Das Metaversum gewinnt derzeit massiv an wirtschaftlicher Bedeutung. Unternehmen wie der ehemalige Facebook-Konzern Meta investieren Milliarden. Was dahinter steckt.
Kunstwerk zum Thema Metaverse
Im Metaversum kann jeder sein reales Leben mit einem Avatar kombinieren.
Bild: Reuters
Spätestens seit Mark Zuckerberg den ehemaligen Facebook-Konzern vergangenen Herbst in Meta umbenannt hat, ist der Begriff im Mainstream angekommen. 800 Milliarden US-Dollar soll das Geschäft mit dem Metaversum schon im Jahr 2030 umfassen, prognostiziert der Finanzdienst Bloomberg Intelligence.
Und das, obwohl es das Metaverse als ein solches noch gar nicht gibt. Stattdessen wird Metaverse als Sammelbegriff für digitale, dreidimensionale Erlebniswelten verwendet, in der Menschen zusammenkommen, um zu spielen, einzukaufen, sich mit Kollegen zu treffen oder Konzerte zu besuchen. Sie sehen heute noch aus wie Zeichentrickfiguren, später aber sollen die digitalen Avatare optisch echten Menschen gleichen. Zuckerberg spricht von einer „neuen Generation des Internets“, die auch als Web 3.0 bezeichnet wird.
Hochleistungsfähige Rechner sowie Fortschritte in den Bereichen selbstlernender Software (KI) und Internetbandbreite sollen es möglich machen. Erste Metaverse ähnliche Welten gibt es bei Onlinespielen bereits – zum Beispiel bei Fortnite.
Die Anwendungen zeigen: Das Metaversum hat das Potenzial, Handel, Geldanlage, Immobilienmarkt, Arbeitswelt und Freizeit zu verändern.
Doch es gibt auch kritische Stimmen. Darunter prominente Gesichter wie Tesla-Chef Elon Musk. Das Metaversum sei mehr „Marketing als Realität“. Und auch Netflix-CEO Reed Hastings sagte im Interview mit dem Handelsblatt, er konzentriere sich lieber auf diese Welt als auf ein Metaversum. Wegen der immensen Rechenleistung rechnen auch Experten mit einem vollständig entwickelten Metaverse erst in zehn bis 20 Jahren.
Erstmals erwähnt wurde das Metaverse 1992. Der Schriftsteller Neal Stephenson erfand es für seinen Science-Fiction-Roman „Snow Crash“. Der Roman beschreibt im Wechsel das „echte“ Leben der Protagonisten in Los Angeles und im Metaverse, einer einhundert Meter breiten Straße, die um einen schwarzen, kugelförmigen Planeten führt. Die Protagonisten versuchen als Avatare, ihren Status im Metaverse durch technisches Wissen oder Mitgliedschaften in bestimmten Clubs zu heben, und begegnen dabei einer Droge, die ihr Gedächtnis und den Computerspeicher der Spieler löscht.
Das Metaversum (englisch Metaverse) ist ein zusammengesetzter Begriff aus der Vorsilbe meta‑ (also „jenseits“) und Universum.
Web 3.0 fasst die Vision eines dezentralen, durch die Nutzer kontrollierten Online-Ökosystem zusammen. Während Web 3.0 auf die Frage abzielt, wer das Internet von morgen besitzt und kontrolliert, liegt der Fokus beim Metaversum auf der Frage, wie Nutzer das Internet der Zukunft erleben.
Das Web 3.0 basiert auf der Blockchain, also einer kontinuierlich erweiterbaren Liste von Datensätzen, unterteilt in einzelnen Blöcken. Informationen werden statt zentral auf einem Server an vielen verschiedenen Stellen gespeichert und können nicht geändert werden, ohne dass andere es mitbekommen.
Seit den Neunzigern versuchen Tüftler und Unternehmen eine digitale Welt zu entwickeln, wie sie Neal Stephenson in seinem Buch beschrieben hat.
Gestalt angenommen hat die Veränderung vor allem bei Computerspielen, dort existieren schon seit Jahren Metaverse ähnliche Umgebungen: Neben den Spieleentwicklern Roblox oder Second Life arbeitet Fortnite am Metaverse. Dort finden auch Konzerte und Filmpremieren statt. Sie erreichten bereits Zuschauerzahlen in Millionenhöhe.
Doch auch die Tech-Giganten investieren riesige Summen, um auf den Hype aufzuspringen und am Metaverse mitverdienen zu können. Microsoft will eine virtuelle Welt für das Arbeitsleben erschaffen und Meetings in den virtuellen Raum verlagern, indem Teilnehmer ihre Kollegen in digitalen Konferenzräumen als Avatar begegnen. Bis Ende des Jahres will das Unternehmen eine Integration von Virtual Reality- und Augmented-Reality-Brillen in Microsoft Teams anbieten. Diese Spezialbrillen ermöglichen den Trägern, eine computergenerierte Welt in Echtzeit wahrzunehmen (virtual reality, VR) oder digitale Inhalte in die reale Umgebung des Betrachters einzublenden (Augmented Reality (AR)).
Meta, ehemals Facebook, möchte ein allumfassendes Metaverse schaffen, das sämtliche Bereiche des Lebens integriert. Aktuell liegt der Fokus dafür zunächst auf Chat-Rooms für Freunde und Kollegen.
Nvidia entwickelt das Omniverse, eine Hard- und Software-Plattform, mit der komplexe reale Objekte virtualisiert werden können. BMW simulierte als einer der ersten Nutzer die Produktion in der realen Fabrik, um vor Baubeginn Fehler vorherzusagen und zu beseitigen.
Auch Tencent und Epic Games, die Unternehmen hinter Fornite, möchten ihre Computerspiele zu einem großen Metaversum umbauen. Neben den eigentlichen Spielen sollen Events wie Konzerte stattfinden.
Wer vom Hype rund um das Metaverse profitieren will, sollte sich Aktien genannter Unternehmen suchen. Es gibt auch ETFs, die Aktien von Unternehmen bündeln, die im Umfeld Metaverse oder Web 3.0 tätig sind. Investoren sollten beachten, dass der Tech-Sektor insgesamt sehr hoch bewertet ist. Darin kommt die Hoffnung auf starkes Wachstum zum Ausdruck – aber es birgt auch Risiken.
Die Versionen der Konzerne unterscheiden sich in den konkreten Ausgestaltungen. Im Kern wollen sie aber alle eine begehbare Version des Internets erschaffen.
Im Idealfall läuft das Metaverse jedoch dezentral – wird also von niemandem kontrolliert. Das soll ermöglichen, die verschiedenen Systeme möglichst nahtlos miteinander zu verbinden. So sollen Gegenstände und Währungen von einem Element des Metaverse ins Nächste mitgenommen werden können.
Dazu müssten sich die Unternehmen aber auf einheitliche Strukturen und Schnittstellen einigen oder sich sogar ganz zusammenschließen. Geschieht das nicht, ist ein nahtloser Übergang zwischen den einzelnen Welten nicht möglich. Es können also auch verschiedene Metaverse nebeneinander entstehen.
Wann diese Vision in welcher Form zur Realität wird, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Der Übergang könnte in den nächsten Jahren fließend sein. Ein Feature wird wohl nach dem anderen ergänzt. So ist es etwa schon jetzt möglich, mit Facebooks eigener Virtual-Reality-Brille (VR-Brille) in die virtuelle Welt einzutreten und seine Kolleginnen und Kollegen am virtuellen Konferenztisch zu treffen.
Mit Hilfe von Kryptowährungen könnte im Metaversum eine eigene Wirtschaft entstehen. Coins wie Ether, Bitcoin & Co dienen dazu, digitale Güter zu kaufen und zu verkaufen, könnten aber auch als Bezahlung für diejenigen verwendet werden, die im Metaverse arbeiten.
Dank NFT-Technologie können digitale Objekte inzwischen eindeutig einem Eigentümer zugeordnet werden.
So würden sich im Metaverse etwa Lebensmittel, Kleidung, Kunst oder sogar Grundstücke kaufen lassen. In einigen virtuellen Welten findet das schon heute statt. 2021 wurden in beliebten Welten wie Decentraland, Axie Infinity und The Sandbox Grundstücke im Wert von mehr als 501 Millionen Dollar verkauft. Laut Marktforscher Metametric Solutions steigt der Wert in diesem Jahr auf eine Milliarde Dollar.
Das Metaverse dürfte neue Formen des E-Commerce mit sich bringen. Immer mehr Unternehmen stellen Pläne zum Metaverse vor. Einige Beispiele:
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