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21.02.2023

16:59

Facebook, Instagram, Twitter

Warum Nutzer für Social Media nun bezahlen sollen

Von: Thomas Jahn

Mit seinem neuen Abo-Modell versucht Meta-Chef Zuckerberg, Probleme im Werbegeschäft auszugleichen. Nach Ansicht von Experten hat das vorerst wenig Aussicht auf Erfolg.

Mutterkonzern Meta führt eine kostenpflichtige Verifizierung ein. Reuters

Blauer Haken bei Facebook und Instagram

Mutterkonzern Meta führt eine kostenpflichtige Verifizierung ein.

Düsseldorf Bis zu 15 Dollar im Monat kostet der neue Service des Internetkonzerns Meta, mit dem sich Nutzer von Facebook und Instagram künftig verifizieren können. Dafür gibt es ein „blaues Abzeichen, besonderen Schutz gegen Identitätsdiebstahl“ sowie „direkten Zugang zum Kundenservice“, wie Gründer Mark Zuckerberg vor wenigen Tagen auf Instagram verkündete.

Das Angebot wird zuerst in Australien und Neuseeland getestet, um später auf andere Länder ausgeweitet zu werden. Ob es auch nach Deutschland kommt, ist unklar. Meta Deutschland wollte sich dazu auf Anfrage nicht näher äußern.

Der Mutterkonzern von Facebook und Instagram schließt sich mit dem neuen Service einer Reihe anderer Betreiber sozialer Netzwerke an, die Bezahloptionen bieten. So gibt es bei Snap seit vergangenem Jahr für rund vier Dollar monatlich Snapchat Plus, das „exklusive Angebote“ für Nutzer wie die Verwendung bestimmter Emojis ermöglicht.

Elon Musk hält Bezahloption für „unvermeidlich“

Twitter hat seit Kurzem auch in Deutschland das Premium-Abo „Twitter Blue“ für acht Euro monatlich im Angebot. Dafür gibt es weniger Werbung, und Tweets werden prominenter platziert. Twitter-Chef Elon Musk kommentierte den Schritt von Meta als „unvermeidlich“.

Auf den ersten Blick erscheint das so. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede. Twitter ist ein „asymmetrisches System“, wie es Fachleute ausdrücken. Dort wollen die Nutzer möglichst viele, ihnen unbekannte Leser erreichen.

Facebook und auch Instagram sind dagegen „symmetrische Systeme“: Dort vernetzen sich eher Freunde und Bekannte. Entsprechend macht eine Verifizierung weniger Sinn. „Die wird durch die Verbundenheit der Nutzer fast von allein erreicht“, sagt Sonja Utz, Kommunikationsexpertin an der Universität Tübingen. „Von daher bin ich eher skeptisch, ob so viele das Angebot annehmen werden.“

Facebook verändert sich in Richtung Tiktok

Die Skepsis war auch bei Snap groß. Rund acht Monate nach der Einführung von Snapchat Plus gibt es immerhin zwei Millionen zahlende Kunden. Im Vergleich zur Gesamtzahl von 750 Millionen Nutzern ist die Akzeptanz allerdings immer noch gering.

Die Gründe für die Einführung einer Bezahloption sind leicht nachvollziehbar. Es winkt ein stabiler Einkommensstrom und mehr Unabhängigkeit vom derzeit schwankenden Onlinewerbegeschäft. Bislang ist der Umsatz von Meta, Snap oder Twitter so gut wie ausschließlich von Anzeigen abhängig. Mit dem Wirtschaftsabschwung flacht sich das aber ab.

Dazu führte Apple 2021 im iPhone-Betriebssystem iOS neue Datenschutzregeln ein, die die Platzierung von Werbung erschweren – und beispielsweise Meta jährlich zehn Milliarden Dollar Umsatz kosten.

Der Facebook-Gründer spürt die Konkurrenz durch Tiktok. AP

Mark Zuckerberg

Der Facebook-Gründer spürt die Konkurrenz durch Tiktok.

Auch hat der Konzern Probleme beim Wachstum. Facebook und Instagram werden Opfer ihres eigenen Erfolgs, sie kommen langsam in die Jahre. Insgesamt meldete Meta vor wenigen Wochen 2,96 Milliarden Nutzer weltweit, kaum mehr als vor einem Jahr.

Große Probleme bereitet außerdem Tiktok mit seinen schnellen Videos. Um der Konkurrenz zu begegnen, treibt Meta nicht nur seine 15-Sekunden-Videos Reels voran. Es verändert auch seinen Algorithmus, der anders als früher nicht mehr so stark die Einträge von Freunden oder Bekannten in den Vordergrund stellt. Wie bei Tiktok sollen Nutzer eher Inhalte empfohlen bekommen, die sie interessieren könnten.

Das wird den Charakter von Facebook und Instagram verändern, weg vom sozialen Netzwerk und hin zu asymmetrischen Systemen wie Twitter und Tiktok. Dort würde eine Verifizierung wieder mehr Sinn ergeben.

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