Nach öffentlicher Kritik stellt SAP nun doch weitere Russland-Geschäfte ein. Wie groß die Aktivitäten dort sind, teilt das Unternehmen allerdings nicht mit.
Berlin, Düsseldorf Der Softwareriese SAP zieht sich vier Wochen nach Beginn des Ukraine-Kriegs nun doch weiter aus Russland zurück. „Wir halten an unserer Verpflichtung fest, die Ukraine zu unterstützen, indem wir alle Verkäufe stoppen und den Cloud-Betrieb in Russland einstellen“, teilte das Walldorfer Dax-Konzern am Donnerstag mit. Die internationalen Sanktionen würden vollständig umgesetzt.
Allerdings hält SAP damit am deutlich größeren Lizenzgeschäft fest, wo die Software bereits gekauft wurde, vor Ort installiert ist und entsprechend auch gewartet wird.
Damit reagiert SAP teilweise auf öffentliche Kritik. Der Softwarehersteller erklärte, seine Cloud-Dienste „aktiv abzuschalten“. Kunden werden Lösungen wie Ariba, Success Factors und S/4 Hana Cloud – vermutlich nach Ablauf einer Kündigungsfrist – nicht mehr verwenden können.
Der Dax-Konzern hatte den Vertrieb von neuen Produkten bereits Anfang März eingestellt, aber die Geschäftsbeziehungen zu Bestandskunden aufrechterhalten. Daraufhin äußerten Vertreter der ukrainischen Regierung wie Digitalminister Mykhailo Fedorov scharfe Kritik. SAP unterstütze russische Unternehmen dabei, Geld für die Zerstörung der Ukraine zu verdienen, twitterte er. Auch ein Teil der Mitarbeiter forderte schärfere Maßnahmen.
Der Schritt war unter anderem auch vom ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski gefordert worden, der SAP sowie Microsoft und Oracle dazu bereits vor rund zehn Tagen aufgerufen hatte. Bisher hatte SAP-Chef Christian Klein davor zurückgeschreckt. In einem Interview hatte Klein darauf verwiesen, SAP unterstütze Unternehmen, „die für Bürgerinnen und Bürger von entscheidender Bedeutung sind“. Die Sanktionen würden diese Firmen bewusst ausklammern. „Sollen wir jetzt als SAP sagen: Wir wissen es besser und ziehen uns noch mehr zurück?“
Das Unternehmen verwies zudem auf seine Unterstützung für die Ukraine. So helfe es der Regierung, Bestellungen für Krankenhäuser so schnell wie möglich zu beschaffen. Dabei kommt die eigene Plattform Business Network zum Einsatz.
SAP macht nicht öffentlich, wie groß das Geschäft in Russland ist. Aus dem Integrierten Bericht 2019 - den letzten verfügbaren Daten - geht hervor, dass die russische Tochtergesellschaft unkonsolidiert im Jahr knapp 483 Millionen Euro umsetzte. Zu den Kunden gehören früheren Angaben zufolge die Fluggesellschaft Aeroflot und das Kreditinstitut Sberbank.
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