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02.02.2023

23:57

Meta

Meta-Börsenwert steigt um fast 100 Milliarden Dollar - ChatGPT-Rivale angekündigt

Von: Stephan Scheuer

Der Facebook-Konzern will sich stärker in das Wettrennen um Künstliche Intelligenz einschalten. Zugleich signalisierte Meta eine Erholung der seit langem schwächelnden Werbeeinnahmen.

Der Techkonzern entlässt mehr als 11.000 Mitarbeiter. Reuters

Meta

Der Techkonzern entlässt mehr als 11.000 Mitarbeiter.

San Francisco Der Facebook-Konzern hat am Donnerstag den größten Bewertungssprung an der Börse in einer Dekade erlebt. Die Marktkapitalisierung legte um mehr als 23 Prozent oder um fast 100 Milliarden Dollar zu. Am Vortag hatte Konzernchef Mark Zuckerberg bessere Quartalszahlen als erwartet präsentiert und angekündigt, stärker in das Wettrennen um Künstliche Intelligenz einsteigen zu wollen.

Angesprochen auf den Erfolg des Chatbots ChatGPT und anderer KI-Systeme sprach Meta-Chef Mark Zuckerberg am Mittwoch von „faszinierenden Dingen“. Er kündigte an, dass sein Unternehmen noch in diesem Jahr eine Reihe eigener Produkte vorstellen werde.

Im vergangenen Quartal schnitt Meta trotz eines erneuten Umsatzrückgangs besser ab als von Analysten erwartet. Hohe Kosten für Abfindungen und den Konzernumbau sorgten zwar für einen starken Gewinneinbruch, allerdings signalisierte Meta eine Erholung der seit langem schwächelnden Werbeeinnahmen. Firmenchef Zuckerberg kündigte außerdem eine strengere Kostenkontrolle sowie zusätzliche Aktienrückkäufe im Volumen von 40 Milliarden Dollar an.

Meta-Titel stiegen daraufhin nachbörslich um mehr als 21 Prozent, der größte Kurssprung des Papiers seit 2013. In ihrem Windschatten gewannen auch die Titel der ebenfalls stark von Online-Anzeigen abhängigen Google-Mutter Alphabet sowie des Snapchat-Betreibers Snap bis zu fünf Prozent.

Noch bestehen technologische Hürden

Viele Investoren glauben also offenbar an Zuckerbergs positive Zukunftsvision für Meta. Dabei soll das KI-gestützte Erstellen von Texten oder Bilder für Facebook und Instagram „den Nutzern unserer Apps helfen, noch kreativer zu werden.“ Doch es gibt noch technologische Hürden, bevor die Milliarden Nutzer der Meta-Plattformen die KI-Tools nutzen können. Derzeit koste das automatisierte Erstellen von Texten oder Bildern noch Centbeträge, sagte Zuckerberg. Das sei für ein großes Skalieren zu viel. Um den Preis zu senken gebe es „unterschiedliche Ansätze, die wir derzeit verfolgen“, sagte Zuckerberg.

Der zur Zeit medial viel besprochene Chatbot ChatGPT ist ein Programm des Start-ups OpenAI, das auf Kommando komplexe Texte in vielen Sprachen produzieren kann. ChatGPT ist eine von Fachleuten sogenannte „generative Künstliche Intelligenz“, die kreative Aufgaben übernehmen kann. Zur dieser Gruppe zählen auch Programme wie Midjourney oder Stable Diffusion, die aus der Eingabe weniger Worte detaillierte Bilder produzieren können.


Kurz vor OpenAI hatte auch Meta mit dem Blenderbot einen eigenen KI-Chatbot präsentiert. Dieser war aber meist auf deutlich knappere Antworten beschränkt. Zudem produzierte der Bot in Tests immer wieder rassistische und antisemitische Aussagen.

Im November präsentierte Meta dann „Galactica“, das wie ChatGPT mit großen Sprach-Datensätzen trainiert wurde, allerdings in diesem Fall vor allem mit wissenschaftlichen Arbeiten. Nach nur drei Tagen deaktivierte Meta das Tool für die Öffentlichkeit wieder , weil es falsche und diskriminierende Texte produzierte.

Meta hat etliche Lösungen in Vorbereitung

Meta arbeitet seit vielen Jahren an KI-Technologien. Die Abteilung bei Meta leitet der Forscher Yann LeCun, der im Jahr 2018 mit dem „Informatik-Nobelpreis“ Turing Award ausgezeichnet wurde. In einer Diskussionsrunde sagte er vor wenigen Tagen, ChatGPT sei technologisch „nicht besonders innovativ“.

OpenAI sei „nicht besonders fortschrittlich im Vergleich zu den anderen Labors“, sagte LeCun. Nicht nur Google und Meta, auch „ein halbes Dutzend Start-ups“ hätten „im Grunde eine sehr ähnliche Technologie.“

Meta selbst bereite Lösungen vor. „Es gibt etwa 12 Millionen Geschäfte, die auf Facebook werben, und die meisten von ihnen sind kleine Läden, die einfach nicht die Ressourcen haben, um eine neue, schön gestaltete Anzeige zu entwerfen“, sagte LeCun. „Für sie könnte generative Kunst also eine große Hilfe sein.“

Auf dem Kurzmitteilungsdienst Twitter legte LeCun dann nach: „Wenn Google und Meta keine ChatGPT-ähnlichen Dinge veröffentlicht haben, dann nicht, weil sie es nicht können. Sondern weil sie nicht wollen.“

Großkonzerne könnten sich keine Fehler erlauben wie kleine Start-ups. „Durch die Veröffentlichung öffentlicher Demos, die, so beeindruckend und nützlich sie auch sein mögen, große Mängel aufweisen, haben etablierte Unternehmen weniger zu gewinnen und mehr zu verlieren als geldhungrige Start-ups“, schrieb LeCun.

Auch ChatGPT war mehrfach kritisiert worden, falsche Aussagen zu produzieren oder Quellen zu erfinden. Anders als beim Chatbot Blenderbot von Meta waren zunächst jedoch keine antisemitischen oder rassistischen Aussagen bekannt geworden.

Zuckerberg verspricht „Jahr der Effizienz“

Neben den KI-Entwicklungen soll 2023 für den Konzern insgesamt ein „Jahr der Effizienz“ werden, sagte Zuckerberg am Mittwoch. Der Fokus liege darauf, „stärker und wendiger“ zu sein. Meta werde Ebenen im mittleren Management entfernen, damit Entscheidungen schneller getroffen werden. Projekte, die nicht die gewünschten Ergebnisse bringen, sollen schneller gestoppt werden. Im laufenden Jahr sollen zudem die Ausgaben niedriger ausfallen als zuvor veranschlagt, unter anderem durch geringere Investitionen in Rechenzentren.

Will Meta  „stärker und wendiger“ machen. imago/IP3press

Mark Zuckerberg

Will Meta „stärker und wendiger“ machen.

Für das laufende Quartal erwartet der US-Konzern Umsätze von 26 bis 28,5 Milliarden Dollar. Analysten gingen bislang im Schnitt von 27,14 Milliarden Dollar aus.

Fünfter Gewinnrückgang in Folge im abgelaufenen Quartal

Im vergangenen Quartal sanken die Umsätze derweil im Jahresvergleich um vier Prozent auf gut 32,16 Milliarden Dollar. Am Markt waren noch niedrigere Erlöse von 31,5 Milliarden Dollar erwartet worden. Der Gewinn brach dagegen um 55 Prozent auf 4,65 Milliarden Dollar ein, stärker als gedacht. Es war der fünfte Gewinnrückgang in Folge.

Meta hatte im November die erste Entlassungswelle der Firmengeschichte angekündigt. 11.000 Stellen sollen wegfallen. Zuvor war der Gewinn des Unternehmens deutlich gesunken. Der Konzern verbuchte für das Quartal nun Umstrukturierungskosten von 4,2 Milliarden Dollar.

Das Unternehmen leidet unter hohen Kosten und starkem Wettbewerbsdruck durch die chinesische Video-App TikTok, die der Meta-Tochter Instagram Nutzer abjagt. Außerdem erschweren neue Datenschutz-Regeln von Apple das Personalisieren von Werbung für Nutzer von iPhone & Co. Sie gilt dadurch als weniger wirksam, Meta nimmt damit weniger ein.

Gleichzeitig türmt die Sparte „Reality Labs“ Milliarden-Verluste auf und löst damit bei Investoren Unmut aus. In diesem Geschäftsbereich ist unter anderem die Entwicklung des „Metaversum“ gebündelt, einer virtuellen Welt, die Meta-Chef Mark Zuckerberg für besonders zukunftsträchtig hält. Diese Faktoren hatten auch zur der Entlassungswelle im November geführt.

Die Nutzerzahlen wachsen unterdessen weiter. So kommt Facebook inzwischen auf zwei Milliarden täglich aktive Nutzer – ein Zuwachs von 16 Millionen binnen drei Monaten. 2,96 Milliarden Nutzer nutzen zudem täglich mindestens eine der drei Meta-Apps Facebook, Instagram und Whatsapp. Drei Monate zuvor waren es noch 2,93 Milliarden.

Mit Agenturmaterial

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