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16.03.2023

14:49

ChatGPT-Pendant

Baidu enttäuscht mit KI-Chatbot „Ernie Bot“ – Aktie fällt

Von: Sabine Gusbeth, Thomas Jahn

Der chinesische Suchmaschinenkonzern hat den Chatbot „Ernie Bot“ vorgestellt, der ChatGPT des US-Start-ups OpenAI die Stirn bieten soll. Doch die Präsentation konnte die Erwartungen nicht erfüllen.

Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als einen der führenden Anbieter von Künstlicher Intelligenz. REUTERS

Baidu-Hauptgebäude in Peking

Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als einen der führenden Anbieter von Künstlicher Intelligenz.

Peking, Düsseldorf Chinas größter Suchmaschinenbetreiber Baidu hat am Donnerstag seinen intelligenten Chatbot „Ernie Bot“ vorgestellt. Marktteilnehmer hatten dazu ein Live-Vorführung erwartet, Baidu-Chef Robin Li präsentierte die Innovation aber lediglich als Video.

Zunächst kann auch nur ein ausgewählter Kreis von Geschäftspartnern die neue Anwendung testen. Wann sie für weitere Nutzer verfügbar gemacht wird, ist bislang nicht bekannt. Li räumte ein, dass die Anwendung „noch nicht perfekt“ sei. Dennoch wollte er Ernie Bot schnellstmöglich vorstellen, „weil der Markt es verlangt“. Der Aktienkurs des Konzerns verlor an der Börse Hongkong zeitweise rund zehn Prozent.

Konkurrenzdruck durch Microsoft

Für Innovationsdruck im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) sorgt in der Tech-Branche das Unternehmen OpenAI. Das US-Start-up veröffentlichte im November 2022 das Chatprogramm ChatGPT, das wie von Menschen geschriebene Texte erstellen kann. Microsoft ist an OpenAI beteiligt und integriert das KI-System GPT in seine Suchmaschine Bing. Am Donnerstag will der Konzern zudem neue Anwendungen bekannt geben.

Das zwingt Konkurrenten dazu, schnell zu reagieren. Im Februar hatte Google, wie nun Baidu, nur ein Demovideo seines intelligenten Chatbots „Bard“ gezeigt und auch damit einen Kursrutsch ausgelöst. Baidu selbst kündigte als Reaktion an, die Einführung von Ernie Bot zu beschleunigen, um mit den US-Suchmaschinenanbietern Google und Microsoft mitzuhalten.

Experten halten die Technologie für disruptiv. ChatGPT verarbeitet Nutzerfragen in natürlicher Sprache und generiert Antworten. Das verändert das Nutzerverhalten im Internet, beispielsweise werden Suchanfragen in ausformulierten Sätzen gestellt. Die KI-Anwendungen arbeiten aber nicht fehlerfrei, Antworten können falsch sein. Am Mittwoch hatte OpenAI eine verbesserte Version vorgestellt, die weniger anfällig sein soll.

Nachholbedarf bei englischsprachigen Inhalten

Baidu ist der erste chinesische Tech-Konzern, der ein vergleichbares Programm vorstellt. Da es bisher jedoch nur ein Video gibt, ist ein Vergleich mit ChatGPT schwierig. Baidu-Chef Li räumt ein, dass es bei englischsprachigen Inhalten noch Nachholbedarf gebe. Bei der Verarbeitung von chinesischsprachigen Daten sei Ernie Bot jedoch führend, betonte er. Da Baidu sich auf den chinesischen Markt konzentriere, sei dies entscheidend. In Zukunft soll das Programm jedoch auch verstärkt mit englischsprachigen Daten gefüttert werden.

Baidu-CEO Robin Li stellte am Donnerstag in einer Videopräsentation den KI-Chatbot „Ernie Bot“ vor. Investoren reagierten enttäuscht. AP

Video statt Live-Demo

Baidu-CEO Robin Li stellte am Donnerstag in einer Videopräsentation den KI-Chatbot „Ernie Bot“ vor. Investoren reagierten enttäuscht.

OpenAI gilt bislang als technologisch führend. ChatGPT ist allerdings in China nicht verfügbar und kann nur über eine spezielle Tunnel-Software genutzt werden. Auffällig ist, dass die Qualität der Antworten bei Anfragen in chinesischer Sprache deutlich schlechter ist als bei vergleichbaren Anfragen auf Englisch.

Der Grund dafür ist, dass ChatGPT überwiegend mit englischsprachigen Trainingsdaten gespeist wurde. Dies macht die Herausforderung für KI-Modelle deutlich, die mit spezifischen Sprachdatensätzen trainiert werden. In China kommt hinzu, dass KI-generierte Inhalte ebenso wie die traditionellen und die sozialen Medien zensiert werden. Unklar ist bislang, ob und inwiefern dies die technologische Entwicklung beeinträchtigt.

Chinas Minister für Wissenschaft und Technologie, Wang Zhigang, strich auf dem Volkskongress die Bedeutung der KI heraus, wies aber auch auf die Herausforderungen für chinesische Unternehmen hin. Es gehe „um Dribbeln und Schießen, aber der Erfolg von Messi ist nicht so leicht zu erreichen“, sagte er. 

Chinas Regierung setzt auf KI

Die chinesische Staatsführung hat KI bereits 2015 zu einer Zukunftstechnologie erklärt, in der heimische Unternehmen an der Weltspitze mitspielen sollen. Im KI-Index der US-Eliteuniversität Stanford, der den weltweiten Fortschritt in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Wirtschaft bewertet, landet China knapp hinter den USA auf Platz zwei. In einigen Bereichen liegt die Volksrepublik sogar vorn.  

Allerdings gibt es verschiedene Schwerpunkte in der Forschung. Nach einer Analyse der KI-Wissensplattform Zeta Alpha arbeitet China bei Künstlicher Intelligenz stark in dem Bereich der Bilderkennung, während die USA ihren Schwerpunkt auf Texterkennung legen.

Baidu bezeichnet sich selbst als einen der führenden KI-Anbieter. Es gebe kein anderes Unternehmen in China, das bei der Verarbeitung von natürlicher Sprache mit Baidu mithalten könne, erklärt das Unternehmen selbstbewusst. Der Konzern hat in den vergangenen Jahren Milliarden in die Erforschung von KI investiert und treibt Zukunftstechnologien wie Quantencomputer und autonomes Fahren voran.

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