PremiumFacebooks Hardware-Chef ersetzt den langjährigen Technologievorstand Mike Schroepfer – ein Zeichen, wo der Social-Media-Konzern seine Zukunft sieht.
Menlo Park In diesen Tagen sieht man Andrew Bosworth selten ohne Brille. Etwa als Facebooks Hardware-Chef vor zwei Wochen „Ray Ban Stories“ vorstellte – eine Sonnenbrille mit Kamera, für die der Mutterkonzern von Facebook, Instagram und WhatsApp mit der Marke des italienischen Brillenriesen Luxottica kooperiert. Auf seinem Linkedin-Profilbild hat sich der bullige Glatzkopf Bosworth, intern „Boz“ genannt, die hauseigene VR-Brille „Oculus Quest 2“ auf die Stirn geschoben.
Bislang ist Bosworth Mark Zuckerbergs Mann für die Geräte, künftig verantwortet er die Technologie im gesamten Konzern. Er folgt im Laufe des kommenden Jahres auf Mike Schroepfer, der seit 2013 Facebooks Technologievorstand war und in eine Rolle als „Senior Fellow“ rückt, wo er wie bisher Facebooks Initiativen bei der Entwicklung Künstlicher Intelligenz vorantreiben soll.
Der Wechsel ist ein massiver Einschnitt für Facebook: Schroepfer, intern als „Schrep“ bekannt, ist seit 2013 für Facebooks gewaltige technische Infrastruktur verantwortlich. Unter anderem verantwortete er die Entwicklung von Algorithmen, die Hassnachrichten oder politische Beeinflussung von Wahlen durch antidemokratische Regime herausfiltern sollen.
Dass Facebook aber weit davon entfernt ist, politischem Radikalismus oder Anti-Impf-Propaganda auf seinen Plattformen Herr zu werden, hat erst vergangene Woche eine Artikelserie in „Wall Street Journal“ aufgedeckt.
Dass solcherlei Querelen der unmittelbare Grund für Schroepfers Rückzug sind, ist eher unwahrscheinlich. Schließlich steht Facebook seit vielen Jahren in der Dauerkritik. Auch dass der Wechsel nicht abrupt erfolgt und Schroepfer im Unternehmen bleiben soll, spricht dagegen. Allerdings ist Schroepfer nicht der erste Topmanager, der sich aus Facebooks erster Reihe zurückzieht: Die Französin Fidji Simo, die als Chefin des Facebook-Netzwerks quasi Zuckerbergs Erbe verwaltete, wechselte kürzlich an die Spitze des Lebensmittel-Lieferdienstes Instacart. Auch die Chefin von Facebooks Werbegeschäft, Carolyn Everson, wechselte als Präsidentin dorthin.
Der 39-jährige Bosworth ist einer der engsten Vertrauten von Zuckerberg. Der Manager – Twitterhandle @boztank („Boz-Panzer“) - verteidigt sein Unternehmen im Angesicht der ständigen Kritik zuweilen aggressiv. 2016 machte ein interner Blogbeitrag von Bosworth Schlagzeilen: Darin forderte er Facebook-Mitarbeiter auf, sich mit der „hässlichen Wahrheit“ abzufinden, dass Facebooks Mission, Menschen zu verbinden, auch Menschenleben koste. In Summe sei Facebooks Streben nach Wachstum dennoch gut, weil es mehr Menschen miteinander in Kontakt bringe.
Bosworth hat fast seine gesamte Karriere bei Facebook verbracht. Er lernte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg in Harvard kennen, wo dieser eine wissenschaftliche Übung zu Künstlicher Intelligenz beim etwas älteren Bosworth besuchte. Nach einem kurzen Ausflug zu Microsoft stellte Zuckerberg, inzwischen Harvard-Abbrecher, Bosworth 2006 ein. Dort entwickelte der Informatiker den Newsfeed, das Zentrum der Seiten von Facebooks fast drei Milliarden Nutzern.
Seine Beförderung gibt auf doppelte Weise einen Hinweis, wo Zuckerberg die Zukunft des Konzerns sieht: Zum einen reagiert er auf öffentliche Kritik in den vergangenen Jahren eher scharf als entschuldigend – das passt eher zum Stil von Bosworth als zu dem des ruhigen Schroepfer.
Zum anderen werden smarte Geräte immer wichtiger in Facebooks Strategie. Zuckerberg sieht Virtuelle Realität als nächste große Internet-Plattform. Bislang ist der Konzern auf Gedeih und Verderb den App-Store-Anbietern Apple und Google ausgeliefert. Gerade Apple schadet mit seinen strengeren Privatsphäreregeln Facebooks Werbegeschäft, das auf der Analyse von Nutzerdaten basiert.
Auf seinen eigenen Geräten kann Facebook dagegen seine eigenen Regeln setzen. Bosworths Hardware-Einheit hat Fortschritte gemacht. Die Videotelefone „Portal“ verkaufen sich gut, eben hat Facebook das erste tragbare Gerät vorgestellt. Die „Oculus Quest 2“-Brille gilt als erste massentaugliche VR-Brille.
Zuckerberg hat angekündigt, Facebook zum Metaversum-Konzern zu machen – einer virtuellen Welt, in der vielfältige Erlebnisse möglich sein sollen. Bosworth ist der Mann, der Facebook an Zuckerbergs Seite in diese neue Welt führen soll.
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