Kabelnetze, Medien, Formel 1: John Malone spielt überall mit. Jetzt will er den Telekommunikationsmarkt in Großbritannien umkrempeln.
John Malone
Der 79-Jährige ist global auf Einkaufstour.
Bild: AFP
Düsseldorf Die weißen Haare hat er zum Seitenscheitel gekämmt, die Hände hält er gefaltet im Schoß. „Wir haben immer nach guten Chancen gesucht“, erzählt John Malone in einem Interview mit dem US-Sender CNBC. Seine Körpersprache wirkt wie die eines verschüchterten Schuljungen. Es gehört zu Malones Markenzeichen, sich in seinen Auftritten sehr zurückzunehmen, während er gleichzeitig große Deals in der Geschäftswelt abwickelt.
Jetzt ist wieder so ein Deal-Moment gekommen. In Großbritannien hat der 79-Jährige einen Zusammenschluss eingefädelt, der die Telekommunikationslandschaft nachhaltig verändern kann. Malone ist Chairman der US-amerikanischen Telekommunikationsfirma Liberty Global. Deren lokale Tochter will er mit dem britischen Geschäft von Telefónica verschmelzen.
Auf einen Schlag soll damit der größte Internet- und Telefonanbieter Großbritanniens entstehen. Das vereinigte Unternehmen wäre mit rund 40 Milliarden Dollar bewertet, würde 46 Millionen Kunden versorgen und die Rivalen BT und Vodafone herausfordern. Es wäre ein Deal ganz nach dem Geschmack von Malone. Denn seine Karriere hat er auf Übernahmen, Fusionen und Allianzen aufgebaut.
Der an der Yale University ausgebildete Elektroingenieur promovierte an der Johns Hopkins University, nach einer Zwischenstation bei der Unternehmensberatung McKinsey stieg er zum CEO des angeschlagenen Kabelnetzbetreibers Tele-Communications auf. Mit Übernahmen entwickelte er die Firma zu einem Giganten auf dem amerikanischen Markt, bis er sie schließlich 1999 für 50 Milliarden Dollar an den Netzbetreiber AT&T verkaufte.
Es gibt immer etwas zu kaufen. John Malone (Chairman Liberty Global)
Über die Firmengruppe Liberty ist er seitdem global auf Einkaufstour. In Deutschland sicherte er sich zwischenzeitig in vielen Bundesländern ein Monopol auf die Kabelnetze, bevor er sie im vergangenen Jahr zusammen mit den Landesgesellschaften in Ungarn, Tschechien und Rumänien für insgesamt 18,4 Milliarden Euro an Vodafone verkaufte.
Gegenüber Anlegern berichtete Liberty damals, das Deutschlandgeschäft mit einem Plus von rund sieben Milliarden Dollar abzugeben und darauf keine Steuern in Deutschland zahlen zu müssen.
Das Magazin „Der Spiegel“ zeichnete daraufhin zusammen mit der britischen Organisation Finance Uncovered nach, wie Malone über ein komplexes Konstrukt über Jahre trotz lukrativer Geschäfte in Deutschland fast keine Gewinnsteuern zahlen musste. Der frühere US-Vizepräsident Al Gore nannte Malone aufgrund seines harten Auftretens in der Geschäftswelt „Darth Vader“.
Verständlich, dass Malone sich auch Feinde gemacht hat. Bernie Ecclestone beispielsweise drängte er vor vier Jahren aus der Formel 1, als er die Rennserie dem Vernehmen nach für 8,5 Milliarden Dollar aufkaufte.
Über die Jahre hat sich der US-Milliardär so ein komplexes Firmenimperium aufgebaut. Er ist nach eigenen Angaben der größte Landbesitzer der USA, ihm gehören zudem zahlreiche Immobilien. Gleichzeitig mischt er in der Medienbranche mit. „Es gibt immer etwas zu kaufen“, hatte Malone vor Jahren im Interview mit dem Handelsblatt gesagt.
Der Deutschen Telekom kaufte er nicht nur Teile ihres Kabelnetzes ab, er nahm auch mehrmals Anlauf, die US-Tochter T-Mobile US zu übernehmen. Seit die Telekom Anfang April T-Mobile US mit dem Konkurrenten Sprint verschmolzen hat, werden Malone Ambitionen nachgesagt, einen neuen Rivalen auf dem Mobilfunkmarkt zu etablieren.
Die Auflagen für die Fusion sehen vor, dass sich die Telekom von einem Teil ihres Geschäfts trennen muss. Davon profitiert Dish Network, hinter dem der US-Milliardär Charlie Ergen steht – ein alter Bekannter von Malone.
Obwohl ihm viele Vorhaben gelangen, musste Malone im vergangenen Jahr eine große Niederlage einstecken. Der Versuch, die Schweizer Liberty-Tochter UPC für 5,6 Milliarden Euro an den Rivalen Sunrise zu verkaufen, scheiterte. Unter anderem Sunrise-Großaktionär Freenet hatte den Deal blockiert. Malone hatte gezockt – und verloren. In Großbritannien sieht es nun besser für ihn aus.
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