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21.03.2023

02:00

Militärtechnologie

Investor Klaus Hommels wird Aufsichtsratschef beim Nato-Innovationsfonds

Von: Larissa Holzki

Mit dem neuen, eine Milliarde schweren Fonds wollen Nato-Mitglieder Start-ups im Bereich der Verteidigung finanzieren. Bisher sind solche Firmen in Europa rar.

Für die Nato soll sich der Investor darum kümmern, dass mehr innovative Unternehmen im Bereich Sicherheit und Verteidigung entstehen. Lakestar

Klaus Hommels

Für die Nato soll sich der Investor darum kümmern, dass mehr innovative Unternehmen im Bereich Sicherheit und Verteidigung entstehen.

Düsseldorf Die Nato will militärnahe Technologien fördern und hat dafür einen in Deutschland bekannten Investor in ein wichtiges Amt berufen: Klaus Hommels, Gründer der Wagniskapitalfirma Lakestar, wird Aufsichtsratschef bei dem neuen Nato-Innovationsfonds. Das teilte das Verteidigungsbündnis am Montag mit.

Mit einer Milliarde Euro wollen Mitgliedstaaten der Nato über die nächsten 15 Jahre hinweg Start-ups im Bereich von Sicherheit und Verteidigung finanzieren. Zudem soll Geld aus dem Budget in Wagniskapitalfonds fließen, die sich auf solche Firmen spezialisieren. Vor allem in Europa sind Start-ups, die dezidiert militärische Anwendungen entwickeln, bislang selten.

Doch der Krieg in der Ukraine zeigt die enorme Bedeutung neuer Technologien bei der Kriegsführung: Ohne „Battle-Management“-Software, Satelliteninternet, Drohnen und Cloudtechnologien wäre die Ukraine den russischen Panzern und Raketenangriffen womöglich längst unterlegen.

Umso bedeutender ist aus Hommels' Sicht der neue Fonds: „Der Nato-Innovationsfonds ist der erste multistaatliche Risikokapitalfonds, der neuartige Technologien und dringend benötigte Innovationen fördern wird, die die strategischen Ziele des Bündnisses berühren“, sagte er zu seiner Berufung.

Auffällig an der Liste der 22 Mitgliedsnationen, die den Fonds bereits beim Nato-Gipfel im vergangenen Juni beschlossen haben: Es sind ausschließlich europäische Länder, darunter auch Deutschland und die Niederlande, wo sich der Hauptsitz des Fonds befinden soll.

Die USA zählen nicht dazu. Dort sind aus der Start-up- und Wagniskapitalszene bereits bekannte Sicherheits- und Militärtechnologiefirmen wie Palantir und Anduril hervorgegangen. Auch Kanada beteiligt sich noch nicht.

KI, Raumfahrt und autonome Systeme: Schlüsseltechnologien im Fokus

Für den Fonds wird ein neuer Investmentmanagement-Arm der Nato geschaffen. Zu Hommels' Aufgaben dürfte es gehören, ein Ökosystem zu entwickeln, in dem junge Firmen und Kunden – also die europäischen Streitkräfte – zusammenfinden. Zwei Personalberatungen suchen derzeit noch nach Kandidaten für ein Team, das den Fonds operativ managen und Investmententscheidungen treffen soll.

Im Fokus des Innovationsfonds sollen Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz (KI) stehen, Quantentechnologien, die Analyse von Big Data, autonome Systeme, neue Werkstoffe, Biotechnologie, Energie, Antriebstechnik und Raumfahrt.

Mit vielen dieser Themen kennt sich Hommels als Investor gut aus: Zum Portfolio seiner Wagniskapitalfirma Lakestar zählen etwa die Münchener Raketenfirma Isar Aerospace, Deutschlands führendes KI-Start-up Aleph Alpha aus Heidelberg, die Schweizer Drohnen-Softwarefirma Auterion und die Quantentechnologiefirma Terra Quantum, die ebenfalls in der Schweiz sitzt. All diese Firmen entwickeln „Dual use“-Technologien, die sowohl zivil als auch militärisch eingesetzt werden können.

Allerdings kann Hommels mit seinem Wagniskapitalfonds nicht in Start-ups investieren, wenn diese sich bereits klar als Rüstungsunternehmen positioniert haben. Denn zu den Anlegern in seinem Fonds gehören beispielsweise auch Kirchen, die solche Investments ausgeschlossen haben. Auch andere Investmentfirmen in Europa befolgen entsprechende Richtlinien.

Der NATO-Innovationsfonds ist der erste multistaatliche Risikokapitalfonds, der neuartige Technologien und dringend benötigte Innovationen fördern wird, die die strategischen Ziele des Bündnisses berühren. Investor Klaus Hommels

Dabei werden Investitionen in militärnahe Investitionen seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine mit immer mehr Offenheit diskutiert. Der Berliner Frühphaseninvestor Project A beispielsweise hat sich für eine Beteiligung an Quantum Systems entschieden. Das Münchener Start-up liefert seine Drohnen unter anderem in die Ukraine, wo Soldaten damit russische Stellungen auskundschaften.

Ex-Rüstungsmanager und Wirtschaftsprofessorin unterstützen Hommels

Hommels ist in der Wagniskapitalszene bekannt dafür, sich auch bei politischen Institutionen etwa in Berlin und Brüssel dafür einzusetzen, dass insbesondere Schlüsseltechnologien stärker gefördert werden. Viele seiner Investitionen sieht er von der Mission geleitet, Europa technologisch unabhängiger oder gar souverän zu machen. Er berät zahlreiche Initiativen, darunter auch die Münchner Sicherheitskonferenz als Mitglied im „Security Innovation Board“.

Unterstützt wird Hommels in seiner Tätigkeit beim Nato-Innovationsfonds von zwei weiteren Aufsichtsräten, die gute Kontakte in die Wissenschaft und die Rüstungsindustrie mitbringen: Fiona Murray und Roberto Cingolani. Wirtschaftsprofessorin Murray ist unter anderem stellvertretende Dekanin für Innovation und Integration an der Management-Hochschule des berühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Kodirektorin der Innovationsinitiative des MIT. Cingolani war von 2019 bis 2021 Technologie- und Innovationschef beim italienischen Rüstungskonzern Leonardo und anschließend ein Jahr lang Minister für ökologischen Wandel im Kabinett von Mario Draghi.

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