Wer in Deutschland einen Tesla will, braucht vier Monate Geduld – in China nur vier Wochen. Musk will den Markt knacken, samt „pro-kommunistischer Denkweise“.
Elon Musk in Schanghai
Die Anbiederung des Tesla-Chefs an das kommunistische Regime geht so weit, dass er in den USA allmählich Probleme damit bekommt.
Bild: Reuters
Düsseldorf Wer in Deutschland ein Model Y bestellt, der muss laut Tesla mindestens vier, wenn nicht sechs Monate warten. Das ist nicht nur ärgerlich, Käufern könnte dadurch die lang gesetzte staatliche Förderprämie für Elektrofahrzeuge entgehen. Die gibt es in dieser Höhe nur noch dieses Jahr, es zählt das Datum der Auslieferung.
In China sieht das aktuell ganz anders aus. Dort verkürzte der Elektroautohersteller nun die Wartezeit für das Model Y um die Hälfte. Chinesischen Kunden sollen das Fahrzeug frühestens in vier, spätestens in acht Wochen vor der Tür stehen haben.
Grund für die rasche Lieferung ist der im Juli abgeschlossene Ausbau der Fabrik in Schanghai. Dort rollen jede Woche 22.000 Model Y und 3 vom Band. Die deutsche Fabrik in Grünheide schafft derzeit nur ungefähr 1000.
Nachdem Tesla im vergangenen Jahr mit Qualitäts- und Serviceproblemen in dem wichtigen Markt zu kämpfen hatte, geht der Konzern in China in die Offensive. Firmenchef Elon Musk landete einen Coup: Er durfte als erster Ausländer in einem regierungsnahen Magazin einen Artikel veröffentlichen.
Auf drei Seiten beschreibt Musk dort seine Zukunftsvisionen von nachhaltiger Energie, Elektroautos oder Mars-Besiedlung und stellt drei seiner Unternehmen vor: Tesla, SpaceX, Neuralink. „Ein PR-Triumph“, schreibt die Zeitung South China Morning Post und zitiert einen Blogger, der Musk eine „pro-kommunistische Denkweise“ bescheinigt.
In den USA stößt der Artikel entsprechend auf wenig Liebe. Der Essay erschien in China Cyberspace. Das Magazin wird von der Cyberspace Administration of China veröffentlicht, der obersten Zensurbehörde der Volksrepublik für das Internet. Währenddessen fordert Musk in den USA mehr Meinungsfreiheit, etwa durch weniger Inhaltsregeln für den Kurznachrichtendienst Twitter.
Ein heikles Manöver, was in Zeiten wachsender Spannungen zwischen den USA und China zu Konsequenzen führen kann. „Wenn Musk nicht in einem Jahr vor einem Untersuchungsausschuss des US-Kongresses sitzt und zu seinen Beziehungen mit China befragt wird, dann falle ich aus allen Wolken“, sagte Kendra Schaefer, Expertin von der Beratung Trivium China, dem Finanzdienst Bloomberg.
Die Charmeoffensive Musks ist aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll. China ist der weltgrößte Absatzmarkt, in diesem Jahr werden dort nach Expertenschätzungen sechs Millionen Elektroautos verkauft. Im vergangenen Jahr erzielte Tesla in der Volksrepublik mit 13,8 Milliarden Dollar mehr als ein Viertel seines Gesamtumsatzes. 2019 hatte dieser Anteil nur bei knapp drei Milliarden Dollar und etwas mehr als elf Prozent gelegen.
Wie wichtig gute Beziehungen zu Peking sind, zeigt sich in diesen Tagen. So bittet Tesla zusammen mit dem chinesischen Hersteller Saic um mehr Elektrizität für ihre Lieferanten, die in ihren Werken in Sichuan im Südwesten Chinas Probleme haben. Eine ähnliche Situation war schon vor einem Jahr aufgetreten, als Lieferanten wie Eson Precision Engineering oder Pegatron infolge von knappen Kohlevorräten und Stromabschaltungen die Produktion einstellen mussten.
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Solche Ausfälle treffen Tesla hart. Das Werk in Schanghai kann nach dem Ausbau mehr als eine Million Fahrzeuge im Jahr produzieren und stellte damit die bisherige Fabrik in Fremont in Kalifornien weit in den Schatten, die auf 650.000 Fahrzeuge kommt. Auch Grünheide oder Austin werden im bislang vorhergesehenen Plan nur 500.000 Elektroautos herstellen können.
Zudem drängt die Zeit, es geht um Marktanteile. Zwar kann sich Tesla vor allem beim Model Y kaum vor Aufträgen retten. Aber Konkurrenten wie VW oder Stellantis drängen in den Markt. Dazu kommen zahlreiche neue Marken wie Nio, Xpeng oder BYD in China.
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