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22.09.2022

16:49

Finanzierungsrunde

Datenschutzhelfer Dataguard erhält 61 Millionen Euro – auch von Morgan Stanley

Von: Christof Kerkmann

Viele Firmen tun sich mit dem Datenschutz schwer. Das Start-up aus München will sie unterstützen – und baut nun mit frischem Geld das Geschäft aus.

Dataguard: Gründer Thomas Regier und Kivanc Semen DataGuard

Thomas Regier (links) und Kivanc Semen

Die Gründer von Dataguard sind langjährige Freunde und Geschäftspartner.

Düsseldorf Datenschutz ist für viele Manager wie ein Zahnarztbesuch: unvermeidlich, aber lästig. Das Start-up Dataguard verspricht, im übertragenen Sinne, den Schmerz zu lindern. Es hilft Organisationen dabei, Prozesse rund um die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und andere Vorschriften rechtssicher zu organisieren. 3000 Kunden in 50 Ländern zählt es nach eigenen Angaben, in der Mehrzahl kleine und mittlere Unternehmen.

Mit einer zweiten Finanzierungsrunde, der sogenannten Series B, will Dataguard das Geschäft nun ausbauen: Das Start-up erhält 61 Millionen Euro, den Großteil von Morgan Stanley Expansion Capital und One Peak. Auch Frühphaseninvestoren beteiligen sich.

Das Gründerteam aus München plant zum einen, das Produktportfolio zu erweitern. „Wir haben mit Datenschutz angefangen, aber unsere Vision war von vornherein, über unsere Plattform auch Informationssicherheit und Compliance zu managen“, so Co-Chef Thomas Regier.

Zum anderen steht die Expansion in neue Märkte auf der Agenda. „Viele Länder modellieren ihre Gesetze nach der DSGVO – genauso soll unsere Plattform ein Exportschlager werden“, sagt der Gründer.

Schwerpunkte sind die Europäische Union und die USA. Zur Bewertung äußert sich das Unternehmen nicht, sie dürfte bei branchenähnlichen Konditionen im unteren dreistelligen Millionenbereich liegen.

Richtige Idee zur richtigen Zeit

Thomas Regier und sein Kompagnon Kivanç Semen gründeten das Start-up 2018. Die beiden Freunde, die sich seit mittlerweile 20 Jahren kennen, erwischten einen perfekten Zeitpunkt: Die Datenschutzgrundverordnung begann gerade, ihre Wirkung zu entfalten – und in vielen Firmen brach wegen des komplexen Regelwerks und des hohen Strafrahmens Panik aus.

Die hat sich mittlerweile gelegt, eine weitverbreitete Unsicherheit bleibt aber, zumindest bei Selbstständigen, Start-ups und im Mittelstand. So haben zwölf Prozent der Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern die DSGVO immer noch nicht umgesetzt, wie aus einer Umfrage des Bitkom hervorgeht. In Firmen mit bis zu 100 Beschäftigten sind es sogar 33 Prozent.

Während Konzerne eigene Teams mit Juristen und Programmierern aufstellen können, fehlt es kleineren Unternehmen an Know-how und Personal, um sich selbst zu kümmern. Oder an Geld, um eine spezialisierte Anwaltskanzlei zu beauftragen.

Das Angebot enthält zwei Komponenten. Zum einen gibt es fachliche Beratung, beispielsweise, wenn ein Mittelständler Opfer eines Hackerangriffs geworden ist. Ein Teil der knapp 250 Mitarbeiter sind Rechtsanwälte.

Abteilungsleiter ohne Staatsexamen

Zum anderen die Cloud-Plattform. Die soll Kunden dabei unterstützen, ihre Geschäftsprozesse datenschutzkonform zu gestalten, zu überwachen und zu dokumentieren. Plant ein Unternehmen beispielsweise, in einer Marketingkampagne E-Mails zu verschicken, erhält es Hinweise auf potenzielle Risiken. Das soll, so der Anspruch, auch eine Geschäftsführerin oder ein Abteilungsleiter ohne juristisches Staatsexamen verstehen.

Es handle sich nicht um eine einmalige Prüfung, sondern einen festen Teil der täglichen Arbeit, betont Regier: „Die Infrastruktur und Prozesse des Kunden ändern sich ständig.“

Dataguard bietet ein Abomodell an. Wie viel das einbringt, veröffentlicht das Start-up nicht, es verweist lediglich darauf, dass es seinen Kundenstamm innerhalb von zwei Jahren verdreifacht habe. Der wiederkehrende jährliche Umsatz liegt nach Einschätzung in Branchenkreisen im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Zu den größten Kunden zählen Canon, Hyatt und die Unicef.

Beim Datenschutz soll es nicht bleiben

Direkte Konkurrenten sieht Regier nicht. Das US-Unternehmen One Trust, das vor einigen Monaten das deutsche Start-up Planetly übernommen hat, biete zwar eine ähnliche Lösung an. Allerdings richtet es sich nach Einschätzung des Gründers an größere Organisationen.

Beim Datenschutz soll es nicht bleiben. Das bewährte Prinzip will Dataguard auf Informationssicherheit und Compliance ausweiten. Hier gibt es viele Überschneidungen: Eine Sicherheitslücke in der IT kann zu einem Datenschutzproblem werden – und das Management steht dafür in der Haftung.

Gerade diese Ambition spricht die Geldgeber an: „In den kommenden zehn Jahren werden Unternehmen weltweit zweistellige Milliardenbeträge in Compliance und Sicherheit investieren, um vertrauenswürdige Partner zu werden und zu bleiben“, erklärt One Peak. Dataguard habe geholfen, in diesem Bereich eine neue Servicekategorie aufzubauen.

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