Angesichts der hohen Energiepreise halten Verbraucher ihr Geld zusammen. Auf der Ifa wirbt die Elektronikbranche daher mit Effizienz. Manchmal helfen einfache Maßnahmen.
Elektronikmesse IFA vor dem Start
Auf der Leistungsschau der Verbraucherelektronik steht in diesem Jahr Effizienz im Mittelpunkt.
Bild: dpa
Berlin Ob Größe, Sound oder Bildqualität, auf der Elektronikmesse Ifa überbieten sich die Hersteller von Fernsehern, Haushaltsgeräten und Audioanlagen jedes Jahr mit Superlativen. Angesichts der Energiekrise setzen viele Unternehmen aktuell jedoch einen anderen Schwerpunkt: Es geht um Nachhaltigkeit – vor allem den Verbrauch.
So stellt Grundig den Auftritt unter das Motto „Eine Zukunft ohne Öko-Angst“, Miele lotst Besucher durch eine „Sustainability Alley“, und Samsung formuliert den Anspruch, die „Marke Nummer eins bei Energieeffizienz“ zu werden. Die Messe zeigt sich so grün wie nie.
Das Marketing verwundert nicht. Seit einigen Jahren wächst das Bewusstsein für den Klimawandel, nun treibt der Ukrainekrieg die Energiepreise. „Nachhaltigkeit ist deutlich in den Vordergrund gerückt, gerade bei großen Herstellern von Hausgeräten“, sagt Alexander Dehmel, Branchenexperte beim Marktforscher GfK.
Tatsächlich greifen Verbraucher immer häufiger zu energieeffizienten Produkten. Dass der Stromverbrauch der Haushalte nachhaltig sinkt, ist allerdings nicht ausgemacht – durch die Vernetzung kommen schließlich immer neue Geräte hinzu, die an der Steckdose hängen. Auch die sind auf der Ifa, die am Freitag startet, zu besichtigen.
Für die Branche ist die Vermarktung der Nachhaltigkeit ein Hoffnungswert. Während der Coronapandemie kauften Verbraucher Notebooks und Bildschirme, Fernseher und Spielkonsolen, Gefrierschränke und Entsafter, um sich für das Leben im Lockdown zu rüsten. Der Umsatz mit solchen technischen Konsumgütern wuchs 2020 und 2021 um insgesamt rund 17 Prozent auf 1,4 Billionen US-Dollar, wie die GfK ermittelt hat.
Angesichts der großen wirtschaftlichen Unsicherheit halten viele Verbraucher jedoch ihr Geld zusammen. Das Geschäft der Elektronikbranche dürfte in diesem Jahr schrumpfen – wenn auch auf ein Niveau, das höher ist als vor der Pandemie. Chancen gebe es aktuell besonders bei Produkten, die den Verbrauch und damit die Kosten senkten, erklärte Sara Warneke, Chefin des Ifa-Ausrichters GFU.
Energieeffizienz sei für die Hersteller von Hausgeräten kein neues Thema, betont Volker Klodwig, Deutschlandchef von BSH. Die Marktforschung der Bosch-Tochter zeige, dass viele Kunden genau auf den Verbrauch achteten. „Wer hier nicht mithalten kann, hat einen substanziellen Wettbewerbsnachteil.“ Die aktuelle Diskussion über die Energiepreise sorge lediglich für zusätzlichen Schub.
Tatsächlich verändert sich das Kaufverhalten – zumindest bei Haushaltsgeräten wie Kühlschränken, Waschmaschinen und Geschirrspülern, die häufig und lange laufen. Erreichten im ersten Halbjahr 2021 noch sieben Prozent der verkauften Produkte die neue Energieeffizienzklasse A, sind es heute bereits 14 Prozent, wie die GfK ermittelt hat. „Das überarbeitete Energielabel hat große Auswirkungen“, betont Marktforscher Dehmel.
Die Hersteller von Hausgeräten entwickeln deswegen Technologien, die den Verbrauch senken – bei neuen Baureihen dauern die Zyklen mehrere Jahre. Da gibt es Waschmaschinen, die mithilfe von Algorithmen das effizienteste Waschprogramm ermitteln, Kühlschränke, die durch Wassernebel Lebensmittel länger frisch halten, und Energiemanagementsysteme, die Geräte starten lassen, wenn die Solarzellen auf dem Dach viel Strom liefern.
Teilweise tun es allerdings schon einfache Maßnahmen. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, wie einfach es sein kann, Energie zu sparen“, sagt Axel Kniehl, Geschäftsführer Marketing und Sales der Miele Gruppe. Der Hausgerätehersteller, der sich selbst als Vorreiter bei der Nachhaltigkeit sieht, führt deswegen in seiner App eine Übersicht ein, die den Verbrauch der vernetzten Geräte anzeigt.
Wenn die Kunden zustimmen, sollen sie künftig in der App Energiespartipps erhalten. Sie könnten dann etwa die Wäsche bei einer niedrigeren Temperatur waschen oder Geschirr mit dem Ökoprogramm spülen – das werde bislang nur selten genutzt. Durch die Vernetzung erhalten die Hersteller Einblicke in Echtzeit.
Für digitale Haustechnik, im Branchenjargon „Smarthome“ genannt, könnte die Energiekrise den Durchbruch in den Massenmarkt bedeuten. In einer Umfrage des IT-Verbands Bitkom gaben beispielsweise 25 Prozent der Deutschen ain, digital aufgerüstete Heizkörperthermostate zu verwenden – letztes Jahr waren es noch 17 Prozent.
„Smarthome-Technologien können einen ganz konkreten Beitrag dazu leisten, weniger Heizenergie und Strom zu verbrauchen“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. Der Manager setzt sich für eine staatliche Förderung ein: „Eine Mehrwertsteuersenkung für energiesparende Technologien wäre eine sinnvolle Maßnahme, um den Fokus auf die Geräte zu lenken.“
Die Nachfrage ist allerdings auch so schon hoch. Der Elektronikhersteller Tado, der ein System für die Heizungssteuerung verkauft, verzeichnet derzeit eine Rekordnachfrage. Das Produktionsvolumen für das gesamte Jahr sei bereits größtenteils Partnern im Handel, sagt Mitgründer Christian Deilmann. „Weil die Nachfrage doppelt so hoch ist wie im Vorjahr, können wir die Marketingausgaben sogar zurückfahren.“
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