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03.02.2023

10:48

Künstliche Intelligenz

Baidu entwickelt einen Konkurrenten für den Chatbot ChatGPT

Von: Sabine Gusbeth

Chinas Tech-Gigant Baidu will künftig Inhalte mit Künstlicher Intelligenz produzieren. Der Suchmaschinenriese zeigt heute schon, wie das gelingen soll.

Baidu will ChatGPT Konkurrenz machen REUTERS

Baidu-Zentrale in Peking

Der 2000 gegründete Suchmaschinenbetreiber bezeichnet sich inzwischen als führenden Anbieter Künstlicher Intelligenz mit starkem Internetgeschäft.

Peking Chinas größter Suchmaschinenbetreiber Baidu steht offenbar kurz vor der Einführung eines intelligenten Chatbot-Dienstes, der ChatGPT ähnelt. Das Angebot soll im März starten und zunächst in die Hauptsuchdienste eingebettet werden, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf einen Insider berichtet. Eine Sprecherin von Baidu lehnte eine Stellungnahme gegenüber dem Handelsblatt ab.

Das Chatprogramm ChatGPT des US-Start-ups Open AI hatte in den vergangenen Wochen einen regelrechten Hype ausgelöst. Mehr als eine Million Nutzer haben sich seit dem Start Ende November registriert. Das Programm versteht Nutzerfragen in natürlicher Sprache und generiert auf Kommando komplexe Texte. Dabei greift es auf Daten aus Büchern, Zeitungsartikeln oder sozialen Medien zurück. 

Die Antworten der sogenannten generativen Künstlichen Intelligenz (KI) können allerdings auch fehlerhaft sein. Dennoch setzen Tech-Konzerne große Hoffnungen in die Technologie. Microsoft will in den kommenden Jahren rund zehn Milliarden Dollar in Open AI investieren.

Baidu-Chef Robin Li bezeichnete ChatGPT intern im Dezember als Beispiel für eine Technologie, bei der sein Unternehmen führend werden könne, zitiert Bloomberg aus einer Mitschrift. Er warnte jedoch auch, dass die Kommerzialisierung der Technologie eine Herausforderung sei.

Auch in China treiben Forscher, Unternehmen und Investoren die Entwicklung von KI-generierten Inhalten voran. Dem KI-Index der US-Eliteuniversität Stanford zufolge, der den weltweiten Fortschritt in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Wirtschaft bewertet, landet China knapp hinter den USA auf Platz zwei. In einigen Bereichen liegt die Volksrepublik sogar vorn.  

Künstliche Intelligenz: Baidu kündigt drei KI-Dienste an

Einer der führenden chinesischen Anbieter ist Baidu. Der Suchmaschinenbetreiber, der im Jahr 2000 gegründet wurde, bezeichnet sich selbst als führenden Anbieter Künstlicher Intelligenz. Die Chinesen haben in den vergangenen Jahren Milliarden in die Erforschung von KI investiert und setzen zunehmend auf Zukunftstechnologien wie Quantencomputer und autonomes Fahren.

Bei einer Konferenz Anfang Januar hatte Baidu drei Dienste angekündigt: ein Angebot, das auf Basis von Texteingaben Bilder generiert, einen Dienst zur Erzeugung und Bearbeitung von Videoinhalten sowie einen medienübergreifenden Dienst namens „Big Model Ernie 3.0 Zeus“. 

Baidus „Ernie“-System soll Bloomberg zufolge auch die Grundlage für das geplante ChatGPT-ähnliche Programm sein. „Ernie“ ist die Abkürzung von Enhanced Representation through Knowledge Integration, was sinngemäß mit einer verbesserten (Ergebnis-)Darstellung durch die Integration von Wissen übersetzt werden kann. 

Baidu: Mit chinesisch- und englischsprachigen Datensätzen trainiert

Die erste Version von „Ernie“ wurde Anfang 2019 von Forschern der chinesischen Elite-Universität Tsinghua veröffentlicht. Anders als rein textbasierte Modelle wie GPT greift die von Baidu weiterentwickelte jüngste Version der Software auf Daten aus Text, Infografiken sowie anderen visuellen Darstellungsformen zurück und wurde mit chinesisch- und englischsprachigen Datensätzen trainiert.

Bei einem Test im vergangenen Jahr schrieb die aktuelle Version des Programms einen Aufsatz, der für die Zulassung an Universitäten erforderlich ist. Es schnitt dabei besser ab als 75 Prozent der menschlichen Kandidaten.

Wie die traditionellen und sozialen Medien unterliegen KI-generierte Inhalte in China jedoch auch der Zensur. So ergab eine Stichprobe der Fachpublikation „MIT Technology Review“ – herausgegeben von der US-Eliteuniversität Massachusetts Institut für Technologie (MIT) –, dass Baidus Text-zu-Bild-Angebot „Ernie-ViLG“ zahlreiche politisch sensible Schlüsselwörter wie Tiananmen und Xi Jinping herausfiltere. 

China Internetzensoren stellen Gesetzentwurf für KI-Inhalte vor

Im Januar hatte die Internetaufsicht CAC einen neuen Gesetzentwurf vorgestellt, in dem KI-Inhalte, die „die nationale Sicherheit und die soziale Stabilität gefährden“, verboten wurden. Zudem sollen die jeweiligen Anbieter für die Verbreitung von Fehlinformationen haften. Hinzu kommt, dass bereits jetzt die meisten digitalen Angebote nur genutzt werden können, wenn man sich mit Wechat oder Handynummer registriert und damit identifizierbar ist. Das führt neben der Zensur von außen oft auch zu einer Selbstzensur der Nutzer. 

Open AIs ChatGPT kann in China derzeit nur über Umwege genutzt werden. Die Registrierung mit einer chinesischen Handynummer ist nicht möglich. „Mein Dienst ist in China aufgrund von staatlichen Beschränkungen des Internetzugangs und der Zensur derzeit nicht verfügbar“, antwortet ChatGPT auf die Frage nach der Verfügbarkeit in China.

Wer sich dennoch Zugang verschafft, bemerkt schnell, dass die Qualität der Antworten auf Chinesisch deutlich hinter der in englischer Sprache zurückbleibt. Das liegt daran, dass ChatGPT überwiegend mit englischsprachigen Trainingsdaten gefüttert wurde. Es zeigt die Herausforderung für KI-Modelle, die auf spezifischen Sprachdatensätzen trainiert werden. 

Erstpublikation: 30.01.23, 15:24 Uhr.

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