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06.02.2023

17:07

Vodafone-Tochter

Vantage Towers verliert glücklosen Chef

Von: Philipp Alvares de Souza Soares

Zuletzt häuften sich die Probleme bei einem der größten Funkturmbetreiber des Landes. Nun wurde bekannt, dass CEO Badrinath das Unternehmen bis Ende des Jahres verlässt.

Der Vorstandsvorsitzende von Vodafones Funkturmtochter Vantage Towers, Vivek Badrinath, wird seinen Ende 2023 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Vantage Towers

Vivek Badrinath

Der Vorstandsvorsitzende von Vodafones Funkturmtochter Vantage Towers, Vivek Badrinath, wird seinen Ende 2023 auslaufenden Vertrag nicht verlängern.

Hamburg Vantage Towers, einer der wichtigsten Betreiber von Mobilfunkinfrastruktur in Europa, kommt nicht zur Ruhe. Am Montag gab die Tochter des britischen Telekomkonzerns Vodafone bekannt, dass ihr Vorstandsvorsitzender Vivek Badrinath „aus persönlichen Gründen“ nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stehe.

Badrinath, dessen Vertrag Ende 2023 ausläuft, würde auch eher gehen, hieß es, sofern dies vom Aufsichtsrat für die Nachfolgeregelung als sinnvoll erachtet werde. Offenbar ist der Druck hoch, alsbald einen Nachfolger samt schlüssiger Strategie zu präsentieren. Badrinath war der erste CEO des erst 2020 in Düsseldorf gegründeten Unternehmens.

Vantage betreibt in Europa über 83.000 Funkmasten, die vor allem Vodafone für seine Mobilfunkantennen nutzt. Seit Kurzem gehört auch die deutsche 1&1 zu den Kunden.

Vantages Management ist seit einem Teilbörsengang 2021 formal unabhängig und strebt die Erhöhung der durchschnittlichen Anzahl der Mieter pro Mast auf 1,5 an, um die Infrastruktur besser auszulasten. Seinerzeit flossen rund 2,3 Milliarden Euro für rund 19 Prozent der Anteile an Vodafone. Es blieb die vorerst letzte gute Nachricht in Zusammenhang mit der Ausgliederung.

So häuften sich im vergangenen Jahr die Probleme bei Vantage, das mit der gleichzeitigen Erfüllung der Ausbauwünsche von Vodafone und Drittkunden offenbar überfordert war.

Das galt vor allem für Deutschland, wo man 1&1 nur eine Handvoll Maststandorte zur Verfügung stellen konnte – statt der vereinbarten über 600 Standorte. Auch Vodafone-Führungskräfte kritisierten Insidern zufolge immer wieder Qualitäts- und Performancemängel ihrer ehemaligen Kollegen.

1&1-Gründer und -Boss Ralph Dommermuth hatte bei seinem Plan, erstmals ein eigenes, besonders modernes 5G-Mobilfunknetz zu bauen, vor allem auf die Düsseldorfer gesetzt. Bis 2025 sollen sie ihm dazu mindestens 3800 Standorte liefern.

Damit das Vorhaben endlich Fahrt aufnimmt, wurden die Konditionen der Partnerschaft im Dezember auf Geheiß von 1&1 nachgeschärft. Vantage, das nun offenbar stärker an seine Zusagen gebunden ist, äußert sich nicht dazu.

Vodafone: Schlechte eigene Ergebnisse und unklare Zukunftsaussichten

Für Vodafone kommen die Probleme angesichts schlechter eigener Ergebnisse und unklarer Zukunftsaussichten äußerst ungelegen. Seit dem Abtritt des glücklosen CEO Nick Read Ende 2022 leidet der Konzern ebenfalls an einem Führungsvakuum. Er gilt derzeit als das Sorgenkind unter Europas Telekomimperien – was Tochter Vantage zusätzlich belastet.

Um seinen chronischen Geldmangel zu lindern, hatte Vodafone im Herbst beschlossen, weitere Vantage-Anteile zu verkaufen und den Rest in ein neues Gemeinschaftsunternehmen namens Oak Holdings zu übertragen. Daran hält Vodafone noch 50 Prozent, den Rest teilen sich die Finanzinvestoren KKR, GIP sowie Saudi-Arabiens Staatsfonds PIF. Den übrigen Aktionären wurde ein Pflichtangebot unterbreitet.

Die Nachfrage blieb indes bescheiden: Vom Streubesitz hat das Angebot von 32 Euro kaum jemanden überzeugt – was kaum verwundert, da fast während der gesamten Annahmefrist der Kurs darüber lag.

Unterdessen wurde jüngst bekannt, dass der aktivistische US-Investor Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliott mit einem Anteil von 5,6 Prozent bei Vantage eingestiegen ist. Er dürfte auf eine höhere Offerte an die Minderheitsaktionäre setzen.

Vantage Towers ist in Deutschland der zweitgrößte Betreiber von Mobilfunkmasten. Die Mehrheit des Marktführers Deutsche Funkturm, einst im Besitz der Deutschen Telekom, gehört seit Kurzem den Investoren DigitalBridge und Brookfield.

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