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06.12.2022

13:16

iPhone und Macbook

Apple bietet auch in Deutschland Reparatur-Sets an

Von: Thomas Jahn, Tristan Heming

Es ist die Abkehr vom Mantra des Firmengründers Steve Jobs, bis zur letzten Schraube alles an den Geräten zu kontrollieren. Apple beugt sich dem politischen und internen Druck.

Ab sofort kann jeder, der es sich zutraut, sein Macbook mit Apple-Chip oder sein iPhone 12 oder 13 selbst reparieren. Experten kritisieren die hohen Kosten.

Selbst am Macbook Air schrauben

Ab sofort kann jeder, der es sich zutraut, sein Macbook mit Apple-Chip oder sein iPhone 12 oder 13 selbst reparieren. Experten kritisieren die hohen Kosten.

Düsseldorf Deutsche Apple-Kunden können ab sofort einige iPhones und Macbooks selbst reparieren. Der Konzern bietet im „Self Service-Reparatur Store“ nun auch in Deutschland mehr als 200 Ersatzteile, Werkzeuge und Anleitungen an. US-Kunden können bereits seit April Selbstreparatur-Kits für einige iPhones kaufen, im November kamen Reparaturteile für einige Macbooks hinzu. Auch in Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Schweden und Spanien hat Apple den Store freigeschaltet.

Verfügbar ist aktuell nur Reparaturzubehör für die iPhones 12 und 13 und Macbooks mit Apples eigenen Chips M1 und M2 – also das Macbook Air und das MacBook Pro in 13 Zoll ab dem Baujahr 2020, das Macbook Pro in 14 und 16 Zoll ab Baujahr 2021.

Apple ändert damit deutlich die eigene Firmenpolitik. Bislang durfte nur eigenes und zertifiziertes Personal die Telefone und Computer aufschrauben. Dahinter stand der Grundsatz von Apple-Gründer Steve Jobs, die eigenen Produkte und Services möglichst weitreichend zu kontrollieren. Henning Wilts, Experte für Kreislaufwirtschaft am Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie, bestätigt das: „Apple war sehr restriktiv, Dinge zu reparieren oder Lieferteile zur Verfügung zu stellen.“

Apple: Politischer Druck führt zu Strategiewechsel

Apple entfernt sich vor allem aus zwei Gründen von der alten Reparaturpolitik. Einerseits zeigen interne E-Mails auch innerhalb des Unternehmens Zweifel an der bisherigen Darstellung, dass Eigenreparaturen die Sicherheit der Nutzer gefährdeten – ob nun durch eine entflammbare Batterie oder einen Hackerangriff.

Wichtiger ist aber der politische Druck, unter anderem durch die Bewegung „Right to Repair“, die weltweit ein „Recht auf Reparatur“ fordert und dadurch mehr Nachhaltigkeit und günstigere Preise für Verbraucher erreichen will. Das Thema findet sich auch im „Aktionsplan Kreislaufwirtschaft“ der EU-Kommission und im Koalitionsvertrag der Bundesregierung. Kreislaufwirtschaftsexperte Wilts sagt, Apple komme mit dem Kreislauf einer Regulierung zuvor.

Kritik an Apple-Selbstreparatur in den USA: Zu teuer, zu viele Einschränkungen

In den USA gibt es bereits einige Kritik an dem Service. So kostet das benötigte Zubehör für den Austausch des Bildschirms eines iPhone 12 Max in der günstigsten Variante rund 340 Dollar, wie Linus Sebastian, Technikexperte und Gründer des in den USA bekannten Youtube-Kanals Linus Tech Tips, berechnete. Der Austausch durch einen Profi kostet im Apple-Store nur rund 330 Dollar.

Außerdem fehlen die Teile und Anleitungen für einige häufige iPhone-Reparaturen wie eine kaputte Aufladebuchse oder Gehäuseschäden im Angebot, wie Vertreter der Bewegung „Right to Repair“ kritisieren. Nur für die laut Apple häufigsten fünf Reparaturen bietet das Unternehmen im Self-Service-Shop Teile an: den Austausch des Bildschirms, des Lautsprechers, der Batterie, der Kamera und der „Taptic Engine“, des haptischen Vibrationsmotors.

Werkzeuge können gemietet werden, die Anleitungen sind anschaulich

Trotz dieser Kritik geht Apple mit dem Service einen wichtigen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Auf der eigenen Website stellt das Unternehmen sehr detaillierte und anschauliche Anleitungen zur Reparatur zur Verfügung. Wer sich den Eingriff zutraut, gibt einen Code, der am Ende der Anleitung steht, und die Seriennummer des Geräts ein und kann die Ersatzteile bestellen.

Für rund 60 Euro können Bastler zudem passende Werkzeugkits für eine Woche dazumieten, der Kauf ist teurer. Zu den Werkzeugen gehören Batteriepressen, Drehmomentschrauber und Reparaturhalterungen, die nach Ansicht von Techexperte Linus Sebastian sehr hilfreich sind.

Die Mietwerkzeuge kommen mit den Einzelteilen kostenlos per Post. Wer die Reparatur allerdings nicht sofort hinbekommt, steht unter zeitlichem Druck: Eine Mietverlängerung der Werkzeuge ist nicht möglich, wer sie zu spät zurückschickt, muss eine Strafgebühr zahlen.

Für Nachhaltigkeitsexperte Wilts ist „das neue Angebot eine begrüßenswerte Sache“.

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