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19.04.2022

18:00

Telekommunikation

Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter hört auf

Von: Philipp Alvares de Souza Soares

Der intern beliebte Österreicher stand knapp sieben Jahre an der Spitze des Konzerns in Deutschland. Sein Nachfolger kommt von Microsoft.

Vodafone: Deutschlandchef Hannes Ametsreiter Reuters

Hannes Ametsreiter

Der Österreicher war seit Oktober 2015 Chef von Vodafone Deutschland.

Hamburg Philippe Rogge, der derzeit das Osteuropageschäft von Microsoft leitet, wird neuer Chef von Vodafone Deutschland. Das gab das Unternehmen am Dienstagnachmittag bekannt. Rogge wird demnach zum 1. Juli den aktuellen CEO Hannes Ametsreiter ablösen, der die umsatzstärkste Landesgesellschaft des britischen Telekommunikationskonzerns seit Oktober 2015 führte.

Über seinen Nachfolger ist in der Düsseldorfer Zentrale noch wenig bekannt. Selbst manch ein Hochkaräter erfuhr von dem Wechsel erst Mitte vergangener Woche. Der Belgier Rogge gilt als international erfahren, arbeitete für Microsoft in Peking und Lissabon. Branchenerfahrung sammelte er beim belgischen Telekomanbieter Proximus. Vodafone-Kollegen, die ihn bereits treffen durften, beschreiben ihn als locker und bodenständig. Sein Vertrag läuft zunächst drei Jahre.

Bei den meisten Beschäftigten löste die Meldung zunächst Verunsicherung und Trauer aus. Vorgänger Ametsreiter war intern ein beliebter Chef, der immer wieder offensiv die Öffentlichkeit suchte. Er gab Vodafone dort ein Gesicht. Die Deutschland-Tochter stieg unter ihm mit dem Zukauf der Fernsehkabelnetze von Unitymedia 2019 zu einem vollwertigen Telekommunikationsanbieter auf.

Die Briten verfügten nun nahezu deutschlandweit über ein eigenes Festnetz. So gelang es ihnen, den Branchenprimus Deutsche Telekom in seiner Heimat immer wieder unter Druck zu setzen. „Hannes hat Vodafone zurück ins Wachstum gedreht“, lobte am Dienstag Frank Roevekamp, Aufsichtsratsvorsitzender von Vodafone Deutschland.

Zuletzt schwächelten die Briten jedoch und fielen bei den wichtigen Serviceumsätzen im Mobilfunk hinter Telefónica Deutschland (O2) auf den dritten Platz zurück. Gerade die Festnetz-Kunden klagen über häufige Störungen und Leistungsprobleme.

Intern soll es Unmut über die Zentralisierungswut der britischen Mutter gegeben haben, die mit dieser Vertikalisierungsstrategie vor allem Geld sparen möchte. Bei Investitionen zögerte sie jedoch. Auch Ametsreiter soll diesen Kurs intern mehrfach kritisiert haben, wie das Handelsblatt jüngst berichtete. Seine Karriere bei Vodafone galt als ausgereizt, sein Einfluss schwand.

In einem emotionalen Post beim sozialen Netzwerk LinkedIn bedankte sich Ametsreiter am Dienstag bei seiner Mannschaft. Er wolle auf die „Private-Equity- und Investorenseite“ wechseln, schrieb er. „Dort will ich mich in Wachstumsbereichen im Telko- und Tech-Bereich engagieren, als Investor und Shareholder tätig sein.“ Mit 55, so Ametsreiter, sei er schließlich noch voller Energie.

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