PremiumNach 14 Jahren bei Facebook kündigt Sheryl Sandberg ihren Rücktritt an. Damit wird es einsam für Gründer Mark Zuckerberg an der Spitze des angeschlagenen Konzerns.
Sheryl Sandberg
Die Managerin ist neben Firmengründer Mark Zuckerberg die wichtigste Führungskraft beim Facebook-Konzern Meta.
Bild: AP
San Francisco. Erstpublikation: 01.06.22, 21:51 Uhr (zuletzt aktualisiert: 02.06.22, 00:07 Uhr) Sheryl Sandberg zieht sich aus der Firmenleitung des Facebook-Konzern Meta zurück. Das kündigte sie am Mittwoch an. Sandberg hatte das Unternehmen als operative Chefin (COO) neben Firmengründer Mark Zuckerberg geführt. Sie gilt als eine der einflussreichsten Frauen der globalen Geschäftswelt.
Die 52-Jährige will im Verwaltungsrat des Unternehmens bleiben. Der langjährige Meta-Manager Javier Olivan soll den COO-Posten von Sandberg übernehmen. Die Übergabe des Postens soll formell im Herbst erfolgen. Ein genaues Datum teilte Sandberg nicht mit. Nach der Ankündigung fiel der Kurs der Meta-Aktie zunächst um fast vier Prozent, erholte sich jedoch wieder etwas.
Die Managerin stieg im Jahr 2008 in das Unternehmen von Mark Zuckerberg ein. Unter ihrer Führung stieg das einstige Start-up zum mächtigsten sozialen Netzwerk der Erde mit rund drei Milliarden monatlich aktiven Nutzern in der Welt auf. Rund 80 Prozent der globalen Internetnutzer außerhalb Chinas verwenden mindestens eines der Produkte aus dem Unternehmen – wie Facebook, WhatsApp oder Instagram. In der Volksrepublik China sind die Anwendungen von Facebook gesperrt.
Als sie den Job bei Facebook übernommen habe, sei sie davon ausgegangen, vielleicht fünf Jahre bei dem Unternehmen zu bleiben. „Heute - 14 Jahre später - ist es für mich an der Zeit, ein neues Kapitel in meinem Leben zu beginnen“, schrieb Sandberg. Während der nächsten Monate werde sie ihre Übergabe mit Zuckerberg organisieren und das Unternehmen im Herbst verlassen. „Ich fühle mich geehrt, dass ich auch weiter Mitglied des Verwaltungsrats von Meta bleiben werde“, schrieb Sandberg.
Mark Zuckerberg teilte mit: „Mit Blick auf die Zukunft habe ich nicht vor, Sheryls Rolle in unserer bestehenden Struktur zu ersetzen. Ich bin mir nicht sicher, ob das möglich wäre, denn sie ist ein Superstar, der die Rolle des COO auf seine ganz eigene Art und Weise definiert hat.“
Zuckerberg kündigte an, mit dem Übergang von Sandberg zu Olivan konnte die Position des COO beim Unternehmen eingeschränkt werden. Zuckerberg sagte: „Ich denke, Meta ist an einem Punkt angelangt, an dem es sinnvoll ist, dass unsere Produkt- und Geschäftsgruppen enger miteinander verbunden sind, anstatt alle Geschäfts- und Betriebsfunktionen getrennt von unseren Produkten zu organisieren.“ Zuckerberg hatte sich bei Meta bislang stärker um die Produkte gekümmert, während Sandberg sich auf das Geschäft konzentrierte hatte.
Olivian kündigte an, sich im Gegensatz zu Sandberg eher aus der Öffentlichkeit zurückhalten zu wollen. „Ich gehe nicht davon aus, dass meine Rolle denselben öffentlichkeitswirksamen Aspekt haben wird, da wir bei Meta bereits andere Führungskräfte haben, die für diese Arbeit verantwortlich sind“, schrieb Olivian.
Analyst Mark Shmulik von der Investmentbank Bernstein schrieb: „Die Führungsstruktur wird sich durch das Ausscheiden von Sandberg leicht verändern, da die Position des COO „traditioneller“ und weniger weitreichend werden wird.“
Mit dem angekündigten Abgang von Sandberg wurden eine Reihe von Posten im Meta-Konzern neu besetzt. Personalchefin Lori Goler wird direkt Zuckerberg unterstellt. Und der Chef des operativen Geschäfts von Instagram, Justin Osofsky, berichtet künftig an den engen Zuckerberg-Vertrauten Chris Cox.
Die an der Elite-Universität Harvard ausgebildete Ökonomin Sandberg arbeitete zunächst für die Unternehmensberatung McKinsey. Dann wechselte sie in das Finanzministerium während der Präsidentschaft von Bill Clinton und 2001 schließlich zum Suchmaschinenbetreiber Google. Bei Google führte sich das hochprofitable Werbegeschäft an, bevor sie schließlich zu Facebook wechselte.
Sandberg hatte in ihrer Zeit bei Facebook die Förderung von Frauen zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit gemacht. In der Ankündigung ihres Rücktritts schrieb sie: „Als ich bei Facebook anfing, hatte ich einen zweijährigen Sohn und eine sechs Monate alte Tochter.“ Die Botschaft an sie sei damals gewesen, sie könne nicht gleichzeitig eine gute Mutter und eine gute Managerin sein.
Sie sei eingetreten, um das Gegenteil zu beweisen. Sie schrieb das Buch „Lean In“, in dem sie Frauen aufrief, Führungsjobs zu übernehmen und baute ein gleichnamiges Karriere-Netzwerk für Frauen auf.
Gleichzeitig ließ sie die Öffentlichkeit weit an ihrem Privatleben teilhaben. Dazu zählt auch, dass sie 2015 umfassend über den Tod ihres Mannes Dave Goldberg berichtete, der an Herzrhythmusstörungen litt und auf einem Laufband zusammenbrach. Sandberg sprach ausführlich darüber, wie sie mit der Trauer über Goldbergs Tod umging. Im Jahr 2017 veröffentlichte sie ein Buch mit dem Titel „Option B“, das sich mit diesem Thema befasst.
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Sandberg verlässt den Facebook-Konzern Meta in einer Krisenphase. An der Börse hat das Unternehmen seit September 2021 rund die Hälfte an Wert verloren. In den USA und in Europa laufen Verfahren von Wettbewerbsbehörden gegen die Firma. Zuckerberg hat intern einen Sparkurs ausgerufen und Neueinstellungen gestoppt, wie das Handelsblatt erfuhr.
Vergangenes Jahr war die Nutzerzahl des Facebook-Konzerns erstmals gefallen. Zuckerberg betonte, das Unternehmen werde neue Wachstumschancen forcieren. Dazu zählt er vor allem den Aufbau digitaler Welten im Metaversum. Vergangenes Jahr schrieb das Unternehmen in diesem Bereich jedoch einen Verlust von mehr als zehn Milliarden Dollar.
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