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08.12.2022

22:48

Spieleentwickler

US-Kartellbehörde FTC will Activision-Kauf durch Microsoft blockieren

Von: Stephan Scheuer

Die größte Übernahme in der Geschichte von Microsoft könnte vor dem Aus stehen. Für 75 Milliarden Dollar wollte der Tech-Konzern das Spielestudio schlucken.

Microsoft will mit der Übernahme zum drittgrößten Unternehmen im Bereich Spieleentwicklung werden. AP

Logo von Activision Blizzard

Microsoft will mit der Übernahme zum drittgrößten Unternehmen im Bereich Spieleentwicklung werden.

San Francisco Die US-Kartellbehörde FTC will die Mega-Übernahme des Computerspiel-Herstellers Activision Blizzard durch den Softwarekonzern Microsoft blockieren. Die Behörde reichte am Donnerstag eine entsprechende Klage gegen den geplanten rund 75 Milliarden Dollar schweren Kauf ein.

„Microsoft hat bereits bewiesen, dass es seinen Spielekonkurrenten Inhalte vorenthalten kann und wird“, sagte Holly Vedova, Direktorin des FTC-Wettbewerbsbüros, in einer Erklärung. „Heute wollen wir Microsoft daran hindern, die Kontrolle über ein führendes unabhängiges Spielestudio zu erlangen und es zu benutzen, um den Wettbewerb in mehreren dynamischen und schnell wachsenden Spielemärkten zu schädigen.“

Microsoft kündigte an, die Übernahme vor Gericht verteidigen zu wollen. „Wir sind nach wie vor der Meinung, dass dieser Deal den Wettbewerb erweitern und mehr Möglichkeiten für Spieler und Spieleentwickler schaffen wird“, sagte Brad Smith, Präsident von Microsoft, am Donnerstag in einer Erklärung. „Wir haben uns vom ersten Tag an verpflichtet, wettbewerbsrechtliche Bedenken auszuräumen.“

Microsoft hatte unter anderem angekündigt, dass das bekannte Activision-Spiel „Call of Duty“ weiterhin uneingeschränkt auch auf Spieleplattformen verfügbar sein wird, die von Microsoft-Konkurrenten kontrolliert werden. Das Actionspiel gilt als eines der erfolgreichsten Videospiele aller Zeiten. Die Summe der Erlöse für Activision wird auf 30 Milliarden Dollar geschätzt.

Activision-Chef Bobby Kotick zeigte sich in einem Schreiben zuversichtlich, dass die Übernahme vor Gericht Bestand haben wird: „Wir glauben, dass wir gewinnen werden.“ Den Wettbewerbsbehörden warf er ideologische Verblendung und ein falsches Verständnis der Technologiebranche vor.

Die FTC-Vorsitzende Lina Khan war mit dem Ziel angetreten, die Technologiebranche stärker zu kontrollieren. „Sie können sich auf umfangreiche Klagen gefasst machen. Wir konzentrieren unsere Ressourcen definitiv auf Rechtsstreitigkeiten“, hatte sie im Juni in einem Interview mit der „New York Times“ angekündigt.

Ausgang von Fall zwischen Microsoft und FTC unklar

Im Dezember 2021 erhob Khans Behörde Einspruch gegen die 44 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Chipentwicklers Arm durch den Rivalen Nvidia. Es wäre die größte Fusion in der Chipindustrie gewesen. Bevor es jedoch zu einem Verfahren kam, ließen beide Firmen die Kaufpläne fallen.

Es ist daher unklar, wie der Fall zwischen Microsoft und der FTC ausgehen wird. Die USA sind nicht das einzige Land, in dem Bedenken gegen die Übernahme laut wurden. Kartellbehörden in der EU und in Großbritannien haben die Fusion als möglicherweise wettbewerbsgefährdend eingestuft. Die FTC ist jedoch die erste Behörde, die eine Klage gegen die Fusion eingereicht hat.

Microsoft hat einen Kaufpreis von rund 75 Milliarden Dollar ausgemacht. Nach Abzug der Nettobarmittel von Activision wird das Geschäft mit 68,7 Milliarden Dollar bewertet, so Microsoft.

Microsoft will mit der Übernahme des Herstellers von Spielen wie „Call of Duty“ und „Candy Crush“ sein Geschäft mit Computerspielen ausbauen. Es würde den Konzern zur Nummer drei auf der Welt machen, hinter Tencent aus China und Sony aus Japan. Der Softwarekonzern erhofft sich von dem Zukauf eine größere Schlagkraft seiner Xbox-Gaming-Plattform.

Microsoft hat in den vergangenen Jahren schon öfter größere Investitionen in Spielefirmen gemacht und unter anderem den „Minecraft“-Hersteller Mojang Studios gekauft.

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