Mit der Meta Quest Pro will Mark Zuckerberg Menschen überzeugen, im Metaversum zu arbeiten. Microsoft hilft mit. Für Deutschland gilt allerdings ein Verkaufsstopp für die neue VR-Brille.
Meta Quest Pro
Die neue VR-Brille geht ab dem 25. Oktober in den Verkauf – aber nicht in Deutschland.
Bild: via REUTERS
San Francisco Der Facebook-Konzern Meta hat eine 1499 Dollar teure VR-Brille vorgestellt, die der Konzern vor allem im Einsatz von Geschäftskunden sieht. Die Meta Quest Pro genannte Brille soll unter anderem das Gesicht des Trägers filmen, um damit Mimik in virtuellen Treffen abzubilden.
Unter dem Decknamen Projekt Cambria war das Gerät entwickelt worden. Es sei das beste VR-Gerät, das sein Unternehmen jemals auf den Markt gebracht habe, schwärmte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg am Dienstag bei der Produktvorstellung.
Im Vergleich zum Vorgängermodell Quest 2 wurde in die Quest Pro ein um 50 Prozent leistungsfähigerer Prozessor verbaut, die Linsen bieten eine um das Vierfache gesteigerte Auflösung und größere Helligkeit.
Die Controller seien quasi eigene Computer, „was ein bisschen übertrieben wirkt“, sagte Zuckerberg. Der Schritt sei aber nötig, um ein besseres Erlebnis beim Nutzen der Geräte zu ermöglichen, etwa mit in den Controllern platzierten Kameras. Die Meta Quest Pro wird mit einer Ladestation ausgeliefert. Im Einsatz hält der Akku der Geräte jedoch nur ein bis zwei Stunden am Stück, teilte Meta mit.
„Wir helfen, das optimale Umfeld für kreatives und gemeinschaftliches Arbeiten zu schaffen“, sagte Zuckerberg. Dafür würde die neue Arbeitsumgebung Horizon Workrooms geschaffen. Wer sonst an einem kleinen Laptop-Display arbeiten müsste, könnte nun die Quest Pro aufsetzen und sich an einen virtuellen Schreibtisch mit beliebig vielen großen Monitoren setzen, beschrieb der Chef der VR-Sparte von Meta, Andrew Bosworth, eine mögliche Anwendung.
Meta will Firmenkunden nicht alleine gewinnen, sondern schloss eine Partnerschaft mit dem Windows-Konzern Microsoft. Dessen CEO Satya Nadella kündigte an, den Konferenzdienst Teams auch im Metaversum von Meta anzubieten. So sollen Geschäftstreffen mit Nutzern an einem traditionellen Computer stattfinden sowie Nutzerinnen der VR-Brillen gemeinsam an Videokonferenzen teilnehmen können. Zudem stellte Nadella in Aussicht, die Bürodienste Office 365 auch in der VR-Plattform von Meta anzubieten.
Die Partnerschaft sei ein Beleg, dass nicht eine einzige Firma das Metaversum bestimmen werde, argumentierte Analyst Tuong Nguyen vom Marktforscher Gartner. Vor allem Meta könne davon profitieren: „Die Partnerschaft wird Meta ein höheres Ansehen bei Firmenkunden verschaffen“, sagte der Analyst dem Handelsblatt.
Für Microsoft bedeutet die Ankündigung einen Strategiewechsel. Bislang hatte das Unternehmen unter anderem versucht, den Dienst Teams zu einer Art Mini-Metaversum für Firmenkunden auszubauen. Zudem hat Microsoft eine eigene Brille im Angebot, die Hololense.
Allerdings zielten die Hololense und die Quest Pro auf unterschiedliche Anwendungen, betonte Analyst Tuong. Die Quest-Brille sei auf das komplette Eintauchen in einer virtuellen Welt ausgelegt, während die Hololense weiter die Umgebung beobachten ließe. Sie blendet digitale Informationen in das Sichtfeld auf die analoge Umgebung ein, wie Reparaturanleitungen für eine Maschine oder Daten von einem Patienten. „Zudem sind beide Unternehmen keine Hardwarekonzerne. Daher steht die Hardware derzeit nicht im Vordergrund“, sagte Tuong.
Immer neue Skandale und Enthüllungen der ehemaligen Facebook-Mitarbeiterin Frances Haugen hatten das Ansehen von Meta beschädigt. „Lösungen für Firmenkunden sind noch neu und Meta hat noch einen langen Weg vor sich, Vertrauen bei Geschäftskunden aufzubauen“, sagte Analyst Jitesh Ubrani vom Marktforscher IDC dem Handelsblatt.
Deutschland ist bei den Plänen jedoch ausgenommen. Meta wird die neue VR-Brille nicht in Deutschland verkaufen. „Der Vertriebsstopp gilt aktuell für alle VR-Geräte, also auch für das neue Headset“, sagte ein Meta-Sprecher dem Handelsblatt.
In Deutschland hatte der Technologiekonzern im Jahr 2020 den Verkauf aller VR-Brillen gestoppt. Grund war ein Missbrauchsverfahren des Bundeskartellamts, das eingeschritten war, weil der Konzern die Nutzung von Facebook-Accounts zur Pflicht für die Geräte gemacht hatte.
Kartellamtspräsident Andreas Mundt hatte argumentiert: „Diese Verknüpfung zwischen Virtual-Reality-Produkten und dem sozialen Netzwerk des Konzerns könnte einen verbotenen Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung durch Facebook darstellen.“ Das Verfahren des Kartellamts ist bislang noch nicht abgeschlossen.
VR-Brille Quest 2
Der Facebook-Konzern Meta dominiert laut Marktforscher Counterpoint Research rund 80 Prozent des globalen Geschäftes mit VR-Brillen.
Bild: Bloomberg
Allerdings hatte Meta-Konzernchef Zuckerberg zuletzt seine Strategie geändert. Im August hob das Unternehmen die Pflicht zur Nutzung eines Facebook-Accounts auf. Seitdem können Nutzer von VR-Brillen des Unternehmens einen „Meta-Account“ für die Nutzung anlegen. Anders als bei einem Facebook-Account reicht dafür die Angabe einer E-Mail-Adresse aus und der Account ist nicht an ein Konto in einem sozialen Netzwerk gebunden.
Dennoch hat Facebook bis heute den Verkaufsstopp in Deutschland nicht aufgehoben. Ob sich dies in Zukunft ändern wird, ließ der Konzern bislang offen.
Der Facebook-Konzern hatte den VR-Brillen-Hersteller Oculus im Jahr 2014 für rund zwei Milliarden Dollar übernommen. 2016 erschien mit der Oculus Rift die erste Brille für den Massenmarkt. Seit dem Jahr 2020 ist das neueste Modell Quest 2 erhältlich. In den USA kostet die Brille 299 Dollar zuzüglich Verkaufsteuer, kürzlich wurde der Preis auf 399 Dollar angehoben.
Mit der neu angekündigten VR-Brille Quest Pro erhöht das Unternehmen nun deutlich den Preis. Dadurch dürfte sich auch die Käuferschaft ändern. Analyst Tuong sagte, vermutlich würden nur wenige der aktuellen Nutzer auf die neuen Geräte umsteigen, dafür möglicherweise mehr Firmenkunden oder Technologie-Enthusiasten.
Die Oculus Quest 2 gilt als die am weitesten verbreitete VR-Brille auf der Welt. Laut Berechnungen des Marktforschungsunternehmens Counterpoint beherrschte Meta im vierten Quartal 2021 insgesamt 80 Prozent des globalen Marktes für VR-Brillen.
Erstpublikation: 11.10.22, 8:30 Uhr (zuletzt aktualisiert: 12.10.22, 00:45 Uhr).
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×
Kommentare (1)