PremiumDer Kurznachrichtendienst Twitter soll den Besitzer wechseln. Dem Kauf durch Elon Musk haben die Aktionäre nun zugestimmt. Noch ist aber unklar, ob es so weit kommt.
Elon Musks Profil auf Twitter
Der Tesla-Chef will den Kurznachrichtendienst nun doch nicht mehr übernehmen.
Bild: Reuters
New York Erst wollte er, dann nicht mehr – und womöglich muss er. Elon Musk könnte bald den Kurznachrichtendienst Twitter übernehmen. Denn an diesem Dienstag hat eine Mehrheit der Twitter-Aktionäre für die Übernahme durch den Tesla-Chef gestimmt, wie das Unternehmen bei einer außerordentlichen Aktionärssitzung mitteilte.
Ob Twitter tatsächlich verkauft wird, müssen nun die Gerichte entscheiden. Der Tesla-Chef hatte im April bekannt gegeben, Twitter für 54,22 Dollar je Aktie kaufen zu wollen. Er ist bereits jetzt der größte Aktionär. Am Dienstag erreichte der Kurs von Twitter zwischenzeitig rund 42 Dollar je Aktie.
Dann allerdings machte Musk am 8. Juli einen Rückzieher: Twitter habe den Vertrag gebrochen, da das Unternehmen Falschaussagen zu Fake-Profilen sowie zur Sicherheit der Plattform gemacht habe. Seitdem will Musk von dem Kauf zurücktreten.
Unter anderem wirft Musk Twitter Falschaussagen zu Spam- und Fake-Accounts auf der Plattform vor. Das Unternehmen hatte die Zahl nach einer internen Schätzung mit unter fünf Prozent angegeben. Allerdings bezog sich Twitter dabei immer auf den Anteil an monetarisierbaren Nutzern – nicht der Gesamtnutzerschaft.
Musk sagt, dass das Unternehmen keine verlässliche Methode habe, um die Accounts zu ermitteln. Twitter entgegnet, dass es sich um Schätzungen handele und jeden Tag eine Million gefälschte Konten gelöscht würden.
Musk ist mit seinen Vorwürfen nicht alleine. So hatte etwa Disney-CEO Bob Iger vergangene Woche öffentlich gemacht, dass auch er, als er 2016 den Kauf von Twitter in Erwägung zog, festgestellt habe, dass ein „erheblicher Teil“ der Konten „nicht echt“ sei.
Musk wirft Twitter vor, ihm Daten darüber vorzuenthalten, wie der Dienst den Anteil seiner falschen Nutzerkonten berechnet – er hat daher geklagt. Das Unternehmen muss ihm jetzt einen Datensatz aushändigen. Das bestätigte das zuständige Gericht in Delaware. Dabei handelt es sich um 9000 Nutzerkonten, die 2021 verwendet wurden, um mögliche gefälschte Konten herauszufiltern.
Elon Musk
Elon Musk wirft Twitter Falschaussagen zu Spam- und Fake-Accounts auf der Plattform vor-
Bild: AP
Twitter soll fälschlicherweise vorgegeben haben, einen guten Sicherheitsplan für das Unternehmen zu haben. Doch das Gegenteil könnte der Fall gewesen sein. Bei der Infiltration durch ausländische Geheimdienste soll ein Auge zugedrückt worden sein, das Unternehmen habe den Regierungsbehörden irreführende oder ungenaue Informationen über seine Sicherheitspraktiken geliefert.
Das hatte der ehemalige Sicherheitschef der Plattform, Peiter Zatko, hatte nach seiner Entlassung bei Twitter Beschwerde gegen das Unternehmen bei der US-Börsenaufsicht eingereicht. Am Dienstag sagte er vor dem Rechtsausschuss des US-Senates aus. Twitter habe „wiederholt Versagen beim Schutz sensibler Daten vertuscht und Aufseher sowie Nutzer dazu belogen“.
>> Lesen Sie hier: Schwache Sicherheit bei Twitter? Ex-Mitarbeiter erhebt schwere Vorwürfe
Twitter hatte den Whistleblower entlassen, soll ihm jedoch eine Abfindung über sieben Millionen Dollar gezahlt. Damit habe Twitter laut Musks Anwälten erneut gegen die Übernahmeregeln verstoßen, die solche Zahlungen beschränkten. Das Unternehmen hätte Musks Zustimmung einholen müssen.
Twitter will gerichtlich erzwingen, dass der Tesla-Chef den Kauf für rund 44 Milliarden Dollar durchziehen muss Zuletzt hatte der Kurznachrichtendienst einen Verlust von 270 Millionen Dollar ausgewiesen.
Dafür macht CEO Parag Agrawal auch Musk verantwortlich. Seine Aussagen würden die Anleger verunsichern. Nach Musks Kritik war die Twitter-Aktie zeitweise auf rund 32 Dollar und somit weit unter den vereinbarten Preis von 54,22 Dollar gefallen.
„Musk glaubt offenbar, dass es ihm – im Gegensatz zu allen anderen Parteien, die dem Delaware-Vertragsrecht unterliegen – freisteht, seine Meinung zu ändern, das Unternehmen in den Dreck zu ziehen, den Betrieb zu stören, den Wert für die Aktionäre zu zerstören und zu verschwinden“, heißt es in der Klageschrift von Twitter.
Der Tesla-Chef versucht weiterhin, vom Kauf zurückzutreten und auch die vereinbarte Vertragsstrafe über eine Milliarde Dollar nicht zahlen zu müssen. Am 17. Oktober beginnt in Delaware in den USA der Gerichtsprozess, der darüber entscheidet, ob Musk Twitter wie vertraglich vereinbart übernehmen muss. Das Verfahren ist für fünf Tage angesetzt.
Musk hatte zwar versucht, den Termin auf Februar im kommenden Jahr zu verlegen, um mehr Zeit zur Vorbereitung zu gewinnen. Die zuständige Richterin Kathaleen McCormick schrieb jedoch, dass „das Risiko eines nicht wiedergutzumachenden Schadens für Twitter umso größer ist, je länger die Verzögerung bis zum Prozess andauert“.
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