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10.09.2021

20:00

Urteil im Epic-Prozess

Apple muss Regeln im App Store lockern – Aktie gibt deutlich nach

Von: Alexander Demling, Larissa Holzki

Rückschlag für Apple: Der Tech-Konzern muss Entwicklern erlauben, in ihren Apps auf alternative Zahlungsmethoden hinzuweisen. Doch das Urteil hält für Apple auch einen Sieg bereit.

Apple erhebt eine Gebühr von bis zu 30 Prozent, wenn jemand über den App Store eine Anwendung kauft oder Abos abschließt. Reuters

Der Eingang zum Apple Store an der 5th Avenue in New York

Apple erhebt eine Gebühr von bis zu 30 Prozent, wenn jemand über den App Store eine Anwendung kauft oder Abos abschließt.

San Francisco, Düsseldorf Apple hat im Prozess mit Spieleentwickler Epic Games um seinen lukrativen App Store einen Rückschlag erlitten. Die US-Richterin Yvonne Gonzalez-Rogers urteilte am Freitag, dass Apple Entwickler nicht daran hindern darf, Links in ihre Apps einzubauen, die es Kunden erlauben, außerhalb des App Stores zu bezahlen. Apple berechnet Spieleentwicklern hier Provisionen von bis zu 30 Prozent. Davon könnten in Zukunft auch deutsche Anbieter von Apps profitieren. Die Apple-Aktie drehte nach dem Urteil ins Minus und verlor mehr als drei Prozent.

Der „Fortnite“-Entwickler Epic Games hatte erklärt, Apple habe mit seinem App Store ein geschlossenes System erschaffen, um eine Milliarde iPhone-Nutzer sowie Entwickler zu kontrollieren. Apple hatte dagegengehalten, die Regeln des App Store hätten einen riesigen Markt geschaffen, in dem sich die Nutzer sicher genug fühlten, Apps von unbekannten Entwicklern zu kaufen.

Richterin Gonzalez-Rogers wies in ihrem Urteil zugleich aber auch neun von zehn Anklagepunkten von Epic Games zurück: So bewertete sie Apple etwa nicht als Monopolisten, wie es der Spieleentwickler gefordert hatte. Da der Koop-Survival-Shooter Fortnite auch auf Spielkonsolen, PCs oder Android-Geräten gespielt werden kann, sei Apples App Store nicht der relevante Markt, um eine Monopolstellung zu bewerten.

Außerdem habe Epic kein Recht gehabt, mit einem heimlichen Update in seiner iOS-App eine eigene Zahlungsmethode einzuführen. Epic muss Apple deshalb nach dem Urteil 3,65 Millionen US-Dollar Schadensersatz zahlen.

Unabhängig von dem Urteil sehen deutsche Spieleentwickler bereits positive Auswirkungen des medienwirksamen Streits zwischen Epic Games und Apple. Seit der Rechtsstreit läuft, haben sowohl Apple als auch Google die Gebührenabgabe für kleine Entwickler halbiert. „Beide Firmen haben zuletzt Programme für Entwickler mit weniger als einer Million Dollar Jahresumsatz aufgesetzt. Mutmaßlich ist das eine Folge des Rechtsstreits Epic gegen Apple“, sagt Ben Lochmann von Benjamin Lochmann New Media.

Apple deklariert das Urteil dennoch als Sieg: „Das Gericht hat heute bestätigt, was wir immer wussten: Der App Store ist kein Verstoß gegen das Kartellrecht. Wie das Gericht festgestellt hat, ist ‚Erfolg nicht illegal‘. Apple ist in jedem Segment, in dem wir tätig sind, einem harten Wettbewerb ausgesetzt“, heißt es in einem Statement des Konzerns. „Das Gericht hat festgestellt, dass Apple kein Monopolist ist, weder nach Bundes- noch nach Bundesstaatsgesetzen“, sagte Apples Rechtsvorständin Kate Adams in einer Telefonkonferenz mit Reportern.

Epic-Chef Tim Sweeney zeigte sich dagegen unzufrieden mit der Entscheidung: „Das heutige Urteil ist kein Sieg für Entwickler oder Konsumenten“, schrieb er auf Twitter. 

Epic Games klagt gegen Google – Apple steht vor weiteren Verfahren

Die Auseinandersetzung zwischen den Unternehmen war eskaliert, als Epic in eine „Fortnite“-Spieleversion die alternative Zahlungsvariante integriert hatte, um die Gebührenabgabe an Apple und Google zu umgehen. Apple entfernte das Spiel daraufhin aus seinem App Store. Gegen das erstinstanzliche Urteil können die Unternehmen in Berufung gehen. Zudem tritt es erst in 90 Tagen in Kraft. Bis dahin können beide Parteien noch Rechtsmittel wie einstweilige Verfügungen dagegen einlegen.

Auch gegen Google will Epic in der Sache klagen. Das Verfahren soll noch in diesem Jahr eröffnet werden. Google erlaubt anders als Apple die Installation alternativer App Stores auf seinen Android-Geräten, bei denen dann keine oder geringere Abgaben für die App-Anbieter anfallen. In der Praxis spielen diese aber kaum eine Rolle. Auch die Aktie von Google-Mutter Alphabet fiel nach der Urteilsverkündung um ein Prozent.

Der Druck auf die App-Store-Anbieter bleibt damit weiter hoch: In den vergangenen Tagen hat Apple bereits mehrere Zugeständnisse an Entwickler machen müssen: In einer Einigung mit der japanischen Wettbewerbsbehörde hatte Apple zugesagt, Entwicklern von sogenannten „Reader Apps“ wie Netflix oder Spotify weltweit eine Umgehung der App-Store-Bezahlsystems via Link zu gestatten. Weltweit sind noch zahlreiche Wettbewerbsverfahren gegen Apples App-Store-Praktiken anhängig, etwa in Indien oder der EU. Auch im US-Repräsentantenhaus wird ein Gesetzentwurf verhandelt, der den Betreibern von App-Stores engere Regeln auferlegen soll.

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