Investorin Lauren Lentz will einen der führenden Frühphaseninvestoren für Start-ups mit positivem Einfluss aufbauen. Auch die Otto Group und Beiersdorf sind dabei.
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Otto Birnbaum und Lauren Lentz investieren mit dem Fokus auf Klima, Gesundheit und Soziales.
Bild: Revent
Düsseldorf Mit seiner Plattform bietet Christian Albrecht eine mögliche Lösung für ein drängendes Problem im Gesundheitssektor. Wenige Kliniken sind digitalisiert, die Prozesse meist veraltet und langsam mit Papier und Fax. Sein Softwaremodul ermögliche, effizient und schnell Diagnosen digital zu dokumentieren, sagt der Co-Gründer des Start-ups Avelios. „Wir wollen die Patientenbehandlungen massiv verbessern“, sagt Albrecht.
Für seine Geschäftsidee erhielt er insgesamt zwei Millionen Euro, das meiste davon vom Wagniskapitalgeber Revent. Der Berliner Impact-Fonds spezialisiert sich auf Themen wie das von Avelios: auf Gesundheit, aber auch auf Klima, Ernährung und Soziales. Themen, die viele Unternehmen bereits als Nachhaltigkeitsziele in ihren Berichten definieren müssen.
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„Wir sehen uns als Vorreiter einer neuen Kategorie im Bereich Impact-Fonds“, sagt Co-Gründerin von Revent, Lauren Lentz. „Diejenigen Start-ups, die mit innovativen Technologien mehr Nachhaltigkeit für den Planeten und die Gesellschaft bewirken, werden auch diejenigen sein, die die größten wirtschaftlichen Erfolge verbuchen.“ Nun haben Lentz, Co-Gründer Otto Birnbaum und Anchor-Investor Benjamin Otto das Final Closing erreicht und insgesamt 60 Millionen Euro eingesammelt – Ziel waren 50 Millionen.
Beteiligt sind neben Konzernen wie die Otto Group und Beiersdorf auch weitere Investoren wie der Europäische Investmentfonds, die Unternehmerfamilie Wepa und Serieninvestorin und Gründerin Verena Pausder.
„Bei der Otto Group legen wir seit Jahrzehnten großen Wert darauf, ökonomischen Erfolg mit sozialen und ökologischen Zielen zu verbinden“, sagt der Konzern-Vorstand der Otto Group, Sebastian Klauke. „Wir glauben fest daran, dass der Ansatz von Revent dabei helfen kann, gesellschaftliche, wirtschaftliche, soziale und ökologische Probleme zu lösen, und dass Profitabilität und Gemeinnutzen eben gerade nicht im Widerspruch zueinander stehen.“
Impact-Investment wird in Deutschland indes immer beliebter: Das Forum Nachhaltige Geldanlagen hat in seiner Markterhebung für 2020 in Deutschland ein Marktvolumen von 16,6 Milliarden Euro festgestellt. Das sind 100 Prozent mehr als ein Jahr davor.
Einige Investoren und Unternehmen kündigten bereits im vergangenen Jahr Fonds an, die mehr auf ihre gesellschaftliche Wirkung als allein auf die Rendite schauen. Der World Fund mit rund 175 Millionen Euro und ein neuer Fonds des Frühphaseninvestors Speedinvest mit 80 Millionen Euro starteten. Sie investieren nach strengen Kriterien: Eine positive Auswirkung der Start-ups muss abseits positiver finanzieller Entwicklung messbar sein.
Darauf legt auch Revent viel Wert. Bisher hat der Fonds in neun Unternehmen investiert, sagt Co-Gründerin Lentz. Darunter ist neben dem Tech-Start-up für Digitalisierung in Krankenhäusern auch Net Purpose aus Großbritannien, mit dem Anleger den Impact ihrer Portfolios messen können. Oder Sylvera aus Großbritannien, das mit Software datenbasiert Bewertungen von CO2-Kompensationsprojekten ermöglicht. Für zehn Jahre ist der Fonds aufgesetzt, jedes Start-up bekommt ein Investment zwischen rund 200.000 und zwei Millionen Euro.
Allerdings, sagt Lentz, investiert der Fonds in nur etwa zehn von tausend Start-ups, mit denen sie Gespräche führen. Bei einer Due Diligence schaut Lentz zunächst auf die Technologie, lässt diese von Experten einschätzen und vergleicht sie mit der der Konkurrenz. Ähnlich misst sie auch den zu erwartenden positiven Einfluss der Start-ups. Zum Beispiel schaut sie, wie viel Kohlenstoff-Emissionen die Firma einsparen kann, oder misst, wie viel Zeit im Krankenhaus eingespart werden kann.
Als Sozialwissenschaftlerin hat Lentz Abschlüsse der Universitäten in Yale, Oxford und Harvard und arbeitete mit den Vereinten Nationen zusammen. Sie hat als Wissenschaftlerin an mehreren Orten auf der Welt die Wirkung von sozialen Interaktionen gemessen.
„Ich wollte Investorin werden, als ich bemerkte, wie rasch Technologie und Unternehmertum Veränderungen bewirken können.“ Wenn man wirklich einen Unterschied machen wolle, müsse man bei der Frühphasen-Finanzierungen für Start-ups mit einer positiven Wirkung für die Gesellschaft ansetzen. Daraus könnten in Zukunft „riesige Unternehmen“ werden, ist Lentz überzeugt.
Wer rein Impact-getrieben investiert, sollte nach Einschätzung mancher Expertinnen vorsichtig vorgehen. Aus Sicht von Barbara Scheck, Professorin für Entrepreneurship an der Business School in München, müsse klar formuliert sein, welche genauen Investitionsziele ein Fonds hat und wie genau die Impact-Messung stattfindet. „Transparenz ist hier sehr wichtig“, sagt sie. „Sich allein auf Daten zu verlassen, die die Firmen von allein berichten, ist schwierig.“
Um möglichst sicherzugehen, dass ein Start-up den Impact haben wird, den es verspricht, stellt Lentz Fragen wie: „Wie erreicht ihr eure Ziele und warum?“ Daraus definiert sie Leistungskennzahlen und legt mit dem Start-up fest, wie sie diese erreichen können.
„Jährlich geben uns die Firmen dann ihre Messungen, und wir fragen regelmäßig danach.“ Am Ende, sagt Lentz, sind Frühphaseninvestments aber immer riskant. Doch im Impact-Bereich sei die Branche noch eher am Anfang, analysiert sie. In diesem Jahr will sie noch in zehn weitere neue Start-ups investieren, die für eine bessere Welt arbeiten.
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