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14.11.2021

13:46

Digitalpreis The Spark

Mobilität, Bau, Energie: Wie Technologie im Kampf gegen den Klimawandel helfen kann

Von: Christoph Kapalschinski, Christof Kerkmann

Ob ein Marktplatz, der alten Autoakkus ein zweites Leben verschafft, oder Beton, der CO2 bindet: Die Spark-Finalisten zeigen, wie Technologie zum Klimaschutz beitragen kann.

Die Sieger und Moderatoren des Deutschen Digitalpreises, den Handelsblatt und McKinsey verleihen. Marc-Steffen Unger für Handelsblatt

Preisverleihung The Spark 2021

Die Sieger und Moderatoren des Deutschen Digitalpreises, den Handelsblatt und McKinsey verleihen.

Berlin Die Politik tut sich im Kampf gegen den Klimawandel schwer. Zu unterschiedlich sind die Interessen, zu groß die Unterschiede, wie die Konferenz in Glasgow gerade wieder zeigt. In der Wirtschaft gibt es dagegen mittlerweile viele Bemühungen, das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen – unlängst haben zum Beispiel mehrere deutsche Konzerne von der Bundesregierung mehr Tempo beim Klimaschutz gefordert.

Gerade Start-ups können bei der Suche nach Lösungen für die Klimawende eine wichtige Rolle spielen. Als Labore für neue Ideen, als Transmissionsriemen für neue Technologien, als Impulsgeber für Konzerne. Und auch als Anlagemöglichkeit für die Finanzbranche, die längst das ökonomische Potenzial erkannt hat.

Wie vielfältig die Möglichkeiten sind, zeigte der Deutsche Digitalpreis The Spark, den das Handelsblatt und McKinsey am Donnerstag in Berlin zum sechsten Mal an Gründer aus dem deutschsprachigen Raum verliehen haben, unter Schirmherrschaft des Bundeswirtschaftsministeriums. Im Mittelpunkt des Wettbewerbs stand diesmal Technologie, die dabei hilft, die Klimaneutralität zu erreichen – das Motto: „Net Zero Tech“.

Alle Artikel zur diesjährigen Spark-Verleihung:

Die Veranstaltung zeigte die Breite der Geschäftsmodelle. Da ist etwa das Start-up Concular, dessen Software erfasst, welche Materialien in Gebäuden verbaut sind und so das Recycling erheblich erleichtert. Oder Envelio, das einen digitalen Zwilling des Stromnetzes entwickelt, damit die Betreiber leichter erneuerbare Energien einbeziehen können. Oder Planetly, dessen Plattform es Organisationen ermöglicht, CO2-Emissionen systematisch und automatisiert zu erfassen. Zehn Finalisten stellten ihre Geschäftsmodelle in kurzen Pitches vor.

Für Amy Webb dürfte das äußerst interessant gewesen sein. Die Professorin für Strategische Zukunftsplanung an der New York University identifiziert Trends, die in den nächsten Monaten und Jahren eine wichtige Rolle spielen werden. Technologie werde im Kampf gegen den Klimawandel zentral sein, so Webb. „Es gibt so viele Chancen am Horizont“, sagte sie mit amerikanischer Begeisterung.

Drei Felder interessieren die Futurologin derzeit besonders. Erstens: das Metaverse, also eine virtuelle Welt, der sich unter anderem Facebook und Microsoft verschrieben haben – das, so die Forscherin, gehe in die Breite.

Zweitens: Für Künstliche Intelligenz gebe es zahlreiche neue Anwendungen, etwa bei der Suche nach neuen Molekülen für die Medikamentenentwicklung. Und drittens hofft Webb auf synthetische Biologie, wie sie beispielsweise bei mRNA-Impfstoffen zum Einsatz kommt. „Das ist die wichtigste Technologieplattform unserer Zeit.“

Hühnerfleisch aus der Petrischale

Auch im Kampf gegen den Klimawandel haben diese Technologien großes Potenzial. „Es gibt bereits Fleisch, das aus molekularer Sicht Hühnchen ist, aber nicht von einem lebenden Tier stammt“, nannte Webb ein Beispiel. Es könnte eine Alternative oder zumindest Ergänzung zur Massentierhaltung werden, die nach Einschätzung der Vereinten Nationen fast 15 Prozent zu den weltweiten Treibhausgasemissionen beiträgt.

„Nicht Technologie löst Probleme, sondern Menschen“, sagte Webb allerdings auch – es komme auf das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Akteuren an. Dass die Videotechnik so akzeptiert sei, liege auch an der unerwarteten Pandemie, erklärte die Forscherin, die sich aus Dubai zuschalten ließ.

Die Komplexität von Veränderungen zeigt sich derzeit auf dem Klimagipfel. Der bestehe eigentlich aus drei Konferenzen zugleich, sagte der Abenteurer Bertram Piccard, der aus Glasgow zugschaltet war. Offiziell suche die Konferenz nach dem Minimalkonsens aller Staaten, zugleich drängten Nichtregierungsorganisationen auf Maximallösungen.

Zielführender sei ein dritter Weg: Koalitionen der Willigen, die sich auf verschiedenen Feldern des Klimaschutzes finden – etwa die Gruppe aus Staaten und Unternehmen, die sich zum Ende des Verbrennungsmotors bekannt haben. Eine andere Gruppe verpflichtet sich, mehr gegen Abholzung zu tun.

„Die finale Presseerklärung des Gipfels wird eine Enttäuschung sein. Aber diese Enttäuschung wird einzelne Staaten, Städte und Unternehmen anspornen, mehr zu tun“, sagte Piccard voraus, der einst mit dem Solarflugzeug die Welt umrundete und heute mit der Solar Impulse Foundation Organisationen fördert, die sich für Umweltschutz einsetzen.

Dabei komme der Wirtschaft eine neue Rolle zu. Sie habe erkannt, dass Umweltschutz zu einem echten Faktor für Geschäftserfolg wird. „Die Industrie bewegt sich viel schneller als die Staaten. Die Industrie bringt die Hoffnung“, sagte er. Schließlich hätten die meisten Manager erkannt, welche Geschäftschancen im Klimaschutz liegen.

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