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29.09.2022

22:56

Digitalpreis von Handelsblatt und McKinsey

Organe aus dem 3D-Drucker und ein Navi für Chirurgen: Das sind die Sieger von „The Spark“

Von: Christof Kerkmann, Hannah Krolle

Cellbricks hat ein 3D-Druckverfahren für Gewebe und Organe entwickelt. Damit gewinnt das Start-up den Digitalpreis von Handelsblatt und McKinsey.

Handelsblatt und McKinsey verleihen gemeinsam den Deutschen Digitalpreis „The Spark“ - hier die Sieger des Jahres 2022.

Sieger von The Spark

Handelsblatt und McKinsey verleihen gemeinsam den Deutschen Digitalpreis „The Spark“ - hier die Sieger des Jahres 2022.

Berlin Spenderorgane sind Mangelware, viele Patienten warten Jahre darauf – oder sterben, während sie auf der Warteliste stehen. Geht es nach dem Start-up Cellbricks, könnte dieser Zustand in einigen Jahren der Vergangenheit angehören: Das Team entwickelt einen 3D-Drucker für menschliches Gewebe.

Aktuell arbeitet das Team um Gründer Lutz Kloke daran, Brustimplantate aus den Zellen der Patientinnen zu produzieren. Künftig sollen verschiedenste Arten menschlichen Gewebes entstehen, sogar ganze Organe, etwa Leber, Niere oder Bauchspeicheldrüse.

Mit dieser Vision hat Cellbricks den Deutschen Digitalpreis „The Spark“ von Handelsblatt und McKinsey gewonnen, der am Donnerstagabend in Berlin verliehen wurde. Die Jury lobte das wirtschaftliche Skalierungspotenzial und nannte das Verfahren einen „Quantensprung in der Medizin“.

Auf Platz zwei landete Lindera mit einer App für die Mobilitätsanalyse, die etwa bei der Sturzprävention von Senioren zum Einsatz kommt. Dritter wurde Care Syntax mit einer Plattform, die die Ärzte bei Operationen algorithmengestützt auf Risiken hinweist und bei Entscheidungen hilft. Den „Female Founder Award“ erhielt Hanna Asmussen, Chefin des Personalsoftwareanbieters Localyze.

Mit The Spark zeichnen Handelsblatt und McKinsey Start-ups aus dem deutschsprachigen Raum aus, deren Geschäftsmodelle das Potenzial haben, Branchen grundlegend zu verändern. In diesem Jahr ging es unter dem Motto „Medical Life Tech“ um die Transformation der Gesundheits- und Medizinbranche.

Cellbricks stellt Implantate aus echtem Gewebe her

Die Möglichkeiten sind vielfältig, wie sich an den zehn Finalisten zeigt, die bei der Preisverleihung im Tipi am Kanzleramt in Berlin dabei waren. Dazu zählen das E-Learning-Portal für Hebammen von Keleya, Software zur automatischen Analyse von Krankheitssymptomen von Ada Health oder eine Plattform für das digitale Entlassmanagement in Krankenhäusern von Recare.

Das Sieger-Start-up Cellbricks hat sich auf die Herstellung von Implantaten aus echtem Gewebe spezialisiert. Das Unternehmen verwendet patientenindividuelle Zellen und reproduziert diese im 3D-Druckverfahren. So entstehen biologisches Gewebe und Organe wie Leber, Niere und Bauchspeicheldrüse.

The-Spark-Finalist 2022

Kurz vorgestellt: Cellbricks

The-Spark-Finalist 2022: Kurz vorgestellt: Cellbricks

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Die Relevanz des Verfahrens erklärt der Biologe und Gründer Kloke am Beispiel Brustkrebs. Jede achte Frau in Deutschland erkrankt daran im Laufe ihres Lebens, das sind 2,3 Millionen im Jahr. Neben Chemo- und Strahlentherapie wird in vielen Fällen der Tumor per Operation entfernt. In einigen Fällen entnehmen die Ärzte die gesamte Brust (Mastektomie).

Um sie zu rekonstruieren, werden vielfach Implantate aus Silikon eingesetzt. Das ist riskant, denn die Fremdkörper werden mitunter vom Körper eingekapselt und müssen außerdem im Laufe des Lebens ausgetauscht werden. Cellbricks will das Verfahren in vier Jahren so weit haben, dass biologische Brustimplanante in den menschlichen Körper implantiert werden können.

Hören Sie hier unseren Podcast mit Gehirnchirurg Peter Vajkoczy

Cellbricks sei das erste Unternehmen, das 3D-Drucktechnologie im großen Stil zur Herstellung von Implantaten nutzt, lobte die Jury. Das Verfahren lasse sich leicht skalieren, sodass künftig auch weitere Organe rekonstruiert werden könnten. Das biologische Brustimplantat ist noch in der Entwicklungsphase. 2024 wollen die Gründer das Verfahren zertifizieren lassen und es spätestens 2027 in den USA auf den Markt bringen.

Lindera erleichtert Sturzprävention in der Altenpflege

Das zweitplatzierte Unternehmen Lindera will ein großes Problem in der Altenpflege lösen: Wenn sich Senioren bei Stürzen schwer verletzen, ist das oft der Beginn einer Abwärtsspirale. Gründerin und Chefin Diana Heinrichs hat sich vorgenommen, die Prävention mit digitaler Technologie zu erleichtern.

Über die App des Start-ups können Pflegekräfte das Gangbild der Senioren mit der Smartphone-Kamera aufnehmen. Hinzu kommt ein Fragebogen, der Einschränkungen beispielsweise des Seh- und Hörvermögens klären soll. Ein Algorithmus ermittelt anschließend das individuelle Risiko für Stürze.

Diese Bewertung dient als Grundlage für personalisierte Empfehlungen, die Unfälle verhindern und die Mobilität erhalten sollen. Die Nutzung der Technologie in Feldern wie der Physiotherapie ist bereits angedacht.

Care Syntax entwickelt „Abbiegeassistenten“ für Chirurgen

Das drittplatzierte Start-up Care Syntax will Chirurgen die Arbeit im Operationssaal erleichtern – mit einer Softwareplattform, auf der alle Daten über den Patienten zusammenfließen. Die Gründer nennen das „Abbiegeassistent für Chirurgen“, mit der Aussicht auf einen „Autopiloten“.

Bisher hilft die Software vor allem, Checklisten durchzugehen und beispielsweise sicherzustellen, dass alle Instrumente wieder aus der Wunde entfernt wurden. Zudem verbessert sie die Ausbildung, weil Mediziner die Arbeit anhand der Videoaufzeichnungen rekapitulieren können. Mit wachsendem Datenbestand soll das System auch vor kritischen Situationen warnen können.

Dass es dafür einen Markt gibt, hat Care Syntax bereits bewiesen: Namhafte Kliniken nutzen die Software bereits kommerziell. Eine Finanzierungsrunde in Höhe von rund 130 Millionen Dollar im vergangenen Jahr, an der unter anderem Blackrock beteiligt war, gewährleistet die Mittel für die Weiterentwicklung der Plattform.

Localyze-Chefin Asmussen coacht Gründer

Der Female Founder Award ging an Hanna Asmussen, Mitgründerin und Chefin von Localyze. Die Plattform soll internationalen Organisationen helfen, Verwaltungsaufgaben zu automatisieren: von der Beantragung von Visa und Aufenthaltsgenehmigungen bis zur Bereitstellung wichtiger Informationen für einen Auslandseinsatz.

Die Idee kommt an: Die Unternehmerin konnte mehr als 50 Millionen Euro Risikokapital einsammeln und schaffte die Aufnahme in den renommierten Inkubator Y Combinator im Silicon Valley. Ihre Erfahrungen gibt sie als Mentorin weiter. Übrigens auch an männliche Gründer, die wissen wollen, wie man diverse Organisationen aufbaut.

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