Die US-Technologiekonzerne konnten auch im vergangenen Quartal weiter zulegen. Apple befürchtet jedoch Wachstumseinbußen durch den Mangel an Computerchips.
Apple
Der Tech-Konzern ist das wertvollste Unternehmen der Welt – und wächst in der Pandemie noch weiter.
Bild: AP
San Francisco Apple und Facebook haben am Mittwoch mit verblüffend starken Quartalszahlen für Schlagzeilen gesorgt. Einmal mehr zeigt sich, dass die Digitalisierung der Gesellschaft und Arbeitswelt in den vergangenen Monaten Amerikas Technologiekonzernen nicht nur temporär geholfen hat, sondern sie nachhaltig stärken dürfte.
Auch nach dem Ende der Corona-Pandemie werde vieles anders bleiben, sagte der CEO von Apple, Tim Cook, in einem Telefonat mit Investoren. „Viele Firmen werden in einem hybriden Modus zwischen Heimarbeit und Büroarbeit agieren, und eine hohe Produktivität von daheim aus wird weiterhin wichtig sein.“
Apple verzeichnete zwischen Januar und März einen Umsatz von 89,6 Milliarden Dollar – 54 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Im Vergleich zu vor einem Jahr konnte der Konzern seinen Gewinn mehr als verdoppeln auf 23,6 Milliarden Dollar.
Zeitgleich am Mittwoch präsentierte Facebook ähnlich Erfreuliches: Der Umsatz stieg in den drei Monaten um 48 Prozent auf 26,2 Milliarden Dollar. Auch bei dem Konzern aus Menlo Park verdoppelte sich der Gewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal fast, nämlich auf 9,5 Milliarden Dollar.
Beide Technologiekonzerne dürften auch von enormen Einsparungen auf der Kostenseite profitieren, weil zurzeit Reise- und Verpflegungskosten für Zehntausende Angestellte im Vergleich zum Vorjahresquartal wegfallen.
Bei Apple zeigte sich im vergangenen Quartal, dass das iPhone nach wie vor das Zugpferd des Konzerns ist: 48 Milliarden Dollar setzten die Smartphones um, zwei Drittel mehr als noch vor einem Jahr.
Das ist vor allem der neuen Produktfamilie um das iPhone 12 zu verdanken, das vergangenen Herbst vorgestellt wurde, und das als erstes Smartphone im Hause Apple über den neuen Mobilfunkstandard 5G verfügt. Wie Cook im Telefonat mit Investoren sagte, habe das neue iPhone Erstkunden wie auch sogenannte „Upgrader“, also bestehende iPhone-Nutzer, angezogen.
Für Apple zahlt sich nun auch die Investition in seinen neuen, hauseigenen Silicon-Chip M1 aus: Die Mac-Computer verkauften sich in den vergangenen Monaten so stark wie nie zuvor. Der M1 kombiniert verschiedene Funktionen wie Prozessor, Speicher und Grafikkarte in einem einzelnen Chip und ist somit laut Apple deutlich leistungsfähiger als andere Zentralprozessoren.
Von einem solchen Schub dürfte in den nächsten drei Monaten auch das iPad profitieren: Apple hatte vergangene Woche angekündigt, den neuen Chip nun in die Pro-Version seines Tablets einzubauen.
Apples CFO Luca Maestri sagte, die guten Verkaufszahlen basierten auf einer Kombination der enormen Nachfrage des Marktes nach guten Produkten für die Heimarbeit und den hauseigenen Verbesserungen wie den M1-Chip. Maestri warnte aber bereits davor, dass der weltweite Mangel an Zubehörteilen für Computerchips Apple im kommenden Quartal treffen werde, insbesondere die iPads und die Mac-Computer. „Wir wünschten, wir hätten von beidem mehr Inventar“.
Apple habe es bisher geschafft, den bereits bestehenden Mangel in der Computerchip-Industrie abzufedern, weil der Konzern zunächst noch eigene Vorräte gehabt hätte. Der CEO warnte die Investoren vor voraussichtlichen Umsatzeinbußen von schätzungsweise drei bis fünf Milliarden Dollar.
Bemerkenswert ist außerdem, wie stark Apples Services-Sparte wächst. Der Technologiekonzern führt seit einigen Jahren immer mehr Dienstleistungsprodukte im Angebot – darunter den Musik-Streaming Dienst Apple Music, die Apple Cloud, die Film-Streaming-Plattform Apple+, das Spieleportal Arcade, eine eigene Bezahlplattform mit Apple Pay; neu wird es auch ein Podcast-Abo geben.
Für all diese Dienste zahlen die Kunden monatlich. Apple verdiente auf diese Weise in den vergangenen drei Monate fast 17 Milliarden Dollar – mehr als mit den iPads und den Mac-Computern kombiniert.
Im nachbörslichen Handel legten die Aktien von Apple am Mittwoch zeitweise um 3,5 Prozent zu. Mit einer Marktkapitalisierung von 2,25 Billionen Dollar ist Apple zurzeit der wertvollste Konzern der Welt. Der Aktienkurs hat sich im Vergleich zu vor einem Jahr verdoppelt.
Das weltgrößte soziale Netzwerk Facebook kann ebenfalls auf einen guten Jahresbeginn zurückschauen. Facebooks Werbegeschäft, das für mehr als 97 Prozent des Umsatzes verantwortlich ist, wuchs im Vergleich zum vergangenen Jahr, als die Pandemie ausbrach und große Unsicherheit im Markt herrschte, mit einem Plus von 45 Prozent deutlich.
Geschäftsführerin Sheryl Sandberg schreibt das der Tatsache zu, dass die Nutzer deutlich mehr Zeit und Geld dem World Wide Web zutrugen und die Anzeigenkunden ihnen dorthin gefolgt sind. Aufgrund dieser gestiegenen Nachfrage konnte Facebook auch die Werbepreise anheben.
Facebook warnte am Mittwoch aber auch davor, dass die neuen Einschränkungen beim Datensammeln, die der Apple Konzern vor wenigen Tagen auf seinem iPhone – dem gängigsten Smartphone in den USA – eingeführt hat, sich spätestens im dritten und vierten Quartal negativ auf Facebooks Werbegeschäft auswirken würden.
Facebook reagiere seinerseits darauf, indem es seine Werbetechnologie verbessere, sagte Sandberg. „Wir bauen wichtige Elemente unserer Anzeigentechnologie neu, so dass unsere Systeme auch dann noch funktionieren, wenn wir künftig Zugriff auf weniger Daten haben.“ Außerdem sei es nun an Facebook, die Nutzer davon zu überzeugen, dass personalisierte Werbung etwas Gutes sei, und ihnen zu erklären, wie auch dabei noch die Privatsphäre geschützt bleibe.
Die Zahl der täglich aktiven Nutzer – eine wichtige Metrik für den Konzern mit seinen zahlreichen sozialen Netzwerken – wächst nach wie vor: Zuletzt nutzten 2,72 Milliarden Nutzer weltweit täglich entweder Facebook, Instagram oder Whatsapp – 120 Millionen. mehr noch als vor drei Monaten. Auch auf der Plattform Facebook – dem Mutterschiff des Konzerns – surfen jeden Tag noch 1,9 Milliarden Menschen weltweit.
Die Anleger zeigten sich sehr zufrieden: Die Facebook-Aktien stiegen im nachbörslichen Handel zeitweise um fünf Prozent.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×