Devolo wollte sich im umkämpften Markt für das vernetzte Zuhause positionieren. Lieferkettenprobleme bringen den Chef nun in Schwierigkeiten.
Heiko Harbers
Der Chef des Heimnetzwerkherstellers will seine Firma umstrukturieren.
Bild: Devolo/Ronald Koehler
Düsseldorf Energiewende, Klimaschutz und Homeoffice: Es gibt viele Gründe, warum Geräte für das vernetzte Zuhause derzeit boomen. Die Heizung soll wissen, wann man zuhause ist, der Stromzähler, wann man wofür Strom benötigt. Das soll Energie sparen und die Effizienz steigern.
Auch die Aachener Elektronikfirma Devolo produziert seit sieben Jahren Geräte für das sogenannte Smart Home, über die Nutzer etwa den Lichtschalter automatisch bedienen oder die Heizung an- und ausschalten können. Alles wird über eine App auf dem Smartphone gesteuert.
Doch statt von der Nachfrage zu profitieren, muss Gründer und Chef Heiko Harbers jetzt erst einmal sein Unternehmen retten. „Wir hatten letztes Jahr einen ansteigenden Lagerbestand, aber weniger Umsatz“, sagt Harbers. Die Gründe sind ähnlich wie bei zahlreichen Firmenkrisen in den vergangenen zwei Jahren: die Coronapandemie und der Chipmangel.
Der Hersteller hat vor wenigen Tagen Insolvenz angemeldet und ein Schutzschirmverfahren gestartet. Bei dieser Variante des Insolvenzrechts bleibt die Verantwortung bei den Geschäftsführern und das Unternehmen kann in Eigenverantwortung umstrukturiert werden. Außerdem darf die Firma beim Anmelden dieses Verfahren noch nicht zahlungsunfähig sein. „Das waren wir noch nicht, aber es stand in Aussicht“, sagt Inhaber Harbers.
Die Firma Devolo ist bekannt für ihre Powerline-Adapter. 2003 kamen die „dLAN“-Adapter auf den Markt, die man nutzen kann, um ein besseres Wlan-Netzwerk im Haus zur Verfügung zu haben. Die Daten werden dabei über das vorhandene Stromnetz übertragen. Allein dieses Produkt konnte Devolo bis heute rund 40 Millionen Mal verkaufen.
Seit sich Harbers auch im Smart-Home-Markt positionieren will, musste er bereits viel investieren und hat große Konkurrenz. Eine siebenstellige Summe steckte der Heimnetzwerk-Produzent damals in diese Sparte.
Der Gewinn schrumpfte damals um 83 Prozent, der Umsatz um 14 Millionen Euro auf 117 Millionen. Daneben etablierten sich auch große Anbieter wie Bosch und Innogy auf dem Markt mit Smart Home Anwendungen.
Was jetzt allerdings den Schutzschirm bei Devolo notwendig machte, waren Probleme im Welthandel. Allein dadurch konnte Harbers einige Millionen an Projektumsatz mit Industrieunternehmen nicht realisieren. „Ende 2020 fing es mit dem Problem der Bauteilverfügbarkeit an“, erklärt der Chef. „Es gibt einfach sehr lange Lieferzeiten, wenn man Produkte fertigen möchte.“
Devolo begann also, benötigte Produkte mit einem Vorlauf von 13 Monaten zu bestellen. Allerdings mit der Annahme, sagt Harbers, dass die Ware auch verkauft wird. Dann kam der Firma aber zusätzlich der Lockdown im Einzelhandel in die Quere.
Vor allem in Deutschland sei Devolo stark vom Verkauf im stationären Handel, etwa bei Media Markt und Saturn, abhängig. So häufte sich die Ware im Lager, denn auch Produzenten in Asien fertigten Geräte schon im Vorhinein und schickten sie ins Lager von Devolo.
Die Probleme mit dem Verkauf hat auch Amanuel Dag bemerkt. Er ist Leiter des deutschsprachigen Raumes des Marktforschungsinstituts Contextworld, die die Branche der Technologieanbieter und Distributoren analysieren. Auch Devolo ist einer der Kunden von Contextworld.
„Anfang 2020 bestellten sehr viele Menschen Hardware, unter anderem Smart-Home-Geräte, also wurde auch sehr viel produziert“, sagt Dag. Für viele Elektronikhersteller sei es dann Anfang 2021 schwer zu koordinieren gewesen, dass viel Ware geliefert, aber wieder weniger Nachfrage da gewesen sei. „Da können dann schnell die finanziellen Mittel ausgeschöpft sein.“
Doch das Geschäft mit Smart-Home-Anwendungen, betont Dag, entwickle sich vielversprechend. „Gerade seit sich das Homeoffice etabliert hat, rüsten viele Menschen mit Equipment auf.“ Trotz der Liquiditätsengpässe bleibt auch Devolo-Chef Harbers optimistisch. „Jetzt haben wir Zeit, die Firma umzustrukturieren, besser aufzustellen und die Liquidität wieder herzustellen.“
Eine Befragung des Branchenverbandes Bitkom zum Thema intelligentes Zuhause und Smart Home 2021 mit mehr als 1200 Menschen deutschlandweit birgt Hoffnung. 40 Prozent gaben an, Smart-Home-Anwendungen zu nutzen. 2018 waren es 26 Prozent. Fast 70 Prozent waren der Meinung, dass Smart Home Geräte in einigen Jahren in jedem Haushalt zu finden sein werden.
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