PremiumDie Managerin übernahm Ende vergangenen Jahres den Finanzvorstand bei Continental. Gemeinsam mit Konzernchef Nikolai Setzer muss sie das Kerngeschäft sanieren.
Katja Dürrfeld
Eine der Hauptaufgaben der Finanzvorständin von Continental ist die Restrukturierung des Kerngeschäfts.
Bild: Continental
Düsseldorf Viel Vorbereitungszeit hatte Katja Dürrfeld für ihre Aufgabe als Finanzvorständin bei Continental nicht. Erst ein Dreivierteljahr ist sie im Amt – und hat nun Halbjahreszahlen vorgelegt. Große Überraschungen gab es da keine.
Anders, als es ihre Berufung Ende vergangenen Jahres war: Am 17. November 2021 war der Aufsichtsrat von Continental zusammengekommen, der Vorsitzende Wolfgang Reitzle hatte zur Sitzung geladen. Nach Börsenschluss ließ Conti per Pflichtmitteilung die Bombe platzen. Im Rahmen der Diesel-Affäre, in der die Staatsanwaltschaft gegen Mitarbeiter ermittelt, setzte der Aufsichtsrat den langjährigen Finanzvorstand Wolfgang Schäfer vor die Tür. Seine Nachfolgerin: Katja Dürrfeld.
Neben Personalvorständin Ariane Reinhart ist Dürrfeld die zweite Frau im fünfköpfigen Vorstandsteam von Continental. Dass sie auf Schäfer folgen würde, war bereits seit Längerem klar. Die 50-Jährige wurde im Konzern behutsam dafür aufgebaut.
Die in Göttingen geborene Diplom-Betriebswirtin begann ihre Karriere 1997 im Projektmanagement der Industriesparte Contitech. 2013 wechselte sie in die Konzernrevision, ab 2018 war sie Leiterin des Finanzbereichs von Contitech.
Doch dass Dürrfeld bereits 2021 in den Vorstand einzog, war nicht geplant. Denn eigentlich hätte Schäfer seinen Vertrag noch bis 2023 erfüllen sollen. Die Diesel-Affäre beschleunigte den Prozess.
Das Thema begleitet die Finanzvorständin seitdem. Zuletzt entbrannte der Streit zwischen Continental und der ehemaligen Antriebssparte Vitesco. Bei der Trennung war vereinbart worden, dass Vitesco mögliche Geldbußen aus dem Dieselskandal übernehmen sollte. Vitesco jedoch sieht eine Mitschuld bei Continental.
Der Ausgang des Prozesses ist offen. Die Fronten aber sind verhärtet. Dürrfeld musste im Diesel-Zusammenhang den Aufbau von Rückstellungen veranlassen.
Im Tagesgeschäft hat die Finanzvorständin wiederum einen – bilanziell betrachtet – zweigeteilten Konzern von ihrem Vorgänger Schäfer geerbt: Während das Reifen- und Industriegeschäft regelmäßig hohe Gewinne abwirft, schwächelt das Kerngeschäft mit Sensorik, Software und Autokomponenten. Das aber ist ausgerechnet jenes Geschäftsfeld, mit dem Conti in Zukunft nachhaltig wachsen will.
Das Automotive-Geschäft genießt höchste Aufmerksamkeit im Konzern. Conti-Chef Nikolai Setzer selbst kümmert sich darum. Er hat Dürrfeld aber hinzugezogen. Neben ihren Aufgaben als Finanzvorständin trägt sie auch die Verantwortung für die Finanzen der Autosparte.
Für das erste Halbjahr 2022 kann sie allerdings keine großen Erfolge vorweisen. Das Automotive-Geschäft hat einen Verlust von über 700 Millionen Euro angehäuft. „Im Automotive-Bereich gibt es deutlichen Gegenwind bei den Kosten“, gibt Dürrfeld im Gespräch zu den Halbjahreszahlen am Dienstag zu. „Allein in diesem Geschäftsbereich rechnen wir mit einer Milliarde Euro Mehrkosten. Außerdem ist Automotive im Gegensatz zu den anderen Geschäftsfeldern stärker vom schwachen Pkw-Absatz betroffen“, sagte die Managerin.
Dürrfeld muss nun bei den Investitionsentscheidungen Fingerspitzengefühl beweisen. Ausgerechnet im verlustreichen Kerngeschäft sind die Investitionsanforderungen immens. Vor allem der Bereich für das automatisierte Fahren verschlingt viel Geld.
Finanziert wird die Restrukturierung aber besonders von Einnahmen des Reifen- und Industriegeschäfts. Pläne, die Investitionen angesichts der herausfordernden wirtschaftlichen Lage zu senken, hat Dürrfeld nicht.
„Wir halten an unseren Ausgaben für die Forschung und Entwicklung im Bereich des automatisierten Fahrens fest“, sagt sie.
Dem Duo Dürrfeld/Setzer bleibt aber nicht mehr viel Zeit, das Kerngeschäft auf Vordermann zu bringen. Denn die Mitarbeiter der profitablen Sparte wollen Fortschritte bei der Restrukturierung sehen.
Anfang des Jahres lautete aus Finanzkreisen zudem, dass Conti auch eine Abspaltung des Geschäfts mit dem automatisierten Fahren prüfe. Die Pläne dafür lägen bereit, hieß es. Offiziell dementiert das Unternehmen.
Hoffnung macht der Auftragseingang von rund sechs Milliarden Euro im Kerngeschäft. 3,3 Milliarden Euro entfallen dabei auf Display- und Vernetzungslösungen. Im Bereich des automatisierten Fahrens lag der Auftragseingang bei 1,1 Milliarden Euro. Außerdem gelingt es Continental wie vielen anderen Zulieferern auch, die gestiegenen Kosten teilweise an die Kunden aus dem Autobereich weiterzugeben.
„Im ersten Quartal waren die positiven Effekte aus den Gesprächen mit unseren Kunden noch begrenzt. Im zweiten Quartal konnten wir deutlich größere Fortschritte erzielen, und wir gehen davon aus, dass wir auch im dritten Quartal höhere Kosten an unsere Kunden teilweise weitergeben können“, sagt Dürrfeld.
Die Ziele für das Gesamtjahr sieht sie nicht gefährdet.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×