Der Tesla-Chef will den Nachrichtendienst kaufen und neu ausrichten. Dieser wehrte sich erst, nun verhandelt Twitter mit Musk. Ist die Übernahme überhaupt möglich? Ein Überblick.
Elon Musk will Twitter übernehmen
Der Tesla-Chef bietet 43 Milliarden für den Dienst. Doch eine Übernahme ist nicht ohne Weiteres möglich.
Bild: Reuters
Dass Elon Musk bekennender Fan der Social-Media-Plattform Twitter ist, ist kein Geheimnis. Der 50-jährige Unternehmer hat mit seinen Tweets bereits Aktienkurse diverser Kryptowährungen steigen oder fallen lassen. Nun geht der Unternehmer einen Schritt weiter – und will Twitter kaufen.
Eine Übernahmeattacke hatte man bereits vermutet, nachdem er einen Sitz im Verwaltungsrat des Unternehmens ausgeschlagen hatte. Damit hätte er sich verpflichtet, seinen Anteil nicht über 14,9 Prozent zu erhöhen.
Doch Twitter gab kur nach Bekanntwerden des Vorhabens die erste Maßnahme bekannt, um die Übernahme zu erschweren. Mit einer sogenannten „Giftpille“ will der Dienst sich zur Wehr setzen. Der Schritt soll es anderen Anteileignern erleichtern, zusätzliche Twitter-Aktien zu kaufen und eine Übernahme zu erschweren.
Musk reagierte prompt mit einer Breitseite. „Das Gehalt des (Twitter-)Vorstands wird Null Dollar betragen, wenn mein Angebot erfolgreich ist“, twitterte er daraufhin.
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Inzwischen ist allerdings bekannt geworden, dass Musk und Twitter ernsthaft über einen Deal verhandeln.
Kann der Kauf gelingen? Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten.
Musk hält bereits rund neun Prozent an Twitter – und hat große Pläne. Die Plattform soll unter seiner Leitung von der Börse genommen und komplett überarbeitet werden. Das Motiv sei laut Musk nicht „Geld zu verdienen“, sondern die Redefreiheit auf der Plattform zu stärken.
„Ich habe in Twitter investiert, weil ich an sein Potenzial glaube, eine Plattform für freie Meinungsäußerung auf der ganzen Welt zu sein, und weil ich glaube, dass freie Meinungsäußerung ein gesellschaftliches Gebot für eine funktionierende Demokratie ist“, hatte der Tesla-CEO in seinem Übernahme-Schreiben mitgeteilt. „Twitter hat ein außergewöhnliches Potenzial. Ich werde es freisetzen.“ Wenn Twitter das Angebot ablehne, dann „müsste ich meine Position als Aktionär überdenken“, schrieb Musk.
Musk bietet den Twitter-Aktionären 54,20 Dollar je Aktie – was auf eine Gesamtbewertung von 43 Milliarden Dollar hinausläuft. Eine stattliche Summe, selbst für den reichsten Mann der Welt. Wenn Musk einen Kredit aufnimmt oder Tesla-Aktien verkauft, wäre der Kauf dennoch möglich.
Der Verwaltungsrat von Twitter hat eine sogenannte „Poison Pill“ (zu Deutsch: Giftpille) auf den Weg gebracht, eine Maßnahme, die Firmen ergreifen können, um eine feindliche Übernahme abzuwehren. Sie soll das Unternehmen davor schützen, dass Musk mehr Anteile am Konzern erwirbt. Außerdem ermöglicht die Regelung die Ausgabe neuer, günstigerer Aktien an andere Aktionäre. Dadurch wird Elon Musks Übernahme erschwert.
Inzwischen steht Twitter der Offerte offenbar wohlwollender gegenüber. Wie das „Wall Street Journal“ berichtete, verhandelten Musk und der Verwaltungsrat über einen Deal, der innerhalb kurzer Zeit abgeschlossen werden könne. Demnach habe Musk Finanzierungszusagen in Höhe von 46,5 Milliarden Dollar (rund 43 Milliarden Euro) vorgelegt – genug, um sein Übernahmeangebot zu bezahlen.
Ob die Übernahme aber tatsächlich zustande kommt, ist aber weiterhin unklar.
Zum einen hat sich das Börsenumfeld in den USA deutlich verschlechtert. Während die Twitter-Aktie nach Musks Angebot zulegte, liegt der Technologieindex Nasdaq derzeit niedriger als am Tag von Musks Ankündigung. Damit steigt der Druck auf den Twitter-Verwaltungsrat: Platzt der Deal, würde der Twitter-Kurs möglicherweise stark nachgeben und die Abwärtsbewegung des Börse zum Nachteil der Anleger „nachholen“.
Außerdem halten sich anderen Twitter-Interessenten mit Angeboten derzeit zurück, eine offizielle Offerte gibt es bislang nicht. Da aus Musks Finanzierungsplänen hervorgeht, dass er die Unterstützung namhafter Großbanken hat, ist ein Alternativangebot unwahrscheinlich. Der Grund: Wäre im Hintergrund an einem anderen Übernahmegebot gearbeitet worden, hätten sich einige der Banken nicht beteiligt. Musks Angebot dürfte also konkurrenzlos bleiben.
Für Tesla war Musks Übernahmeoffensive offenbar keine gute Nachricht: Nach Bekanntmachung seines Angebots vergangenen Donnerstag fiel die Aktie um zwei Prozent. Es bestehen so gut wie keine Synergien zwischen Twitter und dem Elektroautohersteller.
Die Twitter-Aktien legten am Montag von 3,5 Prozent auf 46,68 Dollar zu. Das liegt aber deutlich unter den 54,20 Dollar, die Musk pro Aktie bietet.
Unter den Aktionären gibt es großen Unmut: Ein Aktionär des Unternehmens startete wegen angeblichen Wertpapierbetrugs eine potenzielle Sammelklage gegen Musk. Das teilte die zuständige Anwaltskanzlei in Boston mit. Musk soll sein Twitter-Investment nicht innerhalb der gesetzlichen Meldefrist öffentlich gemacht haben, so der Vorwurf. Dadurch sei eine Börsenreaktion hinausgezögert und der Aktienkurs künstlich niedrig gehalten worden, während Musk seinen Anteil weiter ausbaute.
Bereits der Kauf seiner Twitter-Aktien stellt für Musk das bisher größte Investment außerhalb seiner Tesla- und SpaceX-Unternehmungen dar. Da er darüber hinaus in zahlreiche Projekte verwickelt ist, vermuten Beobachter, Musk könne sich endgültig verzetteln. Viele Tesla-Aktionäre dürften deshalb aufatmen, wenn die Twitter-Übernahme scheitert.
Mit Agenturmaterial.
Dieser Artikel erschien zuerst am 19.04.2022 um 16:34 Uhr.
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