Der Gesundheitskonzern will mit dem Kostensenkungsprogramm profitabler wachsen. Auch in Deutschland sollen zahlreiche Arbeitsplätze in der Sparte wegfallen.
Abfüllung von Arzneimitteln im Werk von Fresenius Kabi in Melrose Park (USA)
Der Preisdruck im Markt steigt.
Bild: Fresenius
Frankfurt Der Fresenius-Konzern will im Rahmen seines Effizienzprogramms weltweit insgesamt rund 2000 Stellen in der Medikamenten- und Ernährungssparte Kabi streichen. Das erfuhr das Handelsblatt aus Unternehmenskreisen. Die Zahl entspricht knapp fünf Prozent der Arbeitsplätze in dieser Sparte. Fresenius Kabi beschäftigt weltweit rund 42.000 Beschäftigte. In Deutschland sollen den Plänen zufolge rund 250 Jobs wegfallen.
Die genannten Zahlen des Stellenabbaus kommentierte Fresenius auf Anfrage des Handelsblatts nicht. „Die konkreten Maßnahmen zur Umsetzung des von Fresenius bereits vor längerer Zeit bekannt gegebenen Kosten- und Effizienzprogramms bei Fresenius Kabi werden aktuell erarbeitet. Klares Ziel ist eine weitere Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens“, heißt es vom Dax-Konzern aus Bad Homburg. Zu möglichen Auswirkungen auf die Belegschaft von Fresenius Kabi stehe man kontinuierlich im Austausch mit den Belegschaftsvertretungen, so die Antwort.
Die Ernährungssparte Fresenius Kabi ist die Keimzelle des vor 110 Jahren gegründeten Unternehmens. Der Unternehmensbereich bietet unter anderem intravenös zu verabreichende Medikamente, Infusionen und Ernährungslösungen für schwer und chronisch kranke Patienten an sowie die zur Verabreichung notwendigen Medizinprodukte.
Bereits vergangenen November hatte die Dialysetochter Fresenius Medical Care den Abbau von weltweit 5000 Stellen bekannt gegeben, davon etwa 500 bis 750 Jobs in Deutschland. Der Dax-Konzern Fresenius mit zuletzt 37,5 Milliarden Euro Jahresumsatz und knapp 1,9 Milliarden Euro Gewinn hat in den vergangenen Jahren an Dynamik verloren und seine Gewinnziele teilweise zurücknehmen müssen.
Hinzu kam dann die Coronapandemie, die insbesondere die Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) belastete. Insgesamt beschäftigt Fresenius, zu dem auch der Klinikkonzern Helios gehört, mehr als 300.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
>> Lesen Sie hier unseren Bilanzcheck: Schwache Gewinne, belastende Dialysesparte – Warum die Aktionäre von Fresenius viel Geduld brauchen
Fresenius und die ebenfalls im Dax notierte Dialysetochter FMC haben sich vergangenes Jahr ein Effizienzprogramm verordnet, um profitabler zu wachsen. Damit komme das Unternehmen bisher schneller voran als gedacht, berichtete Fresenius-CEO Stephan Sturm zuletzt Anfang Mai den Aktionären auf der Hauptversammlung. Deswegen hat Fresenius das Einsparungsziel für die Unternehmenstöchter jenseits von FMC erhöht: Ab 2023 sollen die Bereiche durch die Maßnahmen jährlich mehr als 150 Millionen Euro einsparen.
Wo die Stellen konkret bei Kabi abgebaut werden sollen, ist noch nicht bekannt. Zu den Effizienzmaßnahmen gehören unter anderem auch die Optimierung und Konzentration von Produktionslinien.
Kabi ist mit zuletzt rund 7,2 Milliarden Euro Umsatz die drittgrößte Sparte von Fresenius nach der Dialysetochter Fresenius Medical Care und dem Krankenhauskonzern Helios und liefert im Vergleich mit 16 Prozent immer noch die höchste Ebit-Marge. Die Profitabilität ist allerdings in den vergangenen Jahren geschrumpft.
Auf der anderen Seite gilt Kabi als die Fresenius-Sparte mit den besten Wachstums- und Renditeaussichten, die eine Schlüsselrolle bei den Wachstumsplänen von Fresenius einnimmt und in die mit Priorität investiert werden soll, wie Sturm bei der Vorlage der Jahreszahlen im Februar ankündigte.
Fresenius Kabi wird seit April 2021 von Michael Sen geführt. Der ehemalige Siemens- und Eon-Manager war geholt worden, um die Sparte wieder voranzubringen. Vergangenen Herbst dann wurde die neue Strategie für den Unternehmensbereich, die Vision 2026, definiert. Kabi will sich auf drei Wachstumspfade konzentrieren:
Gerade hier sieht das Unternehmen große Entwicklungsmöglichkeiten. Seit 2017 ist Fresenius Kabi auch im Bereich biopharmazeutische Nachahmermedikamente (so genannte Biosimilars) aktiv. Damals kauften die Bad Homburger für rund 650 Millionen Euro die Biosimilarsparte vom Merck-Konzern aus Darmstadt.
Das Basisgeschäft mit Infusionen und Flüssigmedikamenten hingegen, das für rund 50 Prozent des Umsatzes von Kabi steht, soll insgesamt wettbewerbsfähiger gemacht werden – auch durch Effizienzmaßnahmen. Lange Jahre hatte dieser Bereich von Lieferengpässen der Konkurrenz profitiert, die mittlerweile aber behoben sind. Das drückt auf die Marge, ebenso wie Rabattverträge in China und Preisdruck in den USA.
Die Weiterentwicklung des Unternehmensbereichs Kabi stärkt Fresenius auch mit Zukäufen. Ende März verkündete das Unternehmen gleich zwei Deals:
Insgesamt gibt Fresenius rund 710 Millionen Euro für die beiden Zukäufe aus. Hinzu kommen Meilensteinzahlungen. Die Transaktionen sollen ab kommendem Jahr einen positiven Beitrag zum Gewinn des Unternehmens leisten.
An der Börse steht Fresenius seit Längerem unter Druck: In den vergangenen fünf Jahren hat die Aktie mehr als 50 Prozent ihres Werts verloren. In den vergangenen drei Monaten konnten die Titel aber wieder leicht zulegen.
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