Milliardenverlust mit dem Metaversum, sinkender Umsatz und halbierter Gewinn: Meta enttäuscht Anleger und Analysten. Die Aktie bricht 19 Prozent ein.
Facebook-Konzern Meta
Nach einem Verlust von neun Milliarden Dollar in diesem Jahr kündigte Meta-CEO Mark Zuckerberg einen noch höheren Verlust für das kommende Jahr an.
Bild: Bloomberg
San Francisco Die Krise beim Facebook-Konzern Meta spitzt sich zu. Das Unternehmen von Gründer Mark Zuckerberg gab am Mittwoch für das abgelaufene Quartal einen Umsatzrückgang bekannt, der Gewinn halbierte sich sogar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Die Aktie des Unternehmens brach zum Handelsstart an der Wall Street am Donnerstag um mehr als 22 Prozent ein und notierte zeitweise unter der Marke von 100 Dollar. Seit Jahresanfang hat Meta an der Börse bereits mehr als zwei Drittel an Wert eingebüßt.
Der Umsatz von Meta sank im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf 27,7 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig stiegen die Kosten und Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent auf 22,1 Milliarden Dollar. Das Betriebsergebnis ging gegenüber dem Vorjahr um 46 Prozent auf 5,66 Milliarden Dollar zurück.
Zuckerberg sagte: „Wir sind immer noch nicht da, wo wir meiner Meinung nach sein sollten, aber ich glaube, dass wir im nächsten Jahr zu einem gesünderen Umsatzwachstum zurückkehren werden.“ Dafür werde das Unternehmen „konservativ planen“. Sein Finanzchef David Wehner wurde deutlicher und sprach von „Kostendisziplin“. Anders ausgedrückt: Meta will sparen.
Auch werde Meta kein neues Personal mehr aufbauen, kündigte Wehner an. „Wir gehen davon aus, dass sich die Neueinstellungen in Zukunft drastisch verlangsamen werden und der Personalbestand im nächsten Jahr in etwa auf dem derzeitigen Niveau bleiben wird“, sagte Wehner. Im abgelaufenen Quartal hat Meta 3700 neue Stellen geschaffen und beschäftigte Ende September rund 87.000 Mitarbeitende.
Meta habe bislang schon in einem schwierigen Umfeld gesteckt, aber jetzt verschlimmere sich die Lage, urteilte Forrester-Analyst Mike Proulx. „Die Generation Z verlässt Facebook, und die Nutzung der Reels-Kurzvideos ist dünn im Vergleich zu Tiktok.“ Konjunktursorgen würden die Lage nun weiter verschlimmern. „Marketingchefs werden im Jahr 2023 vorsichtig sein, ihre Werbebudgets zusammenstreichen und sich auf etablierte Kanäle verlassen“, sagte Proulx.
Analyst Brent Thill von der Investmentbank Jefferies warnte ebenfalls, dass im Werbegeschäft weitere Rückschläge bevorstehen könnten: „Werbeumsätze in den USA und Kanada sind um vier Prozent im Jahresvergleich gefallen, was unterstreicht, dass Metas wichtigste Märkte schrumpfen.“
Wieso Nordamerika für Meta so wichtig ist, verdeutlichen drei Zahlen. In den USA und Kanada erreichte Meta im abgelaufenen Quartal einen monatlichen Umsatz von rund 49,13 Dollar je Nutzer. In Europa lag diese Zahl bei 14,23 Dollar, weltweit bei 9,41 Dollar. Anders ausgedrückt: Eine Nutzerin in den USA ist ökonomisch so wertvoll für das Unternehmen wie drei Nutzerinnen aus Europa zusammen.
Die Ambitionen für das Metaversum, die in der Einheit Reality Labs zusammengefasst sind, verursachten allein im abgelaufenen Quartal einen hohen Verlust von 2,76 Milliarden Dollar. Seit Anfang des Jahres hat die Einheit ein Minus von 9,4 Milliarden Dollar geschrieben.
In den kommenden Jahren werde die Wette auf das Metaversum sein Unternehmen sogar noch mehr Geld kosten, sagte Zuckerberg. „Die Verluste von Reality Labs werden 2023 im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigen“, erklärte Meta.
Mittelfristig wolle das Unternehmen mit Anwendungen für Geschäftskunden Geld verdienen. „Jedes Jahr kaufen sich 200 Millionen Menschen neue Computer, vor allem, um daran zu arbeiten“, sagte Zuckerberg. Künftig solle ein Teil dieser Arbeit im Metaversum stattfinden, indem Kunden ein VR-Headset für ihre Tätigkeit nutzen, anstatt vor dem Computer zu sitzen. „Das wird perspektivisch eine bessere Umgebung sein“, versprach Zuckerberg.
Für das Schlussquartal des laufenden Jahres gab Meta eine Umsatzprognose von 30 Milliarden bis 32,5 Milliarden Dollar aus. Analysten hatten einen Umsatz von rund 32,2 Milliarden Dollar erwartet.
Die wichtigste Einnahmequelle für Meta ist Werbung, die das Unternehmen in seinen Produkten wie Facebook oder Instagram schaltet. Aufgrund von Konjunktursorgen halten sich Werbekunden mit Ausgaben zurück. Zudem hat der iPhone-Konzern Apple gezielte Werbung auf seinen Geräten eingeschränkt, was Firmen wie Facebook zusätzliche Einnahmen kostete.
Meta ist nicht die einzige Firma, die von einem schwierigeren Werbeumfeld getroffen ist. Vergangene Woche stürzte die Aktie der Plattform Snap um 30 Prozent ab, nachdem das Unternehmen schwache Umsatzzahlen gemeldet hatte.
Auch die Google-Muttergesellschaft Alphabet hatte mit ihren am Dienstag vorgestellten Quartalszahlen enttäuscht. Das Videoportal Youtube hatte erstmals sinkende Umsatzzahlen ausgewiesen. Am Mittwoch war daraufhin der Börsenkurs von Alphabet um mehr als neun Prozent zurückgegangen.
Zuckerberg machte auch konkrete Angaben, wie sein Unternehmen weiterhin Geld verdienen soll. Der Messengerdienst WhatsApp soll künftig Gewinn bringen. Dazu sollen Unternehmen für den Dienst zahlen. „Bezahlte Nachrichten sind eine Möglichkeit, die wir zu nutzen beginnen“, sagte Zuckerberg. Der SAP-Rivale Salesforce nutze WhatsApp bereits für die Kommunikation mit Kunden. Und in Indien sei eine komplette Einkaufsumgebung in WhatsApp aufgebaut worden.
Auch die unter dem Namen Reels veröffentlichten Kurzvideoformate sollen Gewinn abwerfen, stellte Zuckerberg in Aussicht. „Auf Facebook und Instagram werden jetzt täglich mehr als 140 Milliarden Reels abgespielt. Das ist ein Anstieg von 50 Prozent im Vergleich zu vor sechs Monaten“, sagte der Meta-Chef. Der Werbeumsatz liege derzeit bei rund drei Milliarden Dollar. Und er werde steigen, versprach Zuckerberg.
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