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24.03.2023

11:16

Künstliche Intelligenz

Github-Chef stellt neue Art des Programmierens vor

Von: Stephan Scheuer

PremiumDer Github-Chef ist einer der erfolgreichsten Deutschen in der US-Tech-Szene. Mit einem neuen Produkt will er das Schreiben von Computercode massiv erleichtern.

Der CEO der Coding-Plattform Github ist selbst Programmierer.

Thomas Dohmke

Der CEO der Coding-Plattform Github ist selbst Programmierer.

Redmond „Wir stehen vor einer Revolution“, sagt Thomas Dohmke. Als CEO von Github ist er Aufseher über eine Art gigantische Bibliothek von Computercode. Github fungiert als Plattform, auf der Programmierer unterschiedliche Versionen ihrer Software speichern, verwalten und offen diskutieren können. Nun leitet Dohmke die nächste Stufe der Plattform ein und gab dem Handelsblatt vorab einen Ausblick auf die neuen Technologien.

Mit dem Projekt Copilot X lässt der 44-Jährige das Wissen auf der Plattform von einer Künstlichen Intelligenz (KI) auswerten, analysieren und dann passend für Programmierer ausliefern. In der Praxis soll das Angebot wie ein KI-Assistent fungieren, der Programmierer unterstützt. Er soll nicht nur Fehler finden oder Probleme lösen, sondern ganze Programme selbst schreiben können.

Der IT-Experte ist überzeugt: „Das ist ein mächtiges Werkzeug.“ Als er Ende der 1990er-Jahre sein erstes Start-up ToDoSoft gründete, hätte er gern so eine Unterstützung gehabt. „Wir haben unsere Software mit Disketten verschickt“, erinnert sich Dohmke.

Github: Künstliche Intelligenz soll Programmierern helfen

Gemeinsam mit seinem Bruder baute er mit ToDoSoft ein Unternehmen auf, das Computerprogramme für Versicherungsunternehmen schrieb. Damit konnten Makler beispielsweise passende Konditionen für ihre Kunden kalkulieren.

Dohmke studierte an der Technischen Universität Berlin Technische Informatik und promovierte anschließend. Zudem baute er weitere Unternehmen auf. Seine Firma HockeyApp wurde schließlich Ende 2014 von Microsoft gekauft und Dohmke wechselte in die Microsoft-Zentrale in Redmond.

Copilot X ist der jüngste Vorstoß des Softwarekonzerns Microsoft, KI in alle seine Produkte zu integrieren. 2018 hatte Microsoft Github gekauft. Dohmke ist seit November 2021 CEO von Github und einer der einflussreichsten IT-Experten aus Deutschland in der US-Technologieszene. Microsoft-Chef Satya Nadella hatte angekündigt: „Künstliche Intelligenz wird alle Bereiche durchringen.“

Vergangene Woche stellte Nadella eine erweiterte Version von Office-Programmen wie Word, Excel und Powerpoint vor, in der ein KI-Assistent integriert ist. Dieser kann Texte schreiben, Tabellen auswerten oder mithilfe weniger Stichworte eine Powerpoint-Präsentation mit passenden Fotos und Animationen entwerfen.

Ähnlich soll auch Copilot X funktionieren. In einem Chat-Fenster sollen Programmierer den KI-Assistenten Aufgaben übernehmen lassen. Gleichzeitig soll das Überprüfen und Verwalten des Codes einfacher werden.

Microsoft: Start-up OpenAI lockt Fachkräfte an

Hinter dem Assistenten steht eine Partnerschaft zwischen Microsoft mit dem Start-up OpenAI. OpenAI stellt das Sprachmodell zur Verfügung, das Copilot X antreibt. Laut Branchenschätzungen soll Microsoft rund 13 Milliarden Dollar in das junge Unternehmen investiert haben.

Aber warum braucht ein Software-Gigant wie Microsoft überhaupt Hilfe von einem kleinen Start-up wie OpenAI? „Exzellente Fachkräfte wollen eher bei einer Firma wie OpenAI als bei einem Großkonzern wie Microsoft arbeiten“, sagt Dohmke. Microsoft habe nicht in Konkurrenz zu OpenAI treten wollen, sondern eine Partnerschaft gesucht.

Copilot X ist nicht die erste Anwendung, bei der Dohmke innerhalb von Github die Fähigkeiten von OpenAI einsetzen lässt. Für die Vorgängerversion, die einfach Copilot heißt, kommt ebenfalls ein Modell von OpenAI zur Anwendung. Github zählt auf der Entwicklerplattform mehr als 100 Millionen Nutzerinnen und Nutzer. Für den kostenpflichtigen Zusatzdienst Copilot zählt Github mehr als 5000 Firmenkunden. Der Copilot kostet in der Regel rund zehn US-Dollar Nutzungsgebühr im Monat.

Schon jetzt genießt die Software im Silicon Valley großes Ansehen. Der CEO des Cloudanbieters Box, Aaron Levie, sagt, Copilot sei eine große Hilfe beim Programmieren. Die Software fungiere, als schaue einem ein brillanter Programmierer konstant beim Schreiben von Code über die Schulter. Zudem könnte Copilot helfen, Software in Programmiersprachen zu erstellen, die man selbst nicht beherrscht.

Trotzdem ist auch die verbesserte Version von Copilot nicht fehlerfrei. „Am Ende muss ein Mensch kontrollieren“, erklärt Dohmke. Die Modelle von OpenAI produzierten in Tests verschiedener Fachleute immer wieder Falschaussagen.

Dohmke schwächt die Kritik jedoch ab: „Niemand ist unfehlbar.“ Das gelte auch für eine Künstliche Intelligenz. Deshalb sei es so wichtig, dass Fachleute am Ende die Ergebnisse des KI-Assistenten nochmals prüften.

Erstpublikation: 22.03.2023, 15:09 Uhr.

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