von der EU die Zulassung erhalten. In Deutschland haben die Bundesländer inzwischen damit begonnen, den Novavax-Impfstoff zu verabreichen. Vor allem Menschen mit Vorbehalten gegenüber den weit verbreiteten mRNA-Impfstoffen sollen eine Novavax-Impfung bekommen können.
Novavax ist der fünfte in der EU zugelassene Impfstoff, kommt allerdings mit deutlicher Verspätung. Produktionsprobleme verzögerten die Entwicklung und Zulassungsverfahren erheblich.
Doch wie und wann kommt man an eine Novavax-Impfung? Können Sie mit Novavax boostern? Wir geben die wichtigsten Antworten.
Nuvaxovid, so die EU-Bezeichnung für den Impfstoff in der EU, besteht laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) aus virusähnlichen Partikeln, die das Spike-Protein des Coronavirus enthalten. Der Körper erkennt das Protein als fremd und fährt das Immunsystem hoch – spezifische Antikörper und T-Zellen bilden sich.
Das wappnet vor einer echten Infektion. mRNA-Vakzine hingegen funktionieren anders. Körperzellen werden mithilfe von Erbgutschnipseln angeregt, selbst das Spike-Protein herzustellen, um eine Immunantwort auszulösen.
Oft ist die Rede vom Corona-Totimpfstoff Novavax. Doch das ist nicht ganz korrekt. Totimpfstoffe enthalten dem Bundesforschungsministerium zufolge abgetötete, also nicht mehr vermehrungsfähige Krankheitserreger. Sie können auch nur Bestandteile oder einzelne Moleküle dieser Erreger enthalten.
Beispiele sind Impfstoffe gegen Hepatitis A und Influenza. Der Körper kann dabei den Totimpfstoff nicht vom Erreger unterscheiden und fährt eine gezielte Immunabwehr hoch, die vor einer echten Infektion schützt.
Allerdings wird der Begriff nicht einheitlich verwendet. Im engeren Sinne ist Novavax kein Totimpfstoff, da keine echten Virusteile im Impfstoff enthalten sind. Treffender sind die Bezeichnungen Proteinimpfstoff oder auch rekombinanter Proteinimpfstoff.
Der Novavax-Impfstoff hat laut Zulassungsstudien eine Wirksamkeit von 90 Prozent bei Corona-Erkrankungen. Das bedeutet, in der geimpften Gruppe traten 90 Prozent weniger Erkrankungen auf als in der ungeimpften Kontrollgruppe. Die Probanden erhielten zwei Dosen im Abstand von drei Wochen.
Allerdings beziehen sich die Ergebnisse hauptsächlich auf die Alpha-Variante, die in Deutschland so gut wie keine Rolle mehr spielt. Omikron dominiert seit Anfang 2022 die Corona-Infektionen. Novavax entwickelt nach eigenen Angaben bereits einen modifizierten Impfstoff, der auf die Omikron-Variante ausgerichtet ist.
Für den neuen Impfstoff gibt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Risikobewertung ab: Novavax könne zu „lokalen und systemischen Impfreaktionen“ führen. Gemeint sind damit Schmerzen an der Einstichstelle, Kopf- sowie Muskel- und Gelenkschmerzen oder Müdigkeit, die bis zu wenigen Tagen anhalten können. Die Nebenwirkungen des neuen Mittels sind damit vergleichbar mit denen der bereits vorhandenen Corona-Impfstoffe, etwa Biontech und Moderna.
Derzeit empfiehlt das Robert Koch-Institut (RKI) den Novavax-Impfstoff nur zur Grundimmunisierung. Zwei Dosen im Mindestabstand von drei Wochen würden für einen Impfschutz ausreichen, schreibt das Institut.
Es gibt aber bereits Hinweise, dass sich das neue Mittel auch als Booster eignet. Der Generalsekretär der Deutschen Immunologischen Gesellschaft, Carsten Watzl, sagte der Augsburger Allgemeinen Zeitung: „Bei den Booster-Impfungen ist Novavax laut einer britischen Studie nicht ganz so effektiv wie die mRNA-Impfstoffe, aber deutlich besser als Vektorimpfstoffe wie Astra-Zeneca oder Johnson&Johnson.“
Die erste Novavax-Lieferung ist Ende Februar in Deutschland eingetroffen. In den Kalenderwochen 9 (ab 28. Februar) und 10 (ab 6. März) rechnet das Bundesgesundheitsministerium mit je 900.000 Einheiten, in der Kalenderwoche 11 sollen es 600.000 Dosen sein. Der Impfstoff soll demnach erst medizinischem Personal angeboten werden.
Insgesamt erwartet der Bund im ersten Quartal 2022, als bis Ende März, etwa vier Millionen Impfdosen. Im zweiten Quartal sollen es bis zu 30 Millionen Einheiten sein.
Zur Nachfrage nach Novavax-Impfungen gibt es bereits einige Zahlen. Sie zeigen ein gemischtes, eher verhaltenes Interesse an dem neuen Impfstoff. Für Berlin meldete ein Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes einen „vielversprechenden Start“. In Hessen und Mecklenburg-Vorpommern hingegen lagen die Terminbuchungen weit unter den vorhandenen Kapazitäten.
Mehrere Landesbehörden rechnen aber damit, dass sich das Interesse durch gezielte Impfaktionen und Aufklärungskampagnen noch steigern lassen wird. Besonders die ab Mitte März geltende Impfpflicht in bestimmten Einrichtungen könnte viele Menschen nun zu einer Impfung bewegen, heißt es.
Wie Sie am besten an einen Impftermin kommen, sehen Sie hier in der Länder-Übersicht.
Vakzine nach klassischem Wirkverfahren erfahren oft mehr Vertrauen. So misstrauen manche Menschen der neuen mRNA-Technologie, die noch nicht lange erprobt ist. Auf ihr basieren die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer. Für Menschen, die bislang eine Impfung ablehnen, klingt ein Protein-Impfstoff womöglich natürlicher.
Die Europäischen Arzneimittel-Agentur begutachtet derzeit mehrere neue Impfstoffe. Darunter sind beispielsweise die Totimpfstoffe Sinovac aus China und Valneva aus Frankreich. Für beide liegen noch keine vollständigen Zulassungsanträge vor.
Mit Agenturmaterial.
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