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15.06.2022

12:50

Corona-Impfstoff

Moderna hofft auf Zulassung von Omikron-Booster im Spätsommer

Von: Siegfried Hofmann

Ein neuer Omikron-Booster erhöhte die Antikörperkonzentration stärker als die bisherige Moderna-Impfung. Auch Biontech und Pfizer wollen bald Daten vorlegen.

Ein neues Vakzin soll besser gegen die Omikron-Varianten schützen. dpa

Impfstoff von Moderna

Ein neues Vakzin soll besser gegen die Omikron-Varianten schützen.

Frankfurt Der US-Biotechkonzern Moderna hat am Mittwoch erstmals positive Daten für einen omikron-spezifischen Covid-Impfstoff vorgelegt. Eine Boosterimpfung mit dem Impfstoffkandidaten „mRNA1273.214“ erzeugte danach deutlich höhere Antikörper-Konzentrationen gegen die Omikron-Variante als ein zusätzlicher Booster mit Spikevax, dem etablierten Covid-Vakzin von Moderna – und dies bei vergleichbaren Nebenwirkungen.

„Wir sind damit sehr zuversichtlich, dass dieses Vakzin einen besseren Schutz vor Omikron bietet und die Daten einen Einsatz des Impfstoffs im Herbst stark unterstützen“, kommentierte Moderna Forschungschef Stephen Hoge die Resultate in einem Analysten-Call. Moderna will die Daten nun bei der FDA und anderen Zulassungsbehörden einreichen.

Investoren reagierten am Mittwochnachmittag positiv auf die Daten. Die Moderna-Aktie legte im frühen New Yorker Handel um drei Prozent zu.

Moderna: Omikron-Booster gegen die Corona-Pandemie

Bei dem Omikron-Booster von Moderna handelt es sich um ein sogenanntes bivalentes Vakzin. Es enthält sowohl RNA-Abschnitte für das Spikeprotein der Omikron-Variante als auch RNA der ursprünglichen Wuhan-Variante und wurde in einer Dosis von 50 Mikrogramm verabreicht. Das entspricht der Hälfte der Standarddosis. Der US-Konzern zeigte sich angesichts der Daten überzeugt, dass ein solcher bivalenter Impfstoff die beste Lösung im weiteren Kampf gegen die Corona-Pandemie sei.

„Die Daten in Kombination mit Analysen vorheriger Booster-Kandidaten geben Hinweise darauf, dass der neue bivalente Impfstoffkandidat dazu beitragen kann, die Prävention gegen besorgniserregende Varianten zu erweitern“, erklärte Firmenchef Stephane Bancel. Der kombinierte Auffrischungsimpfstoff-Kandidaten sei angesichts der erhobenen Daten der „Hauptkandidat für die Booster-Saison im Herbst 2022“.

Deutlich mehr Antikörper nach Omikron-Booster nachgewiesen

Das neue Vakzin wurde in einer Studie mit rund 800 Teilnehmern getestet. Jeweils rund die Hälfte der Teilnehmer erhielt das neue bivalente Vakzin oder den etablierten Impfstoff Spikevax als vierte Impfung. In beiden Gruppen wurde bis vier Wochen nach der Impfung ein deutlicher Anstieg der Antikörper gegen Omikron beobachtet.

Allerdings war dabei der Anstieg beim bivalenten Impfstoff im Schnitt mit dem Faktor sieben deutlich stärker als bei Spikevax, das die Antikörperkonzentration um das 3,8-fache erhöhte. Insgesamt war das Antikörper-Level beim neuen Vakzin 1,78-fach höher als beim herkömmlichen Impfstoff.

Zudem war beim bivalenten Vakzin auch die Antikörperkonzentration gegenüber dem Originalvirus etwas höher als bei Spikevax. Es biete insofern keine Nachteile beim Schutz gegen ältere Varianten, so Hoge. Daten zur längerfristigen Wirkung will Moderna in den nächsten Monaten vorlegen.

Auch die Mainzer Biontech und ihr US-Partner Pfizer dürften in den nächsten Tagen oder Wochen Daten aus einer Studie mit einem Omikron-Impfstoff vorlegen. Im Gegensatz zu Moderna favorisiert Biontech dabei allerdings keinen bivalenten Corona-Impfstoff, sondern ein reines „Omikron-adaptiertes“ Vakzin, das inzwischen in verschiedenen Konstellationen getestet wird: als Viertimpfung nach drei Dosen des etablierten Impfstoffs, als Dritt- und Viertimpfung nach der primären Impfung sowie als eigenständige Dreifachimpfung bei Personen, die bisher noch gar nicht geimpft wurden.

Corona: Impfstoff-Erlöse in Milliardenhöhe für Moderna und Biontech

Angesichts der inzwischen sehr starken Dominanz der Omikron-Variante mit einem geschätzten Anteil von mehr als 99 Prozent aller Infektionen sieht Biontech-Chef Ugur Sahin wenig Bedarf für ein Kombinationsvakzin. Er verweist auf Analysen bei Personen, die sich nach drei Impfungen mit der Omikron-Variante infizierten. Der Kontakt mit dem Spike-Protein des Omikron-Virus erzeugt danach bei schon geimpften Personen eine relativ breite Antikörperantwort gegen diverse Varianten.

Sahin sieht das als Indiz dafür an, dass auch ein reiner Omikron-Impfstoff eine entsprechend breite Reaktion erzeugen kann und insofern keine Nachteile in der Schutzwirkung gegen ältere Varianten des Coronavirus mit sich bringt.

Die Studiendaten, die Biontech und Pfizer in den nächsten Wochen vorlegen werden, dürften insofern auch Hinweise dazu liefern, was die beste Impfstrategie für den Herbst sein könnte. Als wahrscheinlich gilt aber schon jetzt, dass letztlich wohl beide Impfstoffe zugelassen werden.

Zudem haben sich sowohl Moderna als auch Biontech/Pfizer dank umfangreicher Vorab-Lieferverträge auch unabhängig von der Zulassung von Omikron-Impfstoffen bereits hohe Umsätze für das laufende Jahr gesichert. Moderna stellt bisher Impfstoff-Erlöse von 21 Milliarden Dollar in Aussicht, Pfizer von 32 Milliarden Dollar. Biontech plant mit einem Umsatz von 13 bis 17 Milliarden Euro.

Erstpublikation: 08.06.22, 14:35 Uhr (aktualisiert: 08.06.22, 16:24 Uhr).

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