Die Fintech-Plattform hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen mit Geld ein gemeinnütziges Investment zu erleichtern. Zu den Financiers zählt unter anderem Martina Merz. Der Start-up-Check.
Team von Project Bcause
Das Berliner Start-up will die Gründung von Stiftungen maßgeblich entbürokratisieren.
Bild: Christian Klant
Berlin In Deutschland leben laut „World Wealth Report“ mehr als 1,6 Millionen Dollar-Millionäre. Diese, aber am liebsten auch alle anderen Deutschen will das Fintech Project Bcause dazu animieren, einen größeren Teil ihres Vermögens der Gesellschaft zugutekommen zu lassen – ungeachtet einer möglichen Rendite.
In Ermangelung sinnstiftender Möglichkeiten legten viele Vermögende ihr Geld häufig nur in Immobilien an, sagt Firmenmitgründer Felix Oldenburg. Solche Alternativen will er schaffen: Über die Plattform können innerhalb von Minuten digitale Stiftungen gegründet werden, auch mit Kleinbeträgen.
Mit dieser gemeinwohlorientierten Idee konnte das 2021 gegründete Start-up bereits Unternehmer wie Nebenan.de-Gründer Christian Vollmann überzeugen, das Jungunternehmen mitzufinanzieren. „Die privaten Vermögen wachsen weiter, das Spendenvolumen hierzulande stagniert. Die Schere geht auf“, macht Vollmann klar, warum er dabei ist. Mit dabei sind etwa auch Martina Merz, die zum Monatsende Thyssen-Krupp als CEO verlässt, und der frühere Zalando-Co-Chef Rubin Ritter.
Laut Felix Oldenburg gibt es im „Segment zwischen der Spende und der eigenen großen Stiftung“ eine Angebotslücke. Sich in diesem Bereich zu engagieren sei allerdings mit hohem bürokratischen Aufwand verbunden. Oldenburg spricht aus Erfahrung, er hat vier Jahre als Geschäftsführer den Bundesverband Deutscher Stiftungen geleitet.
Mit Project Bcause will er ruhendes Privatkapital mobilisieren – ohne Einstiegshürden und ohne Aufwand für Rechtsberatung und Stiftungsbehörden.
Innerhalb von fünf Minuten könne eine Onlinestiftung gegründet werden, verspricht der langjährige Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation zur Förderung von Sozialunternehmern, Ashoka.
Der Bundesverband Deutscher Start-ups honorierte das in Deutschland bisher einzigartige Vorhaben mit einer Nominierung für den German Startup Award in diesem Jahr.
Nach der Registrierung wird ein Depot in einer der gemeinnützigen Treuhandstiftungen eröffnet. „Unsere Kunden können bei uns über ihr Bcause-Depot in eine vorhandene Stiftung investieren und bei uns ihr eingebrachtes Geld verwalten“, sagt Oldenburg. Manche der kuratierten Organisationen benötigten Spenden, andere finanzierten sich über rückzahlbare Darlehen.
Auch die Finanzierung von Impact-Fonds, nachhaltige Anlageprodukte wie Planet A, sei möglich. „Wir verwalten kein Fremdvermögen. Das Geld gehört den jeweiligen Stiftungen. Die Kunden können bei uns nichts verdienen“, macht Oldenburg klar. Die Nutzung der Plattform ist bisher kostenlos, auf freiwilliger Basis können Kunden Transaktionsgebühren entrichten.
Als ersten Investor konnte Project Bcause Unternehmer Christian Vollmann gewinnen. Dabei blieb es aber nicht. „Ich habe dort meine eigene Stiftung für Klimaschutz ins Leben gerufen“, sagt der Nebenan.de-Gründer. In Kürze will er mit seiner Ehefrau und anderen Mitstreitern eine weitere Stiftung starten mit dem Ziel, den sozialen Zusammenhalt und die Demokratie zu stärken. Über diese will Vollmann dann Organisationen wie JoinPolitics, BrandNewBundestag und HateAid unterstützen.
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Aktuell können die derzeit rund 500 Nutzer mehr als 200 Organisationen finanzieren. Auch der Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen ist mit einer eigenen Stiftung auf der Plattform unterwegs, mit der er unter anderem „Ärzte ohne Grenzen“ unterstützt. „Alle Kräfte müssen mobilisiert werden, Ideen wie auch Kapital“, sagt Hirschhausen, dessen Stiftung derzeit auf ein Volumen von 27.320 Euro kommt.
Derzeit gibt es noch eine Warteliste, um Project Bcause beitreten zu können. Mindestsummen sind nicht nötig. Die durchschnittliche Transaktionsgröße liegt laut Oldenburg bei rund 5000 Euro. Insgesamt haben die Nutzer bereits mehrere Millionen Euro für gute Zwecke zur Verfügung gestellt.
Bisher hatte Project Bcause keine Probleme, Investoren zu gewinnen. „Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass eine gewaltige Erbenwelle auf uns zurollt, die von den Folgen des Klimawandels und anderer sozialer Probleme direkt betroffen ist“, sagt Oldenburg. Seit Gründung hat das Start-up rund vier Millionen Euro eingesammelt.
Für sein Sozialunternehmertum hat Oldenburg große Pläne. Ihm geht es nicht darum, ein Nischenprodukt zu bauen: „Inzwischen sind auch Online-Aktiendepots nicht mehr nur eine Anlageform für Reiche, sondern für jedermann.“ Entsprechend viele Ideen hat der Gründer auch für die Zukunft seines Geschäfts: „Es gibt viele Möglichkeiten, um den Umsatz anzuschieben – beispielsweise über Depotgebühren oder Bcause-Kreditkarten.“
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