Auf Initiative der FDP hat der Haushaltsauschuss des Bundestags die Mittel für die Spieleförderung erhöht – über mehrere Jahre. Die Branche zeigt sich erleichtert, will aber mehr Sicherheit.
Besucherinnen und Besucher auf Gamescom
Die weltgrößte Messe für Computerspiele findet in Köln statt und ist Aushängeschild der Branche. Der Wirtschaftsstandort ist im Bereich Gaming jedoch noch unterentwickelt.
Bild: AP
Düsseldorf Der bereits verkündete Antragsstopp für die deutsche Computerspieleförderung ist überraschend verhindert worden. In der sogenannten Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses des Bundestags von Donnerstag auf Freitag wurde eine Aufstockung auf 70 Millionen Euro beschlossen. Der ursprüngliche Förderetat des Wirtschaftsministeriums in Höhe von 50 Millionen Euro war mit den laufenden Anträgen bereits für das gesamte Jahr 2023 überzeichnet.
„Da die Games-Förderung für 2022 sehr stark nachgefragt wurde, war es uns ein wichtiges Anliegen, die entsprechenden Gelder für das kommende Jahr auszugleichen, um die Kürzung des Ministeriums zu beheben“, sagte Otto Fricke, haushaltspolitischer Sprecher der FDP. Mittelfristig werden in den Jahren 2024 bis 2027 zusätzlich 24 Millionen Euro bereitgestellt.
„Die zusätzlich zur Verfügung gestellten Fördermittel sind eine große Erleichterung für die vielen Unternehmen, die bereits mit der Förderung geplant hatten und seit dem Antragsstopp vor teils existenziellen Problemen standen“, erklärte Felix Falk, Geschäftsführer des Branchenverbands Game, in einer Mitteilung.
Erst in der Vorwoche hatte das Ministerium den vorläufigen Stopp von Neuanträgen auf Fördermittel verkündet. Begründet wurde dies mit dem außerordentlichen Erfolg der Maßnahme. Der Verband Game hatte dieses Szenario bereits im Rahmen der Ausarbeitung der Förderung, die seit 2019 läuft, prognostiziert und eine schrittweise Anpassung gefordert.
Die Szene der Computerspieleentwickler ist in Deutschland immer noch klein und wirtschaftlich fragil. Mit Games werden hierzulande zwar rund zehn Milliarden Euro umgesetzt, Deutschland ist der fünftgrößte Markt der Welt. Nur ein Bruchteil der Spiele entsteht aber in deutschen Studios. Auch bei internationalen Spitzentiteln, die Hunderte Millionen Euro Budget verschlingen, ist die Mitwirkung heimischer Entwickler marginal.
Der Antragsstopp war in der Branche scharf kritisiert worden. „Der plötzliche Förderstopp ist eine böse und potenziell existenzbedrohende Überraschung, da von langer Hand vorbereitete Projekte plötzlich nicht mehr wie geplant umgesetzt werden können“, sagte etwa Johanna Janiszewski, Gründerin und Chefin des Berliner Entwicklerstudios Tiny Crocodile, dem Handelsblatt.
Nathanael Liminski (CDU), für Medien zuständiger Minister und Chef der Staatskanzlei in Nordrhein-Westfalen, bezeichnete den Antragsstopp als „fatales Signal“ für den Standort. Die Branche benötige zuverlässige Förderprogramme.
Diese Kritik greift auch Verbandschef Falk noch einmal auf. Der für viele unerwartet gekommene Antragsstopp habe die Schwäche des eigentlich erfolgreichen Programms offengelegt. „Die aktuellen Fördermittel haben sich nicht wie in anderen Ländern automatisch am tatsächlichen Bedarf der Branche orientiert“, sagte Falk. Auch sei der Anteil der bereits vergebenen Mittel nicht transparent.
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Daher sei das aktuelle Förderprogramm nicht ausreichend verlässlich und planbar. In einem nächsten Schritt sei es notwendig, forderte Falk, die Mittel für die kommenden Jahre auf 100 Millionen Euro jährlich zu erhöhen.
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