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27.02.2023

08:34

Übernahme

Berliner Steuer-App Taxfix übernimmt Konkurrenten

Von: Nadine Schimroszik

Taxfix schnappt sich Steuerbot und baut seine Marktführerschaft in Deutschland aus. Das Berliner Einhorn will weiter wachsen – und gibt für Steuerbot ein Versprechen ab.

Taxfix hat im vergangenen Jahr 200 Mitarbeiter eingestellt. Tobias Koch

Martin Ott, CEO von Taxfix

Taxfix hat im vergangenen Jahr 200 Mitarbeiter eingestellt.

Berlin Das Berliner Steuer-Start-up Taxfix schluckt den Wettbewerber Steuerbot aus Stuttgart und baut damit seine Marktführerschaft aus. Für Taxfix ist es die erste Übernahme seit der Gründung 2016. „Wir sind die beiden beliebtesten Apps und sind in den Jahren sehr stark gewachsen“, sagt Taxfix-Chef Martin Ott dem Handelsblatt.

Ott plant nicht, Steuerbot vom Markt verschwinden lassen. Stattdessen sollten erst einmal beide Produkte und Marken nebeneinander betrieben werden. Finanzielle Details zu dem Deal will der 45-Jährige nicht bekannt geben und sagt lediglich: „Die Steuerbot-Gründer und das Team werden Anteile an Taxfix erhalten.“

Die Übernahme des deutlich kleineren Konkurrenten, der bisher zur Haufe-Gruppe gehörte, fällt in eine Zeit, in der die Stimmung in der Branche verhalten ist. Technologieunternehmen wie Zalando und Delivery Hero, aber auch Start-ups wie Infarm haben Hunderte Mitarbeiter entlassen. Wagniskapitalgeber sind angesichts der Zinswende und anhaltender Wirtschaftsschwäche deutlich zurückhaltender bei Investitionen als noch während der Coronapandemie.

Das von der KfW und dem Branchenverband BVK erstellte Investorenbarometer sackte im Schlussquartal um 25,6 Zähler auf minus 42,9 Punkte ab. Viele Experten rechnen damit, dass die Übernahmewelle nun erst anrollt. Im Dezember hatte bereits die Akquisition des Lebensmittel-Schnelllieferdienstes Gorillas durch Getir für Schlagzeilen gesorgt.

Ott von Taxfix nimmt den Stimmungseinbruch in der Branche gelassen: „Wir haben letztes Jahr mehr als 200 Millionen Euro aufgenommen und sind dadurch sehr gut durchfinanziert.“ Mit der Finanzspritze, die Taxfix kurz nach Beginn des Ukrainekriegs stemmte, kletterte die Firmenbewertung über die prestigeträchtige Schwelle von einer Milliarde Dollar. Im Fachjargon gilt Taxfix seither als „Einhorn“. Zu den Investoren gehören unter anderen Teachers’ Venture Growth (TVG), der Risikokapitalzweig des Ontario Teachers Pension Plan (OTPP) und Valar Ventures (Peter Thiel) sowie Creandum und Redalpine.

Im Gegensatz zu anderen Start-ups wachsen die Berliner aktuell weiter. „Wir haben im vergangenen Jahr mehr als 200 Mitarbeiter eingestellt und stellen auch dieses Jahr weiter ein.“ Insgesamt zählt das Steuer-Fintech mehr als 500 Mitarbeiter, zu denen nun noch die 18 von Steuerbot kommen.

Taxfix verzeichnet mehr als fünf Millionen Downloads

Unter Verschluss hält Taxfix wie die meisten anderen Jungfirmen seine Umsatz- und Gewinnzahlen. Inzwischen ist die zwischen 40 und 60 Euro teure Taxfix-App in Deutschland, Italien und Spanien mehr als fünf Millionen Mal heruntergeladen worden. „Wir haben mittlerweile für unsere Kunden zwei Milliarden Euro an Steuerrückzahlungen zurückgeholt“, sagt Ott. Im Schnitt seien es pro Kunde mehr als 1000 Euro. Das zähle besonders angesichts der gestiegenen Energiekosten und der allgemeinen Preisteuerung viel.

Steuerbot kommt seit der Gründung 2017 auf 300 Millionen Euro, die Kunden erstattet wurden.

Hören Sie hier die erste Folge von Handelsblatt Deals:

Taxfix hat die schwer verständlichen Steuerformulare in einen simplen Fragebogen übersetzt, den die Nutzer in der Regel am Handy oder PC innerhalb von rund 20 Minuten beantworten können. Auf Basis der Daten füllt Taxfix die Steuerformulare aus und schickt sie elektronisch ans Finanzamt.

Ähnlich wie bei Steuerbot eignet sich das Angebot vor allem für diejenigen, die vergleichsweise einfache Erklärungen abgeben können. Inzwischen arbeitet das Unternehmen auch mit Steuerberatern zusammen, die auf Nachfrage die Erklärung ganz übernehmen. Zudem lockt Taxfix ähnlich wie die Wettbewerber Zasta und Steuergott mit dem Angebot einer teilweisen Sofortauszahlung der zu erwartenden Steuerrückerstattung.

Im Gegensatz zu Taxfix setzt Steuerbot in erster Linie auf einen Chat mit den Nutzern. Künstliche Intelligenz (KI) und davon gesteuerte Sprachmodelle wie ChatGPT werden dabei aktuell noch nicht angewendet. „Aber wir schauen uns das natürlich an“, sagt Ott, nennt aber auch die Herausforderungen: „Gerade bei uns ist das Fachwissen und die Komplexität enorm. Das lässt sich mit dem heutigen Wissen eines ChatGPT nicht abbilden.“

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