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06.01.2021

16:35

Cristiano Amon

Qualcomm macht „Mister 5G“ zum neuen Chef

Von: Christof Kerkmann, Stephan Scheuer

PremiumCristiano Amon startet zu einem günstigen Zeitpunkt: Qualcomm beruft einen Elektroingenieur an die Konzernspitze. Er soll beim Chiphersteller das Geschäft mit der 5G-Technologie ausbauen.

Der Manager leitet bislang das wichtige Halbleitergeschäft. Reuters

Der neue Qualcomm-Chef bei einer Präsentation

Der Manager leitet bislang das wichtige Halbleitergeschäft.

Düsseldorf Schon jetzt ist Cristiano Amon das öffentliche Gesicht von Qualcomm. So eröffnete er im September die Elektronikmesse Ifa und stellte im Dezember die neuen Smartphone-Chips des Konzerns vor.

Seine Bedeutung spiegelt sich bald auch in seiner Rolle wider: Der 50-jährige Manager, der bislang die Rolle des Präsidenten innehat, übernimmt Mitte des Jahres zusätzlich von Steve Mollenkopf den Posten als Chef des Chipherstellers.

Die Personalie kommt früher als gedacht, aber nicht überraschend: Amon leitet seit Jahren erfolgreich die Halbleitersparte, die Produkte für Mobilfunk, Autos und das Internet der Dinge herstellt. Der Konzern dominiert das globale Geschäft mit Smartphone-Chips und profitiert von der Einführung des neuen Mobilfunkstandards 5G. Der Börsenwert beläuft sich auf rund 172 Milliarden Dollar – ein Plus von 70 Prozent binnen Jahresfrist.

Mit der Strategie will Mr. 5G weitermachen, wie er in einer Mitteilung betonte: Es gelte, den neuen Mobilfunkstandard in die Breite zu bringen, in Smartphones wie anderen Produkten. „Qualcomm ist bereit, eine Schlüsselrolle in der digitalen Transformation zahlreicher Branchen zu spielen – unsere Technologien werden für die Verbindung vor allem mit der Cloud unerlässlich.“

Amon hat den Großteil seiner Karriere bei Qualcomm verbracht. Nach seinem Abschluss als Elektrotechniker in Brasilien begann er 1995 bei dem Chiphersteller in San Diego, Kalifornien.

Der Konflikt mit Apple ist beigelegt

Zunächst verkaufte er die Technik in Südamerika, in den Jahren darauf arbeitete er sich schnell nach oben und übernahm immer neue Managementaufgaben, nur unterbrochen von kurzen Episoden bei anderen Unternehmen. Dabei arbeitete er oft eng mit dem aktuellen Konzernchef Steve Mollenkopf zusammen, der zwei Jahre älter ist. Man kennt sich, man schätzt sich.

Die Technik interessiert Amon bis heute. „Ich bin ein Nerd“, sagte er im vergangenen Jahr in einem Gespräch mit dem Handelsblatt. Ihm gehe es darum, technische Details zu perfektionieren. Als er die Funktionsweise des Mobilfunkstandards 5G erklären sollte, nahm er sich kurzerhand ein Tablet mit Stift und skizzierte sie anschaulich auf dem Bildschirm.

Amon übernimmt den Job von Mollenkopf in einem günstigen Moment. Der musste in den vergangenen Jahren ein feindliches Übernahmeangebot des Konkurrenten Broadcom abwehren, sich mit Kartellbeschwerden beschäftigen und einen erbitterten Konflikt mit dem Kunden Apple befrieden.

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Gleichzeitig ist es Qualcomm gelungen, bei der 5G-Technik einen deutlichen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz herauszuholen. Als Marktführer beliefert das Unternehmen sämtliche großen Smartphone-Hersteller – inklusive Apple.

Trotzdem wird sich auch Amon neben der Technik mit Diplomatie beschäftigen müssen. So wirkt sich das geopolitische Kräftemessen zwischen den USA und China stark auf die Chipindustrie aus. Als Qualcomm ab 2016 versuchte, den niederländischen Halbleiterspezialisten NXP zu übernehmen, scheiterte der Deal an der chinesischen Wettbewerbsbehörde.

Heute erschweren zudem die Sanktionen der amerikanischen Regierung das Geschäft: Zulieferer aus den USA sollen nur noch in Ausnahmefällen Abnehmer in der Volksrepublik beliefern. Dank einer Sonderlizenz darf Qualcomm zumindest einige Produkte an den chinesischen Smartphone-Giganten Huawei liefern. „Unsere Technologie ist wichtig für China“, betonte Amon in einem Interview mit dem TV-Sender CNBC.

Auch der Wettbewerb dürfte Amon auf Trab halten. Konkurrent Nvidia will den britischen Chipdesigner ARM kaufen, dessen Entwürfe auch in vielen Qualcomm-Chips zum Einsatz kommen. Der Manager wird eine Strategie finden müssen, mit dieser Abhängigkeit umzugehen.

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