Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

23.12.2022

11:56

Facebook

Meta beendet mit 725-Millionen-Dollar-Zahlung Rechtsstreit um Daten für Cambridge Analytica

Im Datenschutzskandal kommt es zum außergerichtlichen Vergleich zwischen der Facebook-Mutter und zahlreichen Klägern. Die Zahlung ist hoch – aber ein kalkuliertes Risiko.

Nach Angaben des Konzerns liegt die Einigung „im besten Interesse unserer Gemeinschaft und unserer Aktionäre“. AP

Meta-Headquarter in Menlo Park

Nach Angaben des Konzerns liegt die Einigung „im besten Interesse unserer Gemeinschaft und unserer Aktionäre“.

Düsseldorf Der Facebook-Mutterkonzern Meta hat mit einer erheblichen Zahlung eine Sammelklage im bisher größten Datenschutzskandal des Unternehmens ausgeräumt. Wie aus Gerichtsunterlagen aus der Nacht zu Freitag hervorgeht, stimmt das soziale Netzwerk einer Vergleichszahlung in Höhe von 725 Millionen Dollar zu. Hintergrund ist ein 2018 bekannt gewordener Missbrauch von Nutzerdaten durch die britische Analysefirma Cambridge Analytica.

Die Klägeranwälte sprechen von der „größten Ausgleichszahlung im Rahmen einer Datenschutzklage überhaupt“ und der höchsten Summe, die Facebook je gezahlt hat. Meta selbst gibt mit der Zahlung keine Schuld zu, entledigt sich aber eines hohen Bilanzrisikos. Strafzahlungen haben in den USA das Potenzial, je nach Gericht die Prognosen weit zu übertreffen. Es kommt immer wieder zu Milliardenzahlungen.

Die Einigung erfolge daher „im besten Interesse unserer Gemeinschaft und unserer Aktionäre.“ Der Kurs der Meta-Aktie, der zum Wall-Street-Schluss 2,2 Prozent im Minus notierte, drehte im außerbörslichen Handel am Freitag klar ins Plus.

Verfahren gegen Facebook-Gründer Mark Zuckerberg

Die Einigung hatte sich abgezeichnet, die Facebook-Vertreter hatten Ende August eine Aussetzung des Verfahrens beantragt, um einen Vergleich aushandeln zu können. Der nun endende Rechtsstreit schließt das Kapitel für Meta allerdings nicht endgültig.

So haben US-Behörden im Mai eine Klage gegen Facebook-Gründer und Meta-Chef Mark Zuckerberg eingereicht. „Zuckerberg hat persönlich eine Rolle in Facebooks Versagen gespielt, die Privatsphäre und die Daten von Nutzern zu schützen“, sagte Generalstaatsanwalt Karl Racine, „was direkt zum Vorfall Cambridge Analytica führte.“ Allein die Ankündigung hatte bei Meta 35 Milliarden Dollar Börsenwert vernichtet.

Hintergrund ist, dass Facebook dem britischen Politikberatungsunternehmen Cambridge Analytica Zugriff auf Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern gegeben hatte. Die wussten davon allerdings nichts. Das Perfide: Durch die damaligen Privatsphäre-Einstellungen erfolgte der Zugriff auch auf Daten von auf Facebook vernetzten Freunden.

Zuckerberg musste deswegen 2018 bereits zu einer stundenlangen Anhörung im US-Kongress vorstellig werden. Damals hatte der CEO die Vorwürfe maßgeblich mit eigenen Versäumnissen begründet.

Die 2013 gegründete britische Datenanalysefirma Cambridge Analytica ist inzwischen aufgelöst: Enthüllungen um die verdeckte Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahl 2016 führten zum Niedergang des Beraterhauses. Die konservativen Politikern nahestehende Firma hatte in zahlreichen Ländern ihre Dienste angeboten.

Meta unter Druck

Mithilfe einer App hatte Cambridge Analytica Millionen Nutzerprofile ausgewertet. Das ermöglichte der Präsidentschaftskampagne des späteren Gewinners Donald Trump, sehr präzise Anzeigen zu schalten. Die Beeinflussung ging so weit, dass Wähler je nach politischer Einstellung zum Urnengang animiert werden sollten – oder davon abgehalten. Genutzt wurden dafür auch Falschaussagen.

Ermöglicht hatte dieses Vorgehen Facebook durch die Öffnung seiner Schnittstelle gegenüber Drittanbietern in der Hoffnung auf höhere Einnahmen, lautete der Vorwurf. Facebook hatte nach dem Bekanntwerden des Skandals die Menge an Informationen, die externe App-Entwickler einsehen können, eingeschränkt.

Meta steht aktuell wirtschaftlich unter Druck. Im dritten Quartal schrumpfte der Umsatz um vier Prozent auf 27,71 Milliarden Dollar, der zweite Rückgang in Folge. Der Gewinn brach sogar um etwa die Hälfte auf 4,4 Milliarden Dollar ein. Das war das schlechteste Ergebnis seit 2019 und der vierte Rückgang hintereinander. Der Aktienkurs hat auf Jahressicht gut 63 Prozent eingebüßt.

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×