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23.02.2023

12:43

Telekommunikation

Telekom-Chef Höttges verspricht Anlegern neue Rekorde

Von: Philipp Alvares de Souza Soares

Der Telekommunikationskonzern verdiente 2022 prächtig – doch die hohen Schulden drücken weiter. Konzernchef Höttges äußerte sich auch in Sachen Nachfolge.

Der Telekom-Chef präsentierte am Donnerstag erneut starke Geschäftszahlen. dpa

Timotheus Höttges

Der Telekom-Chef präsentierte am Donnerstag erneut starke Geschäftszahlen.

Hamburg Die Deutsche Telekom hat ein Rekordjahr hinter sich. Der Umsatz legte 2022 um 6,1 Prozent auf rund 114 Milliarden Euro zu, gab das Unternehmen am Donnerstag bekannt. Der bereinigte Gewinn (Ebit) stieg um 22,5 Prozent auf 15,4 Milliarden Euro. Das Nettoergebnis verdoppelte sich gar auf acht Milliarden Euro. Dabei profitierte die Telekom stark von Wechselkurseffekten.

Konzernchef Timotheus Höttges präsentierte sich am Donnerstag wie gewohnt sehr selbstbewusst. Er sprach vom „besten Ergebnis der Unternehmensgeschichte“. Die Telekom wachse „bei allen Kunden- und Finanzkennzahlen“. Trotzdem sei er mit seinen Ambitionen noch nicht am Ende, versprach Höttges. „Ich brauche Action.“

Hinter der positiven Entwicklung stand abermals der Erfolg von T-Mobile US, an der die Telekom mittlerweile 49,6 Prozent der Anteile hält. Die Tochter konnte 2022 6,4 Millionen neue Vertragskunden gewinnen und steigerte die besonders relevanten Serviceumsätze gegenüber 2021 um 7,0 Prozent auf 61,2 Milliarden Dollar. Im Vergleich zum Vorquartal gab es hier indes einen kleinen Rückgang.

Deutsche Telekom: Starker Dollar treibt auch die Schulden

Aufgrund des starken US-Dollars konnte die Telekom von den Zuwächsen in den USA besonders stark profitieren. T-Mobile US war im Geschäftsjahr 2022 für gut 66 Prozent des Jahresumsatzes der Telekom verantwortlich. In Euro gerechnet legte der Umsatz in den USA um satte elf Prozent zu.

Auch in Deutschland wuchs der Umsatz im vergangenen Jahr leicht auf 24,5 Milliarden Euro. Vor allem im Mobilfunk konnte der Konzern zulegen und steigerte die Serviceumsätze um 2,7 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro.

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Die Telekom entwickelte sich damit besser als von manchen Analysten erwartet. Wie gewohnt enttäuschte indes die Entwicklung der IT-Dienstleistungstochter T-Systems, die im vergangenen Quartal zwar ihren Umsatz steigern konnte, beim bereinigten Ergebnis jedoch zurückfiel. Finanzvorstand Christian Illek führte die gegenläufige Entwicklung auf hohe Rückstellungen zurück.

Kehrseite aller Erfolge war bislang der hohe Schuldenstand der Telekom. Er stieg im Jahresvergleich abermals um 7,8 Prozent auf 142,4 Milliarden Euro. Laut Illek sind davon rund 70 Milliarden Euro auf das US-Geschäft zurückzuführen. Ein Großteil des Zuwachses erkläre sich deshalb über den starken Dollar. Im Vergleich zum Vorquartal sind die Verbindlichkeiten indes zurückgegangen.

Vier Prozent mehr bereinigten Gewinn als Ziel

Trotz weiterhin hohen Investitionsaufwands – im letzten Jahr waren es über 21 Milliarden Euro – will der Vorstand die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr wie versprochen auf 70 Cent erhöhen.

Im laufenden Jahr will der Konzern noch mehr verdienen. Der operative Gewinn inklusive Leasingkosten soll im laufenden Jahr um vier Prozent auf fast 41 Milliarden Euro steigen, versprach Höttges. Dabei will die Telekom ihre Netze weiter ausbauen und nun etwa drei statt 2,5 Millionen neue Glasfaseranschlüsse in Deutschland schaffen. Dies sei „unser internes Ambitionsniveau“, erklärte der Konzernchef.

Auch in zusätzliche Aktien von T-Mobile US will die Telekom investieren. Bis 2024 muss sie einen Anteil von mehr als 50 Prozent erreicht haben, um die Kontrolle über die Tochter nicht zu verlieren. Bislang übt die Telekom diese über eine befristete Vereinbarung mit dem japanischen Partner Softbank aus.

Auch zur Debatte um eine Neuauflage der sogenannten Diensteanbieterverpflichtung äußerte sich Höttges. Politiker der Ampelkoalition wollen diese im Rahmen der kommenden Frequenzauktion wiedereinführen, um Konkurrenten wie Freenet oder 1&1 regulierten Zugang zu den Netzen von Telekom & Co. zu ermöglichen. So soll der Wettbewerb zunehmen, was zu sinkenden Preisen führen könnte.

Höttges sprach sich gegen eine solche Regelung aus. Er unterstellte vielmehr, dass 1&1-Chef Ralph Dommermuth sie nutzen könnte, um am Ende doch kein eigenes Netz zu bauen. Das Unternehmen aus Montabaur ist derzeit dabei, ein technologisch besonders ambitioniertes 5G-Netz zu errichten, blieb jedoch bislang weit hinter den selbst gesteckten Zielen zurück. Entsprechende Auflagen der Bundesnetzagentur hat 1&1 nicht mal ansatzweise erfüllt.

Timotheus Höttges begrüßt Debatte über Nachfolge

Hinsichtlich seines Amts sendete Höttges gemischte Signale: Einerseits betonte er das „commitment“ zu seinem laufenden Fünfjahresvertrag, andererseits begrüßte er die bereits schwelende Debatte um seine Nachfolge. „Ich sollte nicht der Methusalem sein, der durch die Gemäuer humpelt“, sagte er scherzhaft.

Zuletzt waren Stimmen laut geworden, die neben dem Deutschlandvorstand Srinivasan Gopalan auch die Technikvorständin Claudia Nemat als mögliche Nachfolgerin ins Spiel brachten.

Die Telekom hatte sich im vergangenen Jahr unter anderem von ihrem Niederlandegeschäft getrennt und die Mehrheit an ihrem Funkturmportfolio (GD Towers) veräußert. Deshalb nutzt die Telekom für die Prognose einen Pro-forma-Vorjahreswert als Grundlage. Der freie Mittelzufluss soll auf dieser Basis von 11,2 Milliarden Euro um mindestens 40 Prozent auf mehr als 16 Milliarden Euro klettern.

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Die T-Aktie, die am Donnerstagmittag bei 21,20 Euro notierte, erlebte zuletzt einen Höhenflug und durchbrach Mitte Januar erstmals seit mehr als zwanzig Jahren die Marke von 20 Euro.

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