Datenschutz, Konkurrenz durch Tiktok, Ukrainekrieg: Facebook-Mutterkonzern Meta legt magere Zahlen vor. Die Aktionäre reagieren dennoch euphorisch.
Düsseldorf Die Erleichterung von Mark Zuckerberg war in der Analystenkonferenz herauszuhören. Er sei „stolz“ auf seine Produkte, sagte der Meta-CEO. „Mehr Menschen nutzen unsere Dienstleistungen als je zuvor“, so Zuckerberg.
Es ist einer der wenigen Lichtblicke in der Quartalsbilanz des Internetkonzerns. Die Zahl der täglich aktiven Nutzer von Facebook stieg in den ersten drei Monaten 2022 von 1,93 auf 1,96 Milliarden. Das ist zwar nur eine leichte Zunahme, aber immerhin kein Rückgang wie im vergangenen Quartal – als Zuckerberg das erst Mal in der Geschichte des sozialen Netzwerks ein Negativwachstum verkünden musste. Damals stürzte die Aktie um mehr als 20 Prozent ab. Diesmal schnellte sie nachbörslich um 20 Prozent nach oben. Meta hat so auf einen Schlag knapp 70 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung zugelegt.
„Die Resultate waren nicht so schlecht, wie die Märkte erwartet hatten“, sagte Martin Garner, COO der englischen Digitalberatung CCS.
Insgesamt waren die Meta-Zahlen im abgelaufenen Quartal jedoch schwach. Der Facebook-Mutterkonzern erlöste 27,9 Milliarden Dollar, was unter der Analystenschätzung von durchschnittlich 28,3 Milliarden Dollar liegt. Der Umsatz des Facebook-Konzern stieg damit im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 Prozent, der langsamste Anstieg seit 2012 – dem Jahr, an dem Meta an die Börse ging.
Auch mit der Prognose enttäuschte Meta. Der Konzern erwartet für das kommende Quartal einen Umsatz von 28 bis 30 Milliarden Dollar, Analysten hatten im Schnitt 30,7 Milliarden Dollar erwartet.
Positiv fiel der Gewinn ins Gewicht. Meta hat zwar mit 7,5 Milliarden Dollar einen um 21 Prozent geringeren Gewinn erzielt als im Vorjahr, Analysten hatten allerdings einen noch größeren Abfall auf 7,1 Milliarden Dollar vorhergesagt.
Was auch gut bei Investoren ankam: Meta hat seine Investitionen für 2022 gesenkt und will nur noch 87 bis 92 Milliarden Dollar ausgeben. Zuvor war der Konzern von 90 bis 95 Milliarden Dollar ausgegangen. „Das ist wohl eine direkte Reaktion auf den Anlegervertrauensverlust, der durch neue Investitionen in Projekte wie das Metaverse entstanden ist“, sagte Garner von CCS.
Das Metaverse spielte Zuckerberg insgesamt herunter. Auf die 2021 noch mit viel Begeisterung vorgetragene Idee einer vermischten digitalen und realen Welt ging der Meta-Chef nur kurz ein. Bis die Investition nennenswerte Umsätze und Gewinne erwirtschafte, werde es noch lange dauern, betonte Zuckerberg.
Das Metaverse wird im Reality Lab entwickelt, die Einheit schrieb einen Verlust von knapp drei Milliarden Dollar, im Vorquartal waren es 3,3 Milliarden Dollar gewesen. „Meta hat neue Monetarisierungsmodelle für seine Metaverse-Investitionen angekündigt“, sagte Raj Shah, Managing Partner beim Beratungshaus Publicis Sapient, „aber die Akzeptanz ist immer noch gering.“
Die Gründe für das langsame Gesamtwachstum sind laut Zuckerberg sehr verschieden. Der Ukrainekrieg wirke sich aus. Auch der wachsende Erfolg von Kurzvideodienst Tiktok sei für Meta ein Problem. Nicht umsonst führte der US-Internetriese im Jahr 2020 das Konkurrenzprodukt Reels auf seiner Foto-Plattform Instagram ein. Dieses wächst stark, trägt aber ein Problem in sich: „Die Monetarisierung gelingt nicht so gut“, gab Zuckerberg zu.
Anders als bei längeren Videos, Feeds oder Storys ist es schwierig, Werbung zu platzieren. „In meinen 18 Jahren bei Facebook habe ich viele Veränderungen gesehen“, sagte Zuckerberg. „Wir haben sie alle gemeistert und werden auch diese meistern.“
Laut Chief Operating Officer Sheryl Sandberg arbeitet das Unternehmen eng mit Werbetreibenden zusammen, um mithilfe von Künstlicher Intelligenz und höherer Automatisierung effektiver Werbung zu platzieren. „Die Resultate sind vielversprechend“, sagte Sandberg.
Probleme bereiten weiterhin die verschärften Datenschutzvorgaben von Apple in seinem Betriebssystem iOS. Dadurch wissen Facebook und Instagram weniger über den Nutzer. Laut Sandberg habe Meta „einen großen Teil der Lücke“ geschlossen. Sie ganz zu schließen werde aber einige Zeit in Anspruch nehmen.
Wie genau Meta das erreichen will, sagte Sandberg nicht. Experten spekulieren über Ideen wie die „Probalistic Attribution Models“, die mit Wahrscheinlichkeitsrechnungen und einer höheren Datenmenge ähnliche Schlussfolgerungen über das Nutzerverhalten erlauben – und damit zielgenaue und lukrative Werbung. „Wir wollen besser mit weniger Daten werden“, sagte Sandberg.
Auch das neue Datenschutzgesetz der EU, der „Digital Service Act“, wird Meta Probleme bereiten. „Das ist eine erhebliche Herausforderung für die Branche“, sagte Sandberg. Allerdings will man noch die Details der Gesetzgebung abwarten, „die von Bedeutung sind“.
Daten scheinen für Meta auch aus anderen Gründen ein Problem zu sein. Laut einem internen Bericht an den Vorstand erwarten die Facebook-Entwickler einen „Tsunami“ von Datenschutzverordnungen in der ganzen Welt, nicht nur in Europa. Auch Indien und Südafrika könnten den Datenschutz verschärfen, heißt es in einem Bericht, der dem Tech-Portal Motherboard vorliegt.
Noch ärgerlicher für Meta: Die Datenschutzexperten kommen in dem Bericht zu dem Schluss, dass der Konzern nicht genügend Kontrolle über die Daten habe. Meta mische verschiedene Daten von den Nutzern wie persönliche Angaben oder ihr Onlineverhalten, könne sie nicht mehr trennen und wäre daher gar nicht in der Lage, die von den Gesetzgebern vorgeschriebenen Regeln einzuhalten.
In einem Statement widersprach Facebook dem Eindruck. „Das Dokument beschreibt nicht unsere ausführlichen Prozesse und Kontrollen, um Datenschutzvorgaben einzuhalten. Es ist einfach nicht richtig, daraus zu schließen, dass der Datenschutz nicht eingehalten werde.“
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×