PremiumDer Streamingdienst gewinnt überraschend viele neue Nutzer. Zugleich sinkt der Gewinn aufgrund der Billigabos. An die Konzernspitze rückt ein Vertreter der neuen Strategie.
New York Netflix meldet einen überraschend starken Kundenzuwachs. Die Zahl der Nutzer stieg im vierten Quartal um 7,6 Millionen auf 231 Millionen, teilte der US-Streamingdienst am Donnerstag mit. Analysten hatten nur mit etwa der Hälfte an neuen Nutzern gerechnet. Die Netflix-Aktie stieg daraufhin im nachbörslichen US-Handel um sieben Prozent.
Grund für den Anstieg waren vor allem der Erfolg der Dokumentation „Harry & Meghan“ über den britischen Prinzen Harry und seine US-Frau Meghan Markle und der Zuspruch für die Serie „Wednesday“.
Der Umsatz lag weiteren Angaben zufolge mit 7,85 Milliarden Dollar und einem Plus von 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im Rahmen der Erwartungen. Der Nettogewinn brach allerdings auf 55 Millionen Dollar ein. Im Schlussquartal 2021 hatte dieser noch bei 607 Millionen Dollar gelegen.
Der Gewinneinbruch trotz Nutzerwachstum ist laut Paul Verna, Analyst bei Insider Intelligence, auch auf die Einführung kostenreduzierter Abos zurückzuführen. Diese sind zwar werbefinanziert, die entsprechenden Einnahmen liegen jedoch deutlich niedriger als bei den herkömmlichen Abos. Für Netflix könnte das in der Zukunft noch zur Herausforderung werden.
Parallel zur Vorlage der Zahlen gab Netflix-Mitgründer Reed Hastings seinen Rücktritt bekannt. Er übergebe die Konzernführung an seinen Co-Chef Ted Sarandos und an Greg Peters, der bislang das Tagesgeschäft verantwortet, erklärte er. Reed bleibt dem Unternehmen jedoch erhalten: Er selbst wechsele an die Spitze des Verwaltungsrats.
>> Lesen Sie auch: Das kostet ein Netflix-Abo 2023
„Die Beförderung von Peters zum Co-CEO neben Sarandos zeigt, wie viel Netflix das Werbegeschäft bedeutet“, erklärte Analyst Verna. Peters sei einer der Architekten des Werbegeschäfts gewesen und habe den Einstieg gegen viele Widerstände durchgeboxt. Demnach „rückt die aktuelle Verschiebung die Werbung neben den Inhalten in den Mittelpunkt“.
„Netflix hat das Jahr mit einem fulminanten Ergebnis beendet“, urteilte Hargreaves-Lansdown-Analystin Sophie Lund-Yates. „Während die Wall Street unter der Rezessionsangst und dem Bammel vor der US-Notenbank leidet, hat Netflix’ enormer Erfolg für dringend benötigten Optimismus gesorgt.“
Nach einer zuletzt „besorgniserregenden“ Entwicklung sei nun „der Weg für längerfristiges Wachstum geebnet“. Möglich gemacht habe das ein starkes Angebot an Inhalten. Weitere Jobkürzungen seien jedoch nicht auszuschließen: Netflix kämpfe mit einer „enormen“ Konkurrenz am Markt. „In Wirklichkeit ist es eine Mammutaufgabe für den Konzern, nicht von flinkeren Konkurrenten überrollt zu werden.“
Weil Verbraucher wegen steigender Preise und einer schwächelnden Konjunktur den Gürtel enger schnallen, hatte Netflix über weite Strecken des vergangenen Jahres mit Kundenschwund zu kämpfen. Aus diesem Grund und wegen des harten Wettbewerbs mit Rivalen wie Amazon Prime oder Disney+ führte das Unternehmen unter anderem ein günstigeres, werbefinanziertes Abonnement ein.
Im Herbst 2022 konnte der Streamingpionier dann wieder Zuwächse verbuchen, wenn auch in deutlich kleinerem Umfang als in früheren Jahren.
Mit Agenturmaterial
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×