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25.05.2023

15:49

KI-Boom

Nvidia-Aktie steigt um mehr als 23 Prozent

Von: Stephan Scheuer

Konzernchef Jensen Huang erwartet gewaltiges Wachstum durch den Boom bei Hochleistungschips. Für Nvidia ist ein Börsenwert von mehr als einer Billion Dollar in Reichweite.

Der Chiphersteller kann mit seinen Quartalszahlen überzeugen. Reuters

Nvidia

Der Chiphersteller kann mit seinen Quartalszahlen überzeugen.

Santa Clara Der größte Profiteur des Wettrennens um Künstliche Intelligenz (KI) ist derzeit nicht Microsoft oder Google, sondern der Chipkonzern Nvidia. Bei der Vorstellung der jüngsten Quartalszahlen am Mittwoch kam Nvidia-Chef Jensen Huang gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus. Das Geschäft entwickele sich hervorragend. „Wir erhöhen unsere Produktion erheblich, um die steigende Nachfrage zu befriedigen“, sagte Huang.

In Zahlen gemessen erwartet Huang für das laufende Quartal einen Umsatz von rund elf Milliarden Dollar. Das sind rund 50 Prozent mehr, als Analysten bisher erwartet hatten.

Die Aktie von Nvidia legte zum Handelsstart am Donnerstag um mehr als 23 Prozent zu. Das wirkte sich auch auf die Papiere von Chipkonzernen weltweit aus. Der Auftragsfertiger TSMC aus Taiwan gewann mehr als acht Prozent, der niederländische Anlagenbauer ASML gut fünf Prozent. Zahlreiche US-Techwerte lagen ebenfalls deutlich im Plus.

Seit Jahresanfang konnte Nvidia damit an der Börse einen Wertzuwachs von mehr als 160 Prozent verbuchen. Die Firma wird nach dem Kursprung vom Donnerstag mit rund 930 Milliarden Dollar bewertet. Damit gerät für Nvidia erstmals die Schwelle von einer Billion Dollar Marktkapitalisierung in Reichweite – derzeit sind nur Apple, Microsoft, Alphabet und Amazon wertvoller.

Grund für diese Entwicklung ist laut Huang vor allem die rasant steigende Nachfrage nach Lösungen auf Basis Künstlicher Intelligenz. Vor allem der Textroboter ChatGPT habe der Branche gezeigt, was sogenannte generative KI leisten könnte, sagte Huang. „Generative KI-Modelle können erstaunliche Inhalte erzeugen“, so Huang. Schon bald würden diese Anwendungen den größten Teil der Rechenleistungen auf Serveranlagen überall in der Welt einnehmen.

Der Chiphersteller ist dank des KI-Booms auf Kurs zu einer Billion Dollar Börsenwert. Reuters

Nvidia-Chef Jensen Huang

Der Chiphersteller ist dank des KI-Booms auf Kurs zu einer Billion Dollar Börsenwert.

Dafür werden vor allem spezialisierte Computerchips benötigt. Nvidia bietet genau diese an. Huang hatte die Firma gestartet, um auf Grafikanwendungen optimierte Halbleiter zu entwickeln. Diese haben sich als besonders leistungsfähig bei KI-Anwendungen entpuppt und sind allgemeineren Chips von Herstellern wie Intel oder AMD bei Tests oft überlegen.

Nvidia-Geschäft mit Rechenzentren boomt

Nach einem Boom während der Coronapandemie hatte die Nachfrage nach Computerchips zwischenzeitig nachgelassen. Auch Nvidia spürte diesen Trend. Er fiel jedoch deutlich schwächer aus als zunächst von Analysten erwartet. Im vergangenen Quartal sank der Umsatz um 13 Prozent auf 7,19 Milliarden Dollar. Das Geschäft mit Chips für Datenzentren erreichte jedoch einen Rekordwert – genau hier ist die Nachfrage nach KI-Chips am größten.

Nvidias Data Center Group meldete einen Umsatz von 4,28 Milliarden Dollar gegenüber den Erwartungen von 3,9 Milliarden Dollar, was einer jährlichen Steigerung von 14 Prozent entspricht. Nvidia ließ verlauten, dass diese Leistung durch die Nachfrage nach seinen GPU-Chips von Cloud-Anbietern sowie von großen Internetunternehmen getrieben wurde.

Dafür schwächelt das traditionelle Geschäft mit Grafikchips für Computer. Nvidias Gaming-Sparte, zu der die Grafikkarten des Unternehmens für den PC-Verkauf gehören, meldete einen Umsatzrückgang von 38 Prozent auf 2,24 Milliarden Dollar gegenüber den Erwartungen von 1,98 Milliarden Dollar.

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Neben dem Fokus auf KI-Anwendungen positioniert sich Nvidia auch als enger Partner der Automobilindustrie. Mit Mercedes hat Huang eine enge Partnerschaft geschlossen. Die Automotive-Sparte von Nvidia, die Chips und Software für die Entwicklung selbstfahrender Autos umfasst, wuchs im Jahresvergleich um 114 Prozent, blieb aber mit einem Quartalsumsatz von unter 300 Millionen US-Dollar klein.

US-Sanktionen gegen China gefährden Nvidia

Nvidia gerät jedoch zunehmend in den Fokus des Konflikts zwischen China und den USA. Washington sieht KI als strategische Industrie und hat Firmen mit Exportbeschränkungen bei Ausfuhren in die Volksrepublik belegt. Nvidia wurde etwa gezwungen, seine leistungsfähigsten Chips nicht an Kunden in China zu verkaufen. Wichtige Abnehmer wie die chinesischen Technologiekonzerne Tencent und Alibaba erhalten daher derzeit nur Versionen der Topchips von Nvidia mit reduzierter Leistung. Das gilt etwa für die Chipserien A100 und H100.

In Washington werden derzeit noch strengere Sanktionen gegen China diskutiert. „Wenn uns der chinesische Markt weggenommen wird, haben wir keine Möglichkeit, uns abzusichern. Es gibt kein anderes China, es gibt nur ein China“, warnte Huang gegenüber der britischen Zeitung „Financial Times“. Er sagte, es würde einen „enormen Schaden für amerikanische Unternehmen“ bedeuten, wenn sie nicht mehr mit Peking handeln könnten.

Huang wies darauf hin, dass China etwa ein Drittel des Marktes der US-Tech-Industrie ausmache – das Land sei sowohl als Quelle von Komponenten wie auch als Endmarkt für seine Produkte nicht zu ersetzen.

Erstpublikation: 24.05.2023, 23.20 Uhr.

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