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08.03.2023

17:36

Softwarehersteller

Neue Plattform: SAP will am Datenboom mitverdienen

Von: Christof Kerkmann

Viele Firmen betreiben großen Aufwand, um Daten aus verschiedenen Quellen intelligent zu nutzen. SAP vermarktet die neue Plattform Datasphere als Lösung.

Der Softwarehersteller hat ein neues Datenmanagementsystem entwickelt. imago/R. Wittek

SAP-Zentrale in Walldorf

Der Softwarehersteller hat ein neues Datenmanagementsystem entwickelt.

Düsseldorf Öl, Gold oder ein anderer Rohstoff? Es gibt viele mehr oder weniger passende Vergleiche, welche Rolle Daten in der modernen Wirtschaft spielen. Was Berater schon seit Jahren auf ihre Folien schreiben, wird in Unternehmen mittlerweile zur Realität. Viele Firmen investieren kräftig in die Sammlung und Auswertung von Informationen und stellen Chief Digital Officer ein.

In diesem umkämpften Markt will sich SAP mit einer neuen Generation des Datenmanagements profilieren. Der Softwarehersteller hat am Mittwoch unter dem Namen Datasphere ein System angekündigt, das Geschäftskunden die Verarbeitung und Analyse geschäftskritischer Informationen erleichtern soll. Anders gesagt: Der Konzern will den Goldgräbern mehr Schaufeln verkaufen.

Bisher sei die Nutzung von Daten in der Unternehmenswelt komplex, da diese in einer Vielzahl von Systemen gespeichert seien, sagte SAP-Technikchef Jürgen Müller. „Für unsere Kunden ist es eine Herausforderung, einen ganzheitlichen und integrierten Überblick über ihre Geschäftsabläufe in Echtzeit zu bekommen“, sagte der Vorstand.

Bei SAP glaubt man, Abhilfe schaffen zu können. Datasphere – eine Weiterentwicklung des Produkts Data Warehouse Cloud – sei eine neue „Schicht für Geschäftsdaten“, erklärte Müller. Das Cloudsystem soll Aufgaben wie das Zusammenführen, Katalogisieren und Speichern von Daten aus verschiedenen Quellen erleichtern. Auch Software anderer Hersteller wie Microsoft oder Salesforce lässt sich anbinden.

Ein zentrales Versprechen: Der Konzern will den Geschäftskontext erhalten über eine einheitliche Semantik, also eine Art Universalsprache für die Daten. Bislang fresse die Anpassung in Projekten 80 Prozent der Zeit auf, betonte SAP-Marketingchefin Julia White. Die daraus resultierenden Kosten seien eine „versteckte Datensteuer“. In einer Umfrage des Marktforschers IDC benannten 52 Prozent der IT-Manager die Integration als größtes Problem.

Die SAP-Marketingchefin hat der „versteckten Datensteuer“ den Kampf angesagt. SAP

Julia White

Die SAP-Marketingchefin hat der „versteckten Datensteuer“ den Kampf angesagt.

Als Beispiel für den Einsatz nannte SAP den Verkauf eines Autos. Eine einzige Transaktion wirkt sich auf zahlreiche IT-Systeme aus, von der Bedarfsplanung über die Finanzierung bis zur Produktion. Datasphere soll ermöglichen, dass sich die Daten ohne aufwendige Integration in alle Systeme übertragen lassen.

Zur aktuellen Komplexität trägt SAP allerdings selbst bei. Unter Spezialisten für Datenanalyse gilt die Arbeit mit den Systemen des deutschen Softwareherstellers als anspruchsvoll – er verfolgt eine spezifische Geschäftslogik, die sich von anderen Anbietern unterscheidet. Wer Daten aus SAP-Systemen und anderen Quellen kombinieren will, muss einen hohen Übersetzungsaufwand betreiben.

Im Markt für Datenmanagement ist eine ganze Reihe von Softwareanbietern und Beratungshäusern aktiv. SAP dürfte nun versuchen, einen Teil der Kunden an sich zu binden, vor allem jene, die bereits mehrere Produkte des Softwareherstellers nutzen. Bei Vertrieb und Umsetzung arbeitet der Dax-Konzern mit großen IT-Dienstleistern wie Accenture, Deloitte und IBM zusammen. Bei der Technologie setzt er auf Partnerschaften mit Spezialanbietern wie Confluent und Databricks.

Datasphere ist mit der Ankündigung als Update der Vorgängerversion Data Warehouse Cloud verfügbar. Die Anbindung von verschiedenen Datenquellen dürfte aber dauern. Man werde mit der Zeit mehr und mehr SAP-Programme anbinden, versprach der Konzern.

Neben dem genauen Zeitplan dürften für Kunden weitere Fragen offen sein. Etwa, wie gut die als komplex geltende Integration von Daten aus Systemen anderer Hersteller gelingt – das ist die Voraussetzung dafür, dass Daten als wertvoller Rohstoff dienen können.

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