Apple ist das erste Unternehmen, das die Börsenbewertung von drei Billionen Dollar knackt. Doch der Boom betrifft die ganze Branche. Wie sich die Großen im Geschäft entwickeln.
Apple-Logo
Der Konzern aus Cupertino ist das wertvollste Unternehmen der Welt – und hat damit bislang alle Börsenrekorde gebrochen.
Bild: Reuters
Düsseldorf, San Francisco Apple hat an der Börse die Bewertung von drei Billionen Dollar erreicht. Das ist eine Billion mehr als vor neun Monaten – und ein Weltrekord. Apple ist damit der Spitzenreiter, aber der Boom betrifft die ganze Branche.
Die US-Techbranche rechnet für dieses Jahr mit einem Rekordumsatz von 505 Milliarden Dollar, teilte der Branchenverband Consumer Technology Association (CTA) zur Eröffnung der Elektronikmesse CES am Montag mit. Die Pandemie habe Nutzer dazu bewogen, neue Technologien auszuprobieren, sagte CTA-Chef Gary Shapiro: „Wir rechnen mit einem weiteren Jahr des Wachstums auf Basis dieser enormen Nachfrage.“
Auch Microsoft, die Google-Mutter Alphabet, Amazon und Tesla sind inzwischen Billionenkonzerne. Meta, ehemals Facebook, kratzt an der Marke. Sie alle schrieben im Krisenjahr 2021 wieder Rekordgewinne – trotz mancher Probleme, die sie auch 2022 noch begleiten werden.
Doch Chipmangel und Prognosen, dass Apple seinen Umsatz mit den prestigeträchtigen iPhones kaum noch ausbauen kann, schaden dem Unternehmen derzeit nicht. Stattdessen wird der Hype getrieben von der Aussicht, dass CEO Tim Cook mit Apple ins Autogeschäft einsteigen und dann sogar mit Tesla konkurrieren könnte.
Dabei war der Höhenflug der Techkonzerne Anfang 2021 nicht unbedingt zu erwarten. Die weltweiten Lieferengpässe drohten das Umsatzwachstum abzuwürgen. Regulierer warnten, das Geschäft der Onlineplattformen, insbesondere von Google und Facebook, stärker regulieren zu wollen. Facebook wurde auch aus Imagegründen in Meta umbenannt.
Meta-Logo vor der Firmenzentrale
Der neue Name des Facebook-Konzerns weist auf das strategische Großprojekt von Firmengründer Mark Zuckerberg hin.
Bild: AP
Und schließlich machten sich die Techkonzerne auch noch selbst das Leben schwer. Weil Apple seine Trackingregeln änderte, verloren Google, Snap, Meta und Amazon Schätzungen zufolge rund zehn Milliarden Dollar an Werbeumsätzen. Ausgerechnet Meta-Gründer Mark Zuckerberg prangerte daraufhin die Marktmacht des Konkurrenten Apple an.
Tatsächlich bremsten diese Bürden das Wachstum der Silicon-Valley-Konzerne kaum. Zwar konnte auch Apple wegen der Chipknappheit zehn Millionen Smartphones nicht ausliefern. Aber anders als beispielsweise die Autoindustrie haben Apple und Co. viel stabilere Lieferbeziehungen zu den Halbleiterproduzenten als Volkswagen und Toyota.
>> Aktie unter der Lupe: Das wertvollste Unternehmen der Welt bricht alle Börsenrekorde. Dahinter steckt eine einmalige, teilweise recht rüde Strategie.
Die nicht endende Coronapandemie hat hingegen die Geschäftsmodelle der Techunternehmen weiter beflügelt. Wer nicht ins Büro kommt, will wenigstens mit dem neuesten Handy oder Tablet kommunizieren.
Wer nicht reist, möchte wenigstens ordentlich vom Wohnzimmer aus shoppen – und Amazon liefert: Um das Weihnachtsgeschäft in den USA am Laufen zu halten, hat der Konzern allein in den Vorweihnachtswochen zusätzlich vier Milliarden Dollar in zusätzliches Personal und die Aufstockung der Logistik investiert.
Damit wurde der Profit aus dem Weihnachtsgeschäft praktisch aufgezehrt, aber die Marktmacht von Amazon weiter zementiert.
Und auch die Regulierung greift bislang kaum. Der Sturm auf das Kapitol Anfang 2021 und zuletzt die Aussagen der Whistleblowerin Frances Haugen haben die Diskussion über eine verschärfte Regulierung der Facebook-Mutter Meta erneut angeheizt. Doch in den USA ist es bislang noch nicht zu der viel diskutierten Zerschlagung des Konzerns gekommen.
In Europa macht die EU immerhin einen Anlauf. Ein EU-Gesetz zur Begrenzung der Marktmacht von Internetriesen wie Google, Facebook und Amazon ist auf dem Weg. Die Abgeordneten des EU-Parlaments einigten sich Mitte Dezember auf eine Position zum Gesetz über digitale Märkte.
Dieses sieht unter anderem eine bessere Kontrolle bei Firmenübernahmen vor, auch die personenbezogene Werbung soll reguliert und eingeschränkt werden. Die bestehenden Marktverhältnisse dürften diese Gesetze aber kaum antasten.
So gehen die großen Techkonzerne grundsätzlich zuversichtlich in das Jahr 2022. Die durch die Coronapandemie beschleunigte Digitalisierung spielt ihnen weiter in die Karten. Chipmangel und Regulierung bleiben aber die großen Risiken – wenn auch sehr unternehmensspezifisch.
Mit der Umbenennung des Facebook-Konzerns in Meta ist Firmengründer Mark Zuckerberg der wohl aufmerksamkeitsstärkste Strategiewechsel des Jahres gelungen. Mit dem neuen Namen will der 37-Jährige sein Unternehmen für die nächste Evolutionsstufe des Internets vorbereiten: das Metaverse, in dem Meta eine wichtige Rolle spielen soll.
Der Begriff beschreibt eine durchgängige virtuelle Onlinerealität, in der Menschen mithilfe von VR-Brillen (Virtual Reality) gemeinsam Videospiele spielen, arbeiten oder anderweitig Zeit verbringen können. Noch ist die Idee allenfalls eine vage Vision. Doch Zuckerberg hat angekündigt, kräftig in diese Vision zu investieren.
Ab 2022 sollen bei Meta jährlich zehn Milliarden US-Dollar in die Entwicklung der dafür benötigten Technologien fließen. Das entspricht etwa einem Drittel des Jahresüberschusses des Konzerns. Dabei erzielte Meta bereits einen kleinen Erfolg: Die App der VR-Tochter Oculus zählte Weihnachten 2021 zu den am häufigsten heruntergeladenen Apps weltweit.
Der größte Internethändler der Welt bekam die Folgen der Pandemie im vergangenen Jahr mit ganzer Wucht zu spüren: Lieferengpässe, fehlendes Personal und hohe Investitionen führten dazu, dass Amazon im klassischen Onlinehandel zuletzt in die Verlustzone gerutscht war – und der Konzern so die Erwartungen vieler Analysten nicht erfüllte. Dennoch gelang es dem Unternehmen erneut, seine Marktmacht auszubauen.
Goldman-Sachs-Analyst Sheridan zeigt sich deshalb grundsätzlich von den Aussichten überzeugt. Die Aktie des Online-Handelsriesen sei sein bevorzugter US-Technologiewert für das kommende Jahr, so Sheridan. Dabei sieht er den Konzern aus Seattle auch gegen mögliche Lieferengpässe gut gerüstet.
Als sicheres Standbein dürfte auch das immer stabilere Cloud-Geschäft namens AWS dienen, das mittlerweile trotz eines relativ kleinen Anteils am Gesamtumsatz den größten Spartengewinn erzielt. Dabei nimmt der Konzern zunehmend sicherheitsrelevante Branchen wie den Finanzsektor in den Blick, zuletzt etwa über eine Kooperation mit der US-Technologiebörse Nasdaq.
Microsoft ist der einzige Konzern, der fortlaufend mit Apple um den Ehrentitel des Unternehmens mit dem höchsten Börsenwert ringt. Trotzdem wird der Konzern bei der Aufzählung der Techriesen immer wieder vergessen. Lange wirkte er wie in die Jahre gekommen. Doch unter CEO Satya Nadella zeigt sich Microsoft plötzlich wieder beweglich und innovationsfreudig, das gilt insbesondere im Cloud-Geschäft.
Dank des Wachstums bei der Cloud-Plattform Azure ist kaum aufgefallen, dass Microsoft bei seinen Hardwareverkäufen ebenso wie die Konkurrenz unter Chipmangel leidet. Azure wächst mit fast 50 Prozent im Jahr. So kann Microsoft den Abstand zum Marktführer AWS verringern.
Die Cloud ist aber nicht das einzige Zukunftsgeschäft, in dem Microsoft mitzuspielen weiß. Nadella glaubt wie Mark Zuckerberg an das Metaverse am Arbeitsplatz und in der Online-Spielewelt. Bereits im Programm sind die Brille Hololens für die erweiterte Realität und die Virtual-Reality-Plattform Mesh. Im Gamingbereich ist Microsoft mit der Plattform Xbox und das Spiel Minecraft mit Millionen Nutzern aktiv.
Alphabet macht weiterhin den Großteil seines Umsatzes mit dem Werbegeschäft rund um die Google-Suchmaschine, das eigene Werbenetzwerk und die Videoplattform Youtube. Die Aussichten für dieses Geschäft sind gut: Besonders gute Kunden in diesem Bereich sind für Google seit jeher Reisebranche und Gastronomie. Sie dürften sich 2022 wieder erholen und mehr für Werbung ausgeben als zuletzt.
Dazu kommt noch das Cloud-Geschäft. Hier kann Alphabet zwar nicht mit Microsoft und Amazon mithalten, profitiert aber ebenso von der weiter voranschreitenden Digitalisierung der Industrie.
Das größte Fragezeichen hinter Alphabets Geschäftsmodell ist weiterhin die Regulierung. Kein anderer Techkonzern sieht sich in den USA mit so vielen ernst zu nehmenden Rechtsverfahren konfrontiert wie der Google-Mutterkonzern.
Das US-Justizministerium soll derzeit eine zweite Kartellklage gegen ihn vorbereiten, wie Bloomberg bereits im September berichtete. Im Fokus steht dabei das digitale Werbegeschäft des Konzerns. Diese zweite Klage ist auch ein Zeichen dafür, dass die Untersuchungen jetzt schneller vorangetrieben werden.
Zwar verliefen bisherige Verfahren gegen Big Tech für die Behörden und Gegner oft enttäuschend. Das heißt aber nicht, dass das auch so bleibt. Die Behörden könnten aus bisherigen Verfahrensfehlern lernen. Und die anhaltenden Auseinandersetzungen mit Regulierern weltweit könnten dem Konzern durchaus zusetzen und von anderen Themen ablenken
Demokraten und Republikaner sind sich fast überraschend einig, dass die Macht von Big Tech schrumpfen muss. Mit Lina Khan, der neuen Chefin der US-Wettbewerbs- und Verbraucherschutzbehörde Federal Trade Commission (FTC), ist zudem neuer Schwung in die Debatte gekommen. Die „Financial Times“ bezeichnete die prominente Kritikerin großer Technologiekonzerne als „Staatsfeindin Nummer zwei von Big Tech“. Die Nummer eins kennt man in Europa noch besser: Es ist EU-Kommissarin Margrethe Vestager.
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