Die Gründer des Start-ups halfen einst beim Aufbau von Personio. Jetzt wollen sie mit Alasco die nächste große Software-Erfolgsgeschichte schreiben.
München Gestiegene Rohstoffpreise treiben derzeit die Kosten vieler Bauprojekte nach oben. „Viele Bauherren merken erst spät, dass die Kosten aus dem Ruder laufen“, sagt Benjamin Günther, Mitgründer des Software-Start-ups Alasco. In der Branche würden die Bücher meist immer noch mit Excel-Tabellen geführt.
Alasco ist mit prominenten Investoren an Bord angetreten, das zu ändern. Mit der Software-Plattform des Münchener Unternehmens sollen die finanziellen Aspekte von Immobilienprojekten in Echtzeit über die Cloud geplant und während des Baus und später im Bestand kontrolliert werden. „Das ist ein Milliardenmarkt“, ist Günther überzeugt.
Davon konnten nun auch weitere Investoren überzeugt werden. In einer Series-B-Finanzierungsrunde sammelte das Unternehmen rund 40 Millionen Dollar ein. Neu an Bord sind der New Yorker Venture-Capital-Fonds Insight Partners sowie die Private-Equity-Plattform Lightrock.
Die Münchener Firma ist ein gutes Beispiel, wie das Start-up-Ökosystem in Deutschland inzwischen funktioniert. Günther, Sebastian Schuon und Anselm Bauer-Wohlleb hatten einst die Mode-Suchmaschine Stylight gegründet und für 80 Millionen Euro an Pro Sieben Sat 1 verkauft.
Als Business-Angels investierten sie dann früh bei Personio und halfen mit, den Personalmanagement-Software-Spezialisten aufzubauen, der inzwischen ein Einhorn mit Milliarden-Bewertung ist. Personio-Gründer Hanno Renner wiederum gehört nun zu den Investoren bei Alasco. Dazu zählen auch die Flixbus-Gründer und Alexander Samwers Picus Capital.
Das Geschäftsmodell weist durchaus Parallelen zu Personio auf. Auch die Personalabteilungen von kleineren Firmen hatten vor allem mit Excel-Tabellen gearbeitet, ehe Personio eine Software-Lösung auf den Markt brachte.
Auch Alasco will einen ganz neuen Markt entwickeln. „Wir wollten Software für den Mittelstand in Deutschland machen“, sagt Schuon. Die Immobilienbranche habe man gewählt, weil diese bislang deutlich weniger digitalisiert ist als zum Beispiel die produzierende Industrie.
Das birgt großes Potenzial. In der Baubranche insgesamt, die derzeit weltweit elf Billionen Dollar Wertschöpfung generiert, könnten laut einer McKinsey-Studie die jährlichen Gewinne mithilfe der Digitalisierung innerhalb von 15 Jahren um bis zu 265 Milliarden Dollar im Jahr gesteigert werden.
Alasco-Gründerteam
Benjamin Günther, Anselm Bauer-Wohlleb und Sebastian Schuon (von links nach rechts) wollen die Kalkulation von Bauprojekten erleichtern.
Um den Markt zu erschließen, hat sich inzwischen eine lebendige Start-up-Szene etabliert. So hat zum Beispiel Corrux eine Software-Plattform entwickelt, mit der Menschen, Maschinen und Prozesse auf Baustellen ähnlich wie bei der Industrie 4.0 in einer zentralen Oberfläche miteinander vernetzt werden können. Gründerin Laura Tönnies verkaufte ihr Unternehmen im vergangenen Jahr an das Proptech-Unternehmen Gropyus.
Während Corrux den Bauprozess selbst digitalisieren will, setzt Alasco vor allem auf ein besseres Controlling. Mit der Software können Verträge, Aufträge und Rechnungen verwaltet und freigegeben werden. So fällt zum Beispiel schneller auf, wenn einzelne Abrechnungspunkte vom ursprünglichen Budget abweichen.
„Wenn man mit Excel arbeitet, ist man nie auf dem aktuellsten Stand“, sagt Günther. Zudem lerne man aus den Tabellen nichts für das nächste Projekt. Daher habe man schon mehr als 180 Kunden gewonnen. Mit Alasco-Software wird zum Beispiel der Bau des höchsten Holzhauses in Hamburg - The Roots von Garbe Immobilien - begleitet und das Berliner Quartier Heidestraße, in dem einmal mehr als 16.000 Menschen wohnen sollen.
Die Kundenzahl verdreifacht Alasco derzeit jedes Jahr, die Umsätze dürften laut Branchenschätzungen noch im siebenstelligen Bereich liegen mit stark steigender Tendenz. Insgesamt hat das Unternehmen bislang mehr als 50 Millionen Euro eingesammelt.
Die Software-Plattform wollen Schuon und Günther immer weiter ausbauen. Die Kunden sollen künftig den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie digital managen können – vom Bau über die Instandhaltung bis hin zum Verkauf.
Dabei sollen die Finanzdaten mit Informationen über die Nachhaltigkeit verknüpft werden und so zum Beispiel ESG-Dokumentationen für Nachhaltigkeitsberichte ermöglicht werden. „Wir wollen unsere Kunden dabei unterstützen, bessere Entscheidungen zur Nachhaltigkeit ihrer Projekte zu treffen“, sagt Schuon.
Die beiden neuen Investoren sollen nun bei der Expansion helfen. „Wir sehen aufgrund des positiven Feedbacks im Markt großes Potenzial für eine europaweite Expansion“, sagte Rachel Geller, Managing Director bei Insight Partners, die auch ins Board von Alasco einziehen soll.
Beim Thema Nachhaltigkeit soll der Neuinvestor Lightrock helfen, der auf das Thema spezialisiert ist. „Die Immobilienbranche ist einer der größten CO2-Emittenten der Welt, der 39 Prozent der weltweiten jährlichen Treibhausgasemissionen verursacht und rund 30 Prozent der weltweiten Energie verbraucht“, sagte Christopher Steinau von Lightrock. Alasco könne einen Wandel in der Branche herbeiführen und „Immobilieneigentümern dabei helfen, ESG-bezogene Entscheidungen auf Grundlage solider Daten und Benchmarks zu treffen“.
Mit dem Erlös aus der Finanzierungsrunde will Alasco nun die Mitarbeiterzahl von 100 auf 220 aufstocken und nach Großbritannien expandieren. „Wir folgen unseren Kunden“, sagt Günther. Dabei wolle man behutsam vorgehen – denn die Erfahrung lehrt, dass sich schon viele Start-ups an der Auslandsexpansion verhoben haben.
Doch auf längere Sicht haben die Gründer – so wie die Kollegen bei Personio – ganz große Pläne. „Wir sehen kein Ende des Wachstums“, sagt Günther. „Wir wollen ein wichtiges Unternehmen bauen. Und so wie Hanno Renner bei Personio können sich die Alasco-Gründer in ferner Zukunft auch einmal eine Dax-Zugehörigkeit vorstellen.
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