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24.05.2023

16:51

Schnelllieferdienst

Flink wird nur noch mit einer Milliarde Euro bewertet

Von: Nadine Schimroszik, Arno Schütze, Florian Kolf

Der Schnelllieferdienst muss in einer Finanzierungsrunde deutliche Abstriche bei der Bewertung machen. Die Übernahmeverhandlungen mit Getir werden zunächst eingestellt.

Bestandsinvestoren stellen dem Schnelllieferdienst frisches Geld zur Verfügung. Zeitgleich entlässt die Firma weitere Mitarbeiter. Bloomberg

Flink-Fahrer in Berlin

Bestandsinvestoren stellen dem Schnelllieferdienst frisches Geld zur Verfügung. Zeitgleich entlässt die Firma weitere Mitarbeiter.

Berlin, Frankfurt, Düsseldorf Nach zähen und langwierigen Verhandlungen hat der Berliner Schnelllieferdienst Flink bei seinen Bestandsinvestoren 150 Millionen Euro eingesammelt. Die entsprechenden Verträge seien unterschrieben, sagte ein Sprecher dem Handelsblatt am Mittwoch. Aktuell liefen noch Gespräche mit potenziellen neuen Investoren, die diese Kapitalspritze aufstocken könnten.

Im Rahmen der neuen Finanzierungsrunde sei das Unternehmen mit rund einer Milliarde Euro bewertet worden. Das entspricht einer deutlichen Abwertung. Das letzte Mal hatte Flink im Dezember 2021 Geld eingesammelt und war damals, auf dem Höhepunkt des Coronabooms, noch mit drei Milliarden Dollar bewertet worden.

Inzwischen setzen Flink allerdings neben der scharfen Konkurrenz durch die fusionierten Wettbewerber Getir und Gorillas die gestiegenen Lebensmittelpreise zu. Hinzu kommen hohe Logistik- und Personalkosten, an deren Reduzierung Flink seit Monaten arbeitet.

Das Geschäftsmodell von Flink und seinen Wettbewerbern besteht darin, innerhalb kürzester Zeit Lebensmittel per Fahrradkurier bis zur Wohnungstür zu liefern. Doch bisher hat noch keiner der Anbieter gezeigt, dass man damit profitabel sein kann.

Flink baut erneut Stellen ab, um Kosten zu sparen

Nun dürfte noch erschwerend hinzukommen, dass mit Aldi Süd der erste Discounter auch einen Lieferdienst testet. Aldi will ab Juni rund um den Firmensitz probeweise mit Elektrofahrzeugen aus einem Sortiment von rund 1300 Artikeln ausliefern – allerdings vorerst nur an eigene Mitarbeiter.

Um die Kosten zu drücken, baut Flink massiv Stellen ab. Nachdem das Start-up über die vergangenen Monate bereits 8000 Mitarbeitern kündigte, darunter hauptsächlich Fahrer, kommen nun noch mal 100 Stellen in der Verwaltung hinzu. Damit arbeiten dort nun noch 500 Leute.

Die Entlassungen sind nicht die einzige Maßnahme, die Flink getroffen hat, um Einsparungen vorzunehmen. So zogen die Berliner in Österreich die Reißleine und meldeten vor einiger Zeit für die dortige Tochter Insolvenz an. Zugleich wurden Warenlager geschlossen. Aktuell ist Flink noch in den Niederlanden, Frankreich und im Heimatmarkt Deutschland aktiv. Das Unternehmen hat angekündigt, Ende des Jahres zumindest in Deutschland ein positives Betriebsergebnis erreichen zu wollen.

Keine Verhandlungen mehr mit Getir

Neben Rewe und Doordash sind aktuell auch der Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi sowie die Wagniskapitalgeber Target Global und Cherry Ventures an Flink beteiligt. Die Geldgeber waren zunächst nicht für eine Stellungnahme hinsichtlich der neuen Finanzierungsrunde erreichbar.

Angesichts der Zinswende, der anhaltenden Wirtschaftsschwäche und des weiterhin brachliegenden Marktes für Börsengänge fällt es insbesondere den Start-ups mit größerem Geldbedarf schwer, bei Investoren zu punkten. Um alle Optionen zu prüfen, soll Flink deswegen auch mit dem Konkurrenten Getir aus der Türkei über eine Übernahme verhandelt haben. Diese Gespräche seien aber nun ergebnislos eingestellt worden, sagte der Flink-Sprecher.

Getir kennt sich mit Fusionen aus: Im Dezember hatte das Start-up aus Istanbul, an dem ebenfalls Mubadala beteiligt ist, den Berliner Konkurrenten Gorillas in einer Rettungsaktion übernommen. Dabei halbierte sich Finanzkreisen zufolge der Wert des fusionierten Unternehmens auf sieben Milliarden Dollar.

Mubadala bleibt aber Finanzkreisen zufolge an einer Fusion von Getir/Gorillas mit Flink interessiert, weshalb Branchenexperten erwarten, dass das Thema zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf die Tagesordnung kommen könnte.

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