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02.03.2023

16:26

„Masterplan Teil 3“

Elon Musk plant Welt ohne fossile Energieträger – bleibt zu neuen Modellen aber vage

Von: Stephan Scheuer, Felix Holtermann

Tesla-Chef Musk präsentierte seinen Plan für eine nachhaltigere Welt. Investoren hatten allerdings auf mehr Details gehofft. Die Tesla-Aktie gab deutlich nach.

Experten waren davon ausgegangen, dass der Tesla-Chef eine oder mehrere überraschende Ankündigungen machen könnte. via REUTERS

Elon Musk

Experten waren davon ausgegangen, dass der Tesla-Chef eine oder mehrere überraschende Ankündigungen machen könnte.

San Francisco Tesla-Chef Elon Musk hat seinen Plan vorgestellt, wie die Welt unabhängig von fossilen Energieträgern werden soll. „Es gibt einen klaren Weg zu einer vollständig nachhaltigen Erde“, sagte Musk beim Investorentag am Mittwoch in Austin, Texas.

Musk sagte, dass 240 Terawattstunden an Batteriekapazität ausreichten, um dieses Ziel zu erreichen. Diese Zahl umfasse sowohl Batterien für Elektrofahrzeuge als auch stationäre Energiespeicher. Das ist etwa 480 Mal so viel wie die Kapazität der Batterien, die 2022 weltweit produziert werden.

Tesla hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 jährlich 20 Millionen Elektrofahrzeuge zu produzieren, wie die Geschäftsführung bekräftigte. „Die Erde kann und wird zu einer nachhaltigen Energiewirtschaft übergehen“, so Musk.

Bei der vierstündigen Präsentation lieferten fast 20 Führungskräfte von Tesla Informationen zur Arbeit beim E-Auto-Bauer. Mit Details zur strategischen Ausrichtung hielten sich Musk und sein Team jedoch zurück. Investoren hatten offenbar mehr erwartet: Der Kurs der Tesla-Aktie fiel im frühen US-Handel am Donnerstag um rund fünf Prozent.

Denn bei der zentralen Frage, ob und wie die bestehenden Modelle überarbeitet werden, blieb es bei vagen Ankündigungen. Musk sprach zwar mehrfach von einem „Fahrzeug der nächsten Generation“. Nähere Angaben machte er jedoch nicht.

Tesla-Investorentag

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Das Urteil von Analysten fiel durchwachsen aus. „Die Modellpalette ist in die Jahre gekommen“, sagte Christian Koenig. Der Autoexperte hat für Porsche in Nordamerika gearbeitet und führt in Atlanta eine Beratung für Elektromobilität. Musk und sein Team hätten es versäumt, hier konkrete Pläne für eine Überarbeitung vorzustellen.

Nächstes Werk in Mexiko geplant

Tesla-Fertigungschef Tom Zhu bestätigte, dass der Konzern in Mexiko seine nächste Fertigung aufbauen wird. Nach den Werken in Shanghai und Grünheide soll in Monterrey der nächste Standort außerhalb der USA errichtet werden. Zudem gab Zhu bekannt, dass Tesla seit Firmengründung insgesamt vier Millionen Fahrzeuge produziert hat.

„Wir haben zwölf Jahre gebraucht, um die erste Million zu bauen, und etwa 18 Monate für die zweite Million. Bei der dritten Million waren es elf Monate. Für die vierte Million haben wir dann weniger als sieben Monate gebraucht“, sagte Zhu und verwies auf die verbesserte betriebliche Effizienz des Unternehmens.

Zhu versuchte zudem, Sorgen über Absatzprobleme in China zu zerstreuen. „Solange man ein hochwertiges Produkt zu einem erschwinglichen Preis anbietet, braucht man sich um die Nachfrage keine Sorgen zu machen“, sagte Zhu. „Wir versuchen alles, um die Kosten zu senken“, fügte er hinzu, „und das an unsere Kunden weiterzugeben.“

Musk sagte, der Konzern plane langfristig mit „vielleicht so zehn Fahrzeugmodellen“. Diese würden reichen, um das Absatzziel von 20 Millionen Fahrzeugen im Jahr zu erreichen. Tesla hat derzeit vier Modelle im Angebot. Die Einführung neuer Modelle hatte sich in der Vergangenheit häufig verzögert. In diesem Jahr soll der sogenannte „Cybertruck“ in Produktion gehen.

Tesla-Designchef Franz von Holzhausen sprach zwar ausführlich über eine verbesserte Produktion von Fahrzeugen. Er machte jedoch deutlich, dass sich das Unternehmen erst „zu einem späteren Zeitpunkt“ zu weiteren Modellen äußern werde.

Aus Aktionärssicht braucht es neue Impulse

Es ist nicht das erste Mal, dass Musk einen „Masterplan“ vorgestellt hat. Teslas ersten Masterplan hatte der Autobauer 2006 vorgelegt. Er umfasste den Bau einer ganzen Elektroautofamilie, „einschließlich preiswerter Familienautos“, und war damit seiner Zeit voraus: Das erste Auto, den Roadster, präsentierte Tesla 2008.

Der zweite Masterplan folgte zehn Jahre später, 2016. Musk skizzierte darin seine Pläne, die Modellpalette zu erweitern und Batteriespeicher in die Häuser der Nutzer zu bringen, in Verbindung mit Solaranlagen auf dem Dach. Das wichtigste Thema war jedoch das automatisierte Fahren. Musk erklärte, binnen weniger Jahre einen praxisfähigen Autopiloten vorlegen zu wollen, der es „Ihrem Auto ermöglichen wird, Geld für Sie zu verdienen, wenn Sie es nicht benutzen“.

Die Zahlen im letzten Quartal blieben hinter den Erwartungen von Experten zurück. dpa

Model Y

Die Zahlen im letzten Quartal blieben hinter den Erwartungen von Experten zurück.

Die damit verbundenen Robotaxi-Flotten sollten laut Musk spätestens 2020 „funktionell verfügbar“ sein – ein Versprechen, das prominente Investoren wie Cathie Wood zum Kauf von Tesla-Aktien veranlasste. Stand heute ist jedoch nicht mit einer schnellen Einführung zu rechnen. Teslas Ansatz, nur auf Kameras zu setzen statt auf weitere Radar- und Lidarsensoren, wird unter anderem von der US-Aufsicht kritisch beäugt. Der Autopilot, den Tesla als „Full Self-Driving Beta“ zum Aufpreis von 15.000 Dollar verkauft, macht nach wie vor zahlreiche Fehler.

Aus Aktionärssicht kann Tesla neue Impulse gebrauchen. Zwar hat der Konzern 2022 so viel verdient wie nie zuvor in einem Geschäftsjahr und den Gewinn um 128 Prozent auf 12,6 Milliarden Dollar (11,5 Milliarden Euro) gesteigert. Gewinn und Umsätze im Schlussquartal (3,7 und 24,3 Milliarden Dollar) blieben laut dem Analysehaus Factset aber leicht unter den Erwartungen. Zudem hat Tesla 2020 sein 50-Prozent-Wachstumsziel verfehlt.

An der Wall Street geht die Sorge um, dass Tesla nach Jahren eines stürmischen Wachstums an eine Obergrenze stößt. Auch die jüngsten Preissenkungen hatten die Sorge angeheizt, dass die Nachfrage nach Tesla-Autos schwinden und der lange gehypte Konzern zu einem Autobauer unter vielen werden könnte.

Die aktuelle Modellgeneration ist in die Jahre gekommen, Hoffnungsträger wie der Pick-up Cybertruck lassen seit Jahren auf sich warten. Erst 2024 soll er im größeren Umfang ausgeliefert werden, wie Musk erklärt hatte. Die Konkurrenz schläft derweil nicht: Klassische Autohersteller wie Ford oder GM feiern mit vollelektrischen Varianten ihrer in den USA beliebten Pick-up-Trucks Auslieferungsrekorde.

An der Börse hatte Tesla im vergangenen Jahr rund 675 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung verloren. Der Kurs war um 65 Prozent eingebrochen – ein Negativrekord. Seit dem Jahreswechsel erholte sich die Aktie immerhin deutlich und stieg auf 205 Dollar. Ende 2021 hatte sie bei über 400 Dollar gelegen.

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