Eine Milliarde Dollar pro Jahr gibt Amazon-Gründer Jeff Bezos für Raumfahrt aus. Schon 2018 will er mit seiner Firma Blue Origin Touristen ins All schicken. Diese Flüge sind laut Bezos erst der Anfang einer neuen Ära.
New York Dunkle Pilotenbrille, schwarze Fliegerjacke mit Lederärmeln, blaue Jeans – Jeff Bezos sieht aus wie Tom Cruise in „Sie fürchten weder Tod noch Teufel“, dem Film aus den 80er-Jahren, eher als „Top Gun“ bekannt. Statt vor einem Kampfjet steht der Amazon-Gründer vor einer Rakete, auf der noch die Brandspuren der letzten Flüge zu sehen sind.
So inszeniert sich Bezos auf einer Fachkonferenz in Colorado. Das ist neu, ein wenig imitiert er damit Konkurrent Elon Musk. Der Gründer der Raketenfirma Space X tritt mit Lichtshow und Musikeffekten auf, um Mars-Pläne zu verkünden oder neue Elektroautomodelle von Tesla vorzustellen.
Zum ersten Mal sprach Bezos nun ausführlich über seine Weltraumpläne. Ende 2018 will er mit seiner Firma Blue Origin sechs Touristen ins All schießen. Bis zu elf Minuten dauert die Reise in der vollautomatisierten Rakete, mit übergroßen Fenstern und Ledersitzen. Über den Fahrpreis wollte Bezos nichts sagen, Konkurrenten verlangen um die 300.000 Dollar.
Die Touristenflüge sind laut Bezos der Anfang einer neuen Ära. Die Kosten für Weltraumtechnik würden durch Erfindungen und Unternehmertum schon bald nur noch ein Hundertstel der derzeitigen betragen und eine „völlig neue Welt“ eröffnen. „Kreativität, Dynamik, wir werden die gleichen Dinge im Weltraum sehen, die ich in den vergangenen 20 Jahren im Internet erlebt habe“, meint der 53-Jährige.
Das lässt einiges hoffen. Der Amerikaner warf 1994 einen lukrativen Job bei einem Hedgefonds in New York hin, packte seine Sachen in ein Auto und fuhr einmal quer durch Amerika. In Seattle gründete er Amazon, das per Internet anfangs Bücher verkaufte. Heute ist das Online-Kaufhaus mit einer Marktkapitalisierung von 434 Milliarden Dollar eines der wertvollsten Unternehmen der Welt.
Vor wenigen Wochen überholte Bezos Warren Buffett als zweitreichsten Menschen der Welt, besitzt ein Vermögen von mehr als 78 Milliarden Dollar. Da kann er es sich leisten, jedes Jahr eine Milliarde in Blue Origin zu stecken. Die Zahl offenbarte der Amerikaner zum ersten Mal. Überhaupt ist die Firma mit Sitz in der Nähe von Seattle geheimniskrämerisch. Es gab lange keine Interviews, nur ein paar Mal im Jahr aktualisiert es seine „News“-Website. Der Name „blauer Ursprung“ bezieht sich auf die Erde.
Anfangs konzentrierte sich die Firma auf suborbitale Flüge, baute verschiedene Raketen. Der Durchbruch kam mit New Shepard, die bereits fünfmal in den Weltraum geflogen ist. Blue Origin baut jetzt auch den Raketenmotor für die United Launch Alliance (ULA), ein Joint Venture von Boeing und Lockheed, das früher eine Art Monopol auf Weltraumflüge der Nasa hatte.
Vor wenigen Wochen unterzeichnete Bezos den ersten Vertrag mit einem Satellitenbetreiber. Für das französische Unternehmen Eutelsat wird Blue Origin frühestens 2021 einen Satelliten in die Umlaufbahn schießen. Ein Preis wurde nicht genannt, Konkurrent Space‧ X weist einen Listenpreis von mindestens 62 Millionen Dollar aus. Erst vor kurzem senkte ULA ihren Preis um ein Drittel, verlangt mindestens 109 Millionen Dollar. „Unser Ziel ist es, die Startkosten dramatisch zu senken“, sagte Bezos.
Technik faszinierte ihn schon immer. Als Kleinkind soll er seine Wiege mit einem Schraubenzieher auseinandergenommen haben, später seinen Bruder mit einer Alarmanlage aus seinem Zimmer ferngehalten haben. An der Eliteuniversität Princeton studierte Bezos Elektroingenieurwesen und Informatik, war Vorsitzender der örtlichen Vereinigung „Studenten für die Entdeckung und Entwicklung des Weltraums“.
Mit dem All beschäftigte sich Bezos zeit seines Lebens. Er liebte Science-Fiction wie „Die Zeitfalle“ von Madeleine L‘Engle, fieberte mit den Flügen der Space-Shuttles mit. Als er 1982 der beste Schüler seiner High School in Miami wurde, gab er einer Lokalzeitung ein Interview. In dem schwärmte er von Weltraumhotels, Parks und Kolonien in der Umlaufbahn für zwei bis drei Millionen Menschen. „Die Idee dabei ist es, die Erde zu erhalten“, sagte Bezos damals.
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