Nach Mercedes will der wertvollste Chipkonzern der Welt, Nvidia, auch BMW zum engen Verbündeten machen. Bislang setzt BMW vor allem auf einen Nvidia-Konkurrenten.
Jensen Huang
Der Nvidia-Chef sieht Autochips als Wachstumsmarkt.
Bild: REUTERS
San Francisco Der Autobauer BMW hat sein neues Werk im ungarischen Debrecen virtuell gestartet – zwei Jahre bevor die Bauarbeiten abgeschlossen sind. In einem digitalen Zwilling lässt BMW in einer Partnerschaft mit dem Chipkonzern Nvidia die Produktion durchspielen, um vorab Abläufe zu optimieren. „Wir erleben einen Wandel in der Art, wie Fabriken geplant und umgesetzt werden“, sagte Nvidia-Chef Jensen Huang am Dienstag bei einer Pressekonferenz im kalifornischen Santa Clara. BMW sei bei der Digitalisierung der Automobilbranche führend.
BMW habe eine „geniale Lieferkette“, schwärmte Huang. „Es wird ein Luxusprodukt in Masse gefertigt. Das ist eine gewaltige Herausforderung“, sagte er. „BMW hat eine der kompliziertesten Lieferketten, die überhaupt auf der Welt existieren.“ Die Digitalisierung dieser Prozesse helfe nun, Zeit und Geld zu sparen.
„Fabriken sind gigantisch und hängen von vielen Zulieferern ab, es ist unmöglich, das von Anfang an perfekt aufzustellen“, sagte Huang. Deshalb sei es so wichtig, die Fabrik vorab virtuell in Betrieb gehen zu lassen, um alle Schwachpunkte zu identifizieren und zu beseitigen.
Jensen Huang hat Nvidia als Spezialanbieter für Grafikchips 1993 gegründet. Über die Jahre entwickelte er das Geschäft weiter. Heute gelten die Chips von Nvidia als führend im Bereich Künstliche Intelligenz. Die Automobilbranche soll zum nächsten großen Wachstumsbereich werden.
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Automatisiertes Fahren, Infotainment und Vernetzung in Fahrzeugen verlangen Unmengen an Rechenpower und Software. Damit werden Chips zu einem der wichtigsten Bausteine für Autos der Zukunft. Vor allem Nvidia und die Rivalen Qualcomm und Intel kämpfen um den Markt. Insgesamt soll sich der Umsatz im Geschäft mit Autochips laut der Unternehmensberatung McKinsey im Jahr 2030 auf rund 160 Milliarden Dollar belaufen.
BMW ist für Huang in doppelter Hinsicht wichtig. Der Autobauer aus Deutschland ist Vorzeigekunde der Nvidia-Digitalplattform „Omniverse“. Huang hofft, die virtuellen Welten künftig in viel mehr Branchen ausrollen zu können. Das Werk von BMW soll als Referenz fungieren.
Gleichzeitig hofft Nvidia darauf, die Partnerschaft mit BMW auszubauen. Der Autobauer plant zwar derzeit die neue Produktion mithilfe der Technik von Nvidia. Bei dem viel wichtigeren Geschäft mit Computerchips in den Fahrzeugen verbindet BMW jedoch eine langjährige Partnerschaft mit dem Nvidia-Rivalen Qualcomm.
Bei der Jahreskonferenz von BMW hat Vorstandschef Oliver Zipse vergangene Woche auch noch einmal die tiefe Partnerschaft mit Qualcomm herausgestellt. In Qualcomm habe BMW „einen starken strategischen Partner für die nächste Generation von Fahrerassistenzsystemen“, sagte Zipse. Nvidia erwähnte der BMW-Chef in seiner Rede hingegen nicht.
Mercedes setzt in seinen Fahrzeugen bereits stark auf die Chips von Nvidia. Das Orin-System des Chipkonzerns soll künftig die Rechenleistung aller Mercedes-Baureihen verbessern und das Maximaltempo bei hochautomatisierten Fahrerassistenzsystemen von 60 auf bis zu 130 Kilometer pro Stunde erhöhen. Dafür beteiligt Mercedes Nvidia direkt an den Verkaufserlösen.
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BMW hat hingegen im vergangenen Jahr eine langfristige strategische Zusammenarbeit zur gemeinsamen Entwicklung von Softwarelösungen für das automatisierte Fahren mit Qualcomm vereinbart. Nvidia versucht nun daran zu arbeiten, BMW stärker an sich zu binden.
Erstpublikation: 23.03.2023, 01:57 Uhr.
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