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26.10.2022

01:36

Quartalszahlen

Windows wird zum Randgeschäft für Microsoft – 26 Milliarden Dollar Cloud-Umsatz

Von: Stephan Scheuer

Microsoft galt lange als träger Technologiekonzern. Unter CEO Nadella ändert sich das. Dabei helfen Partnerschaften mit den Dax-Konzernen SAP und Mercedes.

Der IT-Konzern ist im vergangenen Quartal gewachsen. Reuters

Microsoft

Der IT-Konzern ist im vergangenen Quartal gewachsen.

San Francisco Erstmals in der Firmengeschichte erwirtschaftet Microsoft mehr als die Hälfte des Umsatzes im Cloud-Geschäft. Damit hat CEO Satya Nadella einen wichtigen Etappensieg errungen. „Wir kommen gut voran“, sagte Nadella bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für die vergangenen drei Monate.

Im abgelaufenen Quartal erwirtschaftete das Unternehmen 25,7 Milliarden Dollar im Cloudgeschäft bei einem Gesamtumsatz von 50,1 Milliarden Dollar, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Der Reingewinn sei dagegen um 13 Prozent auf 2,35 Dollar je Aktie geschrumpft.

Das waren bessere Zahlen, als zuvor erwartet. Analysten hatten mit Erlösen von 49,61 Milliarden Dollar und einem Überschuss von 2,30 Dollar je Aktie gerechnet. Microsoft-Aktien verloren nachbörslich zunächst 2,6 Prozent. Analysten hatten ein noch stärkeres Wachstum im Cloud-Geschäft erwartet.

Schwache Prognose lässt Aktie einbrechen

Die zunächst guten Zahlen relativierte das Top-Management jedoch in einer anschließenden Fragerunde mit Analysten. Für das kommende Quartal warnte Nadella vor einem deutlich langsameren Wachstum. Als Korridor gab Microsoft ein Umsatzziel von 52,35 Milliarden Dollar bis 53,35 Milliarden Dollar aus. Im Durchschnitt würde das einem Umsatzwachstum von rund zwei Prozent entsprechen. Analysten hatten hingegen einen Umsatz von rund 56 Milliarden Dollar für das nächste Quartal erwartet.

Als Reaktion auf die gedämpfte Prognose fiel die Microsoft-Aktie nachbörslich um mehr als sechs Prozent. Microsoft war unter Gründer Bill Gates mit einem Fokus auf das PC-Geschäft zu einem der wichtigsten Technologieunternehmen der Welt aufgestiegen. Die Firma hatte dann jedoch den Anschluss an jüngere Technologiefirmen wie Google verpasst.

Das ändert sich heute. Das PC-Geschäft, in dessen Zentrum das Betriebssystem Windows steht, ging leicht zurück, teilte Microsoft mit. Für die Umsätze mit dem Betriebssystem Windows wies das Unternehmen einen Rückgang um 15 Prozent aus. Das war der stärkste Rückgang in diesem Bereich seit dem Jahr 2015. Und der Einbruch im PC-Geschäft fiel auch größer aus, als Microsoft in seiner Prognose angekündigt hatte.

Der Einbruch kam allerdings nicht unerwartet. Der PC-Markt schwächelt. Laut Marktforscher Gartner sind die globalen Auslieferungen von PC im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 19,5 Prozent gefallen. Analysten hatten daher bei Microsoft sogar einen stärkeren Rückgang erwartet.

Cloud-Geschäft wächst stark

Das Cloud-Geschäft legte im gleichen Zeitraum um 24 Prozent zu. Dabei litten die Werte unter dem starken US-Dollar. Bei konstanten Wechselkursen hätte der Zuwachs sogar 31 Prozent betragen. Zum Cloud-Geschäft zählt Microsoft den Dienst Azure, Geschäftsabos für die Bürosoftware Office 365, kommerzielle Anteile des Jobportals LinkedIn sowie die Planungssoftware Dynamics 365.

Beim Clouddienst Azure hatten Analysten durchschnittlich ein Wachstum um 43 Prozent erwartet – bereinigt um Wechselkurseffekte. Microsoft legte in diesem Segment um 42 Prozent zu. Microsoft-Finanzchefin Amy Hood warnte, dass der Zuwachs bei Azure im kommenden Quartal um rund fünf Prozentpunkte fallen dürfte. Eine Prognose in absoluten Zahlen machte sie nicht. Microsoft schlüsselt den Umsatz bei Azure nicht separat auf.

Bei Azure seien im abgelaufenen Quartal die Erwartungen leicht verfehlt worden, stellte Analyst Brent Thill von der Investmentbank Jefferies fest. Er empfahl die Aktien von Microsoft weiter zum Kauf und gab ein Kursziel von 275 Dollar aus. Zum Ende des Handelstages am Dienstag stand die Microsoft-Aktie bei rund 251 Dollar.

Microsoft sei ein guter Partner für die Industrie, hob CEO Nadella hervor. Als Beispiel nannte er die enge Partnerschaft mit dem Dax-Konzern SAP. Microsofts-Clouddienst Azure helfe in Kombination mit den Software-Lösungen von SAP Firmen effizienter zu machen. „Davon profitieren alle Seiten“, sagte Nadella. Das Kommunikationswerkzeug Microsoft Teams wird eng mit den Geschäftsangeboten von SAP verschmolzen. „Durch die Integration von Microsoft Teams in unser Lösungsportfolio bringen wir die Zusammenarbeit auf die nächste Stufe“, hatte SAP-Chef Christian Klein über die Zusammenarbeit gesagt.

Zudem konnte Microsoft vor wenigen Wochen den Autobauer Mercedes als wichtigen Partner gewinnen. Der Dax-Konzern kündigte an. Mit einer auf Azure beruhenden Datenplattform sollen die Fertigungskosten bei Mercedes bis 2025 um weitere 20 Prozent gesenkt werden.

Die rund 30 Pkw-Werke weltweit können auf aktuelle Daten zugreifen, um zum Beispiel Lieferengpässe oder Störungen in der Produktion früher begegnen zu können. Ein Vorteil sei, dass die Daten damit nicht nur Führungskräften, sondern auch den Beschäftigten zur Verfügung stünden, sagte Produktionschef Jörg Burzer. Nadella lobte die Partnerschaft als Beispiel, wie Microsoft auch mit anderen Industriekonzernen zusammenarbeiten könne.

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