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15.11.2022

15:16

Chiphersteller

Infineon-Ausblick begeistert Anleger und Analysten – Aktienkurs hebt ab

Von: Joachim Hofer

Vorstandschef Hanebeck setzt erste Akzente: Der Halbleiterkonzern soll stärker wachsen und deutlich profitabler werden – auch die Dividende steigt. Eine wichtige Entscheidung steht aber noch aus.

Der neue Infineon-Chef verspricht mehr Wachstum und eine höhere Marge. dpa

Jochen Hanebeck

Der neue Infineon-Chef verspricht mehr Wachstum und eine höhere Marge.

München Deutschlands größter Chiphersteller plant zuversichtlich wie kaum zuvor. Infineon-Chef Jochen Hanebeck verspricht, den Umsatz in den nächsten Jahren stärker zu steigern als bisher und deutlich profitabler zu werden.

Der Manager kündigte am Dienstag an, über einen Branchenzyklus hinweg eine operative Marge von 25 Prozent zu erwirtschaften, sechs Prozentpunkte mehr als bisher. Der Halbleiterkonzern soll den Umsatz zudem jährlich im Schnitt um mehr als zehn Prozent steigern. Bislang strebten die Münchener ein Plus von mindestens neun Prozent an.

Die Börse ist begeistert vom Wachstumskurs des im Frühjahr angetretenen Managers. Schon am Montagnachmittag, als Hanebeck die höher gesteckten Ziele verkündet hatte, stieg der Aktienkurs um knapp acht Prozent. Am Dienstag gewannen die Papiere in einem schwachen Umfeld bis zum frühen Nachmittag gut 2,5 Prozent und kletterten auf gut 32 Euro. Dies ist der höchste Stand seit Jahresbeginn.

Infineon hofft auf den Staat

Das gesteigerte Margenziel sei der Beweis, dass sich das neue Management stärker um die Profitabilität kümmere, lobten die Analysten der UBS. Das Analysehaus Warburg Research hob das Kursziel für den Dax-Konzern umgehend von 36 auf 45 Euro an und empfiehlt die Titel zum Kauf.

Um derart kräftig wachsen zu können, will der Infineon-Chef fünf Milliarden Euro für ein neues Werk in Dresden ausgeben. Der Haken: Es ist unklar, mit welcher Summe der Staat den Neubau unterstützt. Subventionen sind unerlässlich, um im Wettbewerb mithalten zu können. In Asien und Amerika werden neue Fabriken mit hohen Summen gefördert. Zuschüsse von 40 Prozent der Investitionen sind üblich. Bei Infineon wären das zwei Milliarden Euro.

„Wir setzen auf eine angemessene Förderung“, sagte Hanebeck. Details wollte der Manager aber nicht nennen. Und ergänzte: „Wir stehen in Kontakt mit den Behörden.“

Deutschlands größter Chiphersteller will eine neue Fabrik in Dresden bauen. Bloomberg

Chipfertigung von Infineon

Deutschlands größter Chiphersteller will eine neue Fabrik in Dresden bauen.

Fließt das Geld wie geplant, würden die Bagger im Herbst 2023 anrücken. Die Produktion könnte dann 2026 beginnen. „Damit wollen wir die steigende Nachfrage in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts bedienen“, erläutert Hanebeck. Er kalkuliere mit einem jährlichen Umsatz durch das neue Werk von fünf Milliarden Euro.

Die Subventionen sollen im Rahmen des sogenannten Chips Act der EU erfolgen. Das Gesetz ist aber noch nicht verabschiedet. Im besten Fall tritt es Anfang 2023 in Kraft. Das bereitet Experten Sorgen. „Jetzt ist entscheidend, dass die Umsetzung des European Chips Act schnellstmöglich Realität wird“, mahnte am Dienstag Frank Bösenberg, Geschäftsführer des Branchenverbands Silicon Saxony. „Alle Beteiligten in Brüssel und Berlin müssen ihren Worten Taten folgen lassen, die Rahmenbedingungen finalisieren und die Förderprogramme starten.“

Hanebeck äußerte sich optimistisch, sich mit Bundesregierung und EU auf eine substanzielle Förderung zu einigen. Denn das Werk würde einen Beitrag zum Ziel der EU leisten, den Anteil Europas an der weltweiten Chipproduktion bis Ende des Jahrzehnts auf 20 Prozent zu verdoppeln.

Die Gefahr von Überkapazitäten sehe er nicht, ergänzte Hanebeck. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die Fabriken füllen können.“ So wie Infineon bauen auch die wichtigsten Wettbewerber große neue Werke: STMicroelectronics investiert massiv in Italien und Frankreich, Wolfspeed in Amerika und Rohm in Japan.

Infineon hat Aufträge für 40 Milliarden Euro in den Büchern

Die zuversichtlichen Prognosen decken sich mit der wirtschaftlichen Realität. Infineon habe Aufträge über mehr als 40 Milliarden Euro in den Büchern, sagte Hanebeck. Das entspricht fast dem Dreifachen des Jahresumsatzes. „Selbst wenn sich der Auftragsbestand halbiert, schlafen wir alle noch ganz gut“, ergänzte der Vorstandschef.

Infineon sei ordentlich in das neue Geschäftsjahr gestartet, das am 1. Oktober begonnen hat. Dabei kann der Konzern nach wie vor nicht alle Kundenwünsche fristgerecht erfüllen, die seit fast zwei Jahren andauernden Lieferengpässe bestehen weiter.

Der Manager rechnet angesichts der hohen Nachfrage mit einem Umsatz von 15,5 Milliarden Euro, rund neun Prozent mehr als im Vorjahr. Die Marge soll 24 Prozent betragen, das ist in etwa so viel wie vergangenes Geschäftsjahr. Auch aus diesen Zahlen ergibt sich der gute Ausblick: Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat der Konzern die Prognose dreimal erhöht.

Die Aktionäre profitieren vom guten Geschäftsverlauf durch eine höhere Dividende: Infineon will 32 Cent je Aktie ausschütten, fünf Cent mehr als im Vorjahr.

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